Myron Bolitar 03 - Der Insider
fürchte, es wird äußerst schmerzhaft.«
Myron versuchte nicht einmal, eine komische Bemerkung zu machen. »Hey, warten Sie«, sagte er schnell. »Es gibt keinen Grund, Gewalt anzuwenden.«
Der B-Man zuckte lächelnd die Achseln. »Warum muss es denn immer einen Grund geben?«
Myrons Augen weiteten sich. Angst breitete sich in seinem Bauch aus. »Warten Sie«, sagte er. »Ich rede.«
»Das ist mir klar«, erwiderte der B-Man. »Aber zuerst führen Sie uns noch ein bisschen an der Nase herum ...«
»Nein, mach ich nicht.«
»Bitte unterbrechen Sie mich nicht. Das ist einfach unhöflich.« Das Lächeln war verschwunden. »Wo war ich?«
»Zuerst führt er uns noch an der Nase herum«, soufflierte der Fahrer.
»Richtig, danke.« Er wandte sein weißes Lächeln wieder Myron zu. »Erst werden Sie Zeit schinden. Sie werden Theater spielen. Sie werden hoffen, dass wir Sie irgendwohin bringen, wo Ihr Partner Sie retten kann.«
»Partner?«
»Sie sind doch noch mit Win befreundet, nicht wahr?«
Der Mann kannte Win. Das war nicht gut. »Was für ein Win?«
»Da haben wir's«, sagte B-Man. »Das habe ich gemeint, als ich sagte, Sie würden uns an der Nase herumführen. Mir reicht das schon.«
Er kam näher. Myron fing an, sich zu wehren, aber der Mann mit dem Halstuch rammte ihm den Revolver in den Mund. Der Lauf schlug hart gegen die Zähne, und Myron musste würgen. Es schmeckte kalt und metallisch.
»Erst zerstöre ich Ihr Knie. Dann reden wir.«
Der andere Mann streckte Myrons Bein durch, während der Bewaffnete den Revolver aus Myrons Mund zog und ihn ihm wieder auf die Schläfe presste. Beide packten fester zu. Der B-Man beugte sich über Myrons Knie. Er hatte die Finger wie Adlerkrallen gespreizt.
»Warten Sie!«, schrie Myron.
»Nein«, erwiderte B-Man ruhig.
Myron wand sich. Er griff nach einer der im Boden eingelassenen Ösen, umklammerte sie und spannte sämtliche Muskeln an. Es dauerte nicht lange.
Der Aufprall erschütterte den Lieferwagen. Myron war darauf vorbereitet gewesen. Alle anderen nicht. Sie stürzten übereinander, ihre Griffe lockerten sich. Glas splitterte. Metall scheuerte kreischend auf Metall. Bremsen quietschten. Myron klammerte sich fest, bis der Lieferwagen zum Stehen kam. Dann rollte er sich zusammen und drückte sich in eine Ecke. Er hörte ein paar Schreie, dann wurde eine Tür aufgerissen. Jemand schoss. Eine Kakophonie panischer Stimmen ertönte. Der Fahrer ließ sich geduckt aus der Tür fallen. Der B-Man sprang wie ein Grashüpfer hinterher. Die Schiebetür wurde aufgerissen. Als Myron aufblickte, stand Win mit gezogener Pistole hinten im Wagen. Der Mann mit dem Halstuch hatte sich wieder aufgerappelt. Er griff nach seinem Revolver.
»Fallen lassen«, sagte Win.
Der Mann mit dem Halstuch ließ den Revolver nicht fallen. Win schoss ihm ins Gesicht. Er richtete die Pistole auf den Mann, der auf Myrons Brust gesessen hatte.
»Fallen lassen«, sagte Win.
Der Mann ließ seine Waffe fallen. Win lächelte ihn an. »Wir lernen aber schnell.«
Wins Blick wanderte ruhig von rechts nach links, ohne auch nur ein einziges Mal zu zucken. Win selbst schien eher zu gleiten als zu gehen. Seine Bewegungen waren knapp und kontrolliert. Er betrachtete seinen Gefangenen.
»Reden Sie«, sagte Win.
»Ich weiß überhaupt nichts.«
»Das ist keine sehr kluge Antwort«, sagte Win ruhig und mit Nachdruck. Der nüchterne Tonfall war furchteinflößender als jedes Anbrüllen. »Wenn Sie nichts wissen, sind Sie für mich nutzlos. Wenn Sie für mich nutzlos sind, ergeht es Ihnen wie ihm.« Er deutete auf die reglose Gestalt zu seinen Füßen.
Der Mann hob die Hände. Seine Augen waren rund und weiß. »Hey, Sekunde noch, ja? Das ist kein Geheimnis. Ihr Kumpel hat seinen Namen schon gehört. Baron. Er heißt Baron. Aber jeder nennt ihn den B-Man.«
»Der B-Man arbeitet im mittleren Westen«, sagte Win. »Wer hat ihn hergeholt?«
»Ich weiß es nicht. Das schwöre ich.«
Win streckte die Pistole weiter in seine Richtung. »Sie machen sich schon wieder überflüssig.«
»Es stimmt aber. Wenn ich mehr wüsste, würd ich's sagen. Ich weiß nur, dass der B-Man gestern Abend mit dem Flugzeug angekommen ist.«
»Warum?«, fragte Win.
»Es hat irgendwas mit Greg Downing zu tun. Mehr weiß ich nicht, das schwöre ich.«
»Wie viel schuldet Downing ihm?«
»Weiß ich nicht.«
Win trat noch näher an ihn heran. Er drückte dem Mann den Pistolenlauf zwischen die Augen. »Aus dieser
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