MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)
gewaltigen Sturz über die Donnerklippe bislang überlebt. Ganz sicher haben die wirbelnden Wasser diese Alwenhunde genauso verschlungen wie die Leiche des Sehers.«
Herzog Dhrago gab sich damit allerdings nicht zufrieden. Unbarmherzig schickte er die Männer in die schäumenden Wogen und hieß sie das Becken und das Schilf absuchen, während er auf seinem Streitross am Ufer zurückblieb.
Die Krieger trieben ihre widerstrebenden Pferde ins Wasser, das ihnen schon bald bis zum Bauch und darüber hinausreichte. Das ungewohnte Element und das Tosen des Donnerfalls versetzten die Tiere zunehmend in Panik. Sie wieherten und schnaubten vor Angst und Wut zugleich und versuchten, sich den Zügeln zu widersetzen. Ihre Reiter jedoch kannten genauso wenig Erbarmen wie Dhrago und hielten die Tiere eisern in der schäumenden Flut. Trotz angestrengter Suche konnten sie die Gefährten jedoch nirgendwo entdecken und der Unterführer kam nach geraumer Zeit unverrichteter Dinge zu Herzog Dhrago zurück.
»Wir sollten den Einsatz abbrechen, Herr. Wie ich bereits gesagt habe: Entweder haben diese Bastarde den Sturz nicht überlebt - oder sie sind ertrunken und fortgespült worden.«
»Verdammt!«, fluchte Dhrago mit finsterer Miene. »Habt ihr auch gründlich genug gesucht?«
»Aber natürlich, Herr! Das habt Ihr doch selbst gesehen!«
»Ach!«, knurrte der Herzog ungehalten und ließ seinen Blick ein weiteres Mal über das schäumende Wasserbecken und die Ufer schweifen. Mit einem Mal verengte sich sein Blick und er streckte den Arm aus. »Und dort?« Er deutete auf die kleine Schilfinsel, die mitten im Flusslauf schaukelte. »Habt ihr auch dort nachgeschaut?«
»Selbstverständlich, Herr!« Der Unterführer versuchte, seinen Ärger zu verbergen. »Da gibt es nichts als ein paar harmlose Enten, die allesamt aufgeflogen sind, als wir uns näherten.«
»Tatsächlich?«, knurrte Dhrago. »Und warum bewegen sich dann die Schilfrohre? Und zwar entgegen der Strömung des Flusses?«
Der Krieger drehte sich im Sattel um - und da erkannte er es selbst: Ein paar Halme in der Mitte des Insel schwankten deutlich sichtbar hin und her!
»Marsch!«, kommandierte der Herzog. »Sieh sofort nach, was da los ist!«
Der Unterführer wendete seinen Rappen auf der Hinterhand, trieb ihn gegen den heftigen Widerstand des Tieres ins Wasser zurück und auf die verdächtige Stelle zu. Er war bereits bis auf wenige Pferdelängen herangekommen, als urplötzlich eine Ente aus dem Schilf hervorschoss und unter lautem Geschnatter davonflatterte - empört über die neuerliche Störung.
Mit erleichtertem Lächeln drehte der Reiter sich zu seinem Anführer um. »Habt Ihr gesehen, Herr? Wie ich gesagt habe: Hier gibt es nichts als Enten!«
Da endlich hatte Herzog Dhrago ein Einsehen. Er befahl den Abbruch der Suche und machte sich mit seinen Männern auf den Rückweg nach Helmenkroon.
Der letzte Reiter war kaum um die nächste Flussbiegung verschwunden, als Leben in die kleine Schilfinsel kam. Einer nach dem anderen tauchten Niko, Ayani und Kieran daraus hervor. Die abgeschnittenen Schilfrohre in ihren Mündern hatten sie mit der lebensnotwendigen Atemluft versorgt, während sie sich inmitten des Rohrdickichts unter der Wasseroberfläche verborgen gehalten hatten.
Niko schickte der entschwundenen Truppe grimmige Blicke hinterher. »Es wurde auch höchste Zeit, dass sie endlich abzogen! Lange hätte ich das nicht mehr ausgehalten. Man bekommt ja kaum Luft durch diese schmalen Dinger hier!« Wie zum Beweis hob er seinen Schilfhalm in die Höhe, bevor er ihn ins Wasser zurückwarf.
»Du hättest dir einfach einen dickeren Halm aussuchen sollen«, sagte Ayani und lächelte. »Wie ich zum Beispiel.« Tatsächlich hatte sie ein Rohr von fast doppeltem Durchmesser erwischt.
»Wenn ich die Zeit geha -«, hob Niko an, wurde aber von Kieran unterbrochen.
»Hört auf zu streiten!«, wies er seine Begleiter zurecht. »Was soll ich denn da sagen? Ich musste schließlich noch diese vermaledeite Ente festhalten und ihr den Schnabel verschließen, bevor ich sie im richtigen Moment loslassen konnte.«
»Das hast du wirklich gut gemacht, Kieran«, sagte Niko ernst, um dann mit verschmitztem Grinsen hinzufügen: »Aber für einen Waldmenschen wie dich war das bestimmt kein Problem. Du lebst doch mit den Tieren auf Du und Du.«
Während Ayani loskicherte, sah es fast so aus, als wollte
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