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Myron Bolitar 03 - Der Insider

Myron Bolitar 03 - Der Insider

Titel: Myron Bolitar 03 - Der Insider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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einem das ein wahnsinniges Hochgefühl, verstehst du?«
    Myron nickte. Das kannte er nur zu gut. »Darf ich dich noch was anderes fragen?«
    »Schieß los.«
    »Was ist mit den ganzen Tätowierungen und den Piercings?«
    Er grinste. »Stören die dich?«
    »Eigentlich nicht. Ich bin nur neugierig.«
    »Nimm einfach mal an, dass ich das gut finde«, sagte TC. »Reicht dir das?«
    »Klar«, sagte Myron.
    »Aber glauben tust du's nicht, oder?«
    Myron zuckte die Achseln. »Eher nicht.«
    »Wenn ich ehrlich bin, find ich die schon ganz gut. Ich hab die aber vor allem, weil viel Geld drin steckt.«
    »In den Piercings?«
    »Im Basketball. Da steckt viel Geld drin. Richtig viel. Weißt du, wie viel ich mit Werbung mache? Einen Riesenhaufen. Und wieso? Weil sich Geschmacklosigkeit gut verkaufen lässt. Guck dir Deon an. Oder Rodman. Je mehr verrückte Scheiße ich mache, desto mehr geben sie mir dafür.«
    »Also spielst du nur?«
    »Zum Teil schon. Andererseits schockiere ich die Leute schon gern. So bin ich nun mal. Aber ich mach's vor allem für die Medien.«
    »Und die zerreißen sich dann das Maul über dich«, sagte Myron.
     »Ist doch scheißegal. Wenn sie über mich berichten, bringt mir das Geld. So einfach ist das.« Er grinste. »Ich verrat dir mal was, Myron. Die Medien sind das dümmste Geschöpf auf Gottes grüner Erde. Weißt du, was ich eines Tages tun werde?«
    Myron schüttelte den Kopf.
    »Eines Tages schmeiß ich die Ringe und den ganzen Kram weg und fang an, mich ordentlich zu kleiden. Dann red ich noch höflich — du weißt schon, mit Yes-Sirs und Yes-Madams -und laber diesen Mist, den sie so gerne hören, von Respekt und Teamgeist und so. Weißt du, was dann abgeht? Dieselben Wichser, die jetzt erzählen, dass ich die Integrität des Spiels kaputtmache, werden mir den schwarzen Arsch küssen. Sie werden verbreiten, dass ich eine wundersame Verwandlung durchlebt habe und jetzt ein wahrer Held bin. Dabei habe ich nur meine Rolle etwas verändert.« TC grinste ihn breit an.
    Myron sagte: »Du bist schon eine harte Nummer, TC.«
    TC wandte sich wieder der Skyline zu. Myron sah ihn schweigend an. Er nahm ihm nicht alles ab, was er sagte. TC log zwar nicht, sagte aber auch nicht die ungeschminkte Wahrheit - vielleicht konnte er sie nicht einmal sich selbst gegenüber eingestehen. Er verletzte die Menschen. Er glaubte wirklich, dass ihn niemand lieben konnte, und das tat weh, egal, wie hart man war. Es verunsicherte einen. In solchen Situationen wollte man sich verstecken und Mauern um sich herum errichten. Das wirklich Traurige daran war allerdings, dass TC zumindest zum Teil recht hatte. Wer hätte sich schon für ihn interessiert, wenn er kein Profi-Basketballer geworden wäre? Was wäre aus ihm geworden, hätte er nicht die Fähigkeit gehabt, andere in einem Spiel zu besiegen? TC benahm sich wie ein hübsches Mädchen, das von einem verlangte, tief in sie hineinzublicken, um ihre Seele zu entdecken, dabei aber vergaß, dass man sich nur deshalb diese Mühe machte, weil sie so schön war. Wenn man die physische Schönheit wegnahm - wenn sie zum Beispiel hässlich gewesen wäre -, interessierte sich niemand dafür, an der Oberfläche zu kratzen, um die innere Schönheit zu entdecken. Nähme man TC seine körperlichen Fähigkeiten, würde das gleiche passieren.
    Am Ende war TC nicht so verrückt, wie er sich in der Öffentlichkeit gab, ruhte aber auch nicht in dem Maße in sich, wie er Myron glauben machen wollte. Myron war kein Psychologe, vermutete aber, dass hinter den Tätowierungen und Piercings mehr steckte als reine Geschäftemacherei. Für eine so oberflächliche Erklärung drangen sie zu tief in den Körper ein. Bei TC kamen viele Faktoren zum Tragen. Als ehemaliger Basketballstar verstand Myron ein paar - da Myron und TC aber aus völlig unterschiedlichen Welten stammten, konnte er viele andere aber auch nicht ohne Weiteres nachvollziehen.
    TC durchbrach die gemeinsam genossene Einsamkeit. »Jetzt habe ich eine Frage an dich«, sagte er.
    »Nur zu.«
    »Was willst du wirklich hier?«, fragte TC.
    »Hier? Bei dir im Haus...«
    »In der Mannschaft. Pass auf, Mann, ich hab dich spielen sehen, als ich in Junior High war. Da hast du in der NCAA gespielt. Du warst fantastisch, ja? Aber das ist lange her. Dir muss doch klar sein, dass du es nicht mehr bringst. Spätestens heute Nachmittag beim Training hättest du es merken müssen.«
    Myron versuchte, seine Fassungslosigkeit zu verbergen. Waren sie

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