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Myron Bolitar 03 - Der Insider

Myron Bolitar 03 - Der Insider

Titel: Myron Bolitar 03 - Der Insider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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die Playoffs zusteuert. Mit ein bisschen Glück können wir uns den Heimvorteil für die ganzen Playoffs erkämpfen. Es hat ein bisschen gedauert, bis alle an einem Strang ziehen. Das ist immer eine heikle Sache, weißt du? Da darf keiner aus der Reihe tanzen. Gregs Verschwinden hat uns echt den Wind aus den Segeln genommen, aber dann haben wir's wieder hingekriegt. Na ja, und jetzt bist du plötzlich da. Clip hat nichts erklärt, sondern einfach drauf bestanden, dass wir dich in die Mannschaft aufnehmen. Alles klar, Clip ist der große Häuptling, keine Frage. Aber jetzt müssen alle anpacken, damit wir wieder richtig Wasser untern Kiel kriegen, klar?«
    Das Metapherngewirr machte Myron schwindlig.
    »Natürlich. Da will ich wirklich nicht im Weg stehen.«
    »Ist mir schon klar.« Er stand auf und stellte mit einer schwungvollen Bewegung den Stuhl zurück. »Du bist ein guter Junge, Myron. Bist schon immer offen und ehrlich gewesen. Genau das brauchen wir jetzt. Einen, für den das Team an erster Stelle steht, stimmt's?«
    Myron nickte. »Ein Formationstänzer, der weiß, wo's langgeht. «
    »Prima, alles klar. Wir sehen uns da draußen. Und mach dir keine Sorgen. Du wirst nicht eingewechselt, außer, wenn wir die vom Platz fegen.« Mit diesen Worten hievte er seinen Gürtel über den Bauch und schlenderte - gekonnt - aus dem Raum.
    Drei Minuten später rief der Kipper: »Alle an der Tafel versammeln, Jungs.« Keiner schenkte ihm Aufmerksamkeit. Er wiederholte es mehrere Male, tippte den Spielern, die durch ihre Walkmans in Trance waren, auf die Schultern, damit sie ihm zuhörten. Es dauerte zehn Minuten, bis zwölf Profisportler sich ein paar Schritte bewegt hatten. Coach Donny Walsh kam aufgeblasen hereinspaziert, stellte sich in die Mitte und ließ diverse überstrapazierte Klischees vom Stapel. Das sollte nicht heißen, dass er ein schlechter Trainer war - aber bei mehr als hundert Spielen pro Saison ist es schwer, sich immer wieder etwas Neues einfallen zu lassen.
    Die Motivationsrede dauerte volle zwei Minuten. Ein paar Jungs schalteten nicht einmal ihren Walkman aus. TC war damit beschäftigt, seinen Schmuck abzulegen, eine Aufgabe, für die äußerste Konzentration und ein Team gut ausgebildeter Techniker erforderlich war. Dann verstrichen ein paar weitere Minuten, bis die Tür der Umkleidekabine geöffnet wurde. Alle legten ihre Walkmans ab und drängten nach draußen. Offenbar ging es aufs Spielfeld.
    Also los.
    Myron stand ganz hinten in der Schlange. Er schluckte. Es lief ihm kalt über den Rücken. Als er die Rampe erklomm, hörte er eine Stimme über den Lautsprecher kreischen: »Uuuuu-und hiiiiier sind sie, die New Jersey Dragons!« Musik plärrte. Er trabte übers Feld.
    Beifallsstürme donnerten. Die Spieler teilten sich automatisch in zwei Reihen und machten sich mit den üblichen Korblegern warm. Myron hatte das schon tausendmal gemacht, dachte jetzt aber zum ersten Mal darüber nach, was er da eigentlich tat. Als Star oder Anfänger wärmte man sich locker und gleichgültig auf. Man hatte keinen Grund, sich sonderlich anzustrengen. Schließlich konnte man den Zuschauern hinterher im Spiel noch zeigen, was man drauf hatte. Die Reservespieler - zu denen Myron nie gehört hatte - wärmten sich auf zwei unterschiedliche Arten auf. Einige gaben alles, drehten sich im Sprung, stopften die Bälle rückwärts oder mit weit ausholenden Bewegungen in den Korb. Mit einem Wort: sie gaben an. Myron hatte darin immer eine gewisse Verzweiflung gesehen. Die anderen hängten sich an die Superstars, passten ihnen die Bälle zu oder verteidigten kurz. Sie waren gewissermaßen die Sparringspartner der Stars - und hofften, dass etwas von ihrem Ruhm für sie abfiel.
    Myron stand vorne in der Korbleger-Reihe. Ihm passte jemand einen Ball zu. Beim Aufwärmen ist man meist unbewusst der Überzeugung, dass alle Augen in der Arena auf dich gerichtet sind, obwohl die meisten Zuschauer noch dabei sind, ihre Plätze zu suchen, sich zu unterhalten, sich etwas zu essen zu holen oder die anderen Zuschauer zu beobachten, und den paar, die wirklich zusahen, war es vollkommen egal, was man da tat. Myron dribbelte zweimal und legte den Ball gegen das Glas, und drin war er. Herrje, dachte er. Das Spiel hatte noch nicht einmal begonnen, und er wusste schon nicht mehr, was er machen sollte.
    Fünf Minuten später lösten sich die Korbleger-Reihen auf, und die Spieler warfen ein paar Distanzwürfe. Myron sah kurz auf die Tribüne.

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