MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)
vermutet!«, flüsterte der Seher atemlos, als mit einem Mal ein fernes Brausen erklang, das rasch näher kam und immer lauter wurde, bis es schließlich hinter seinem Rücken verstummte.
Brani musste sich nicht umdrehen, um die Frau zu erkennen. »Sâga«, flüsterte er entsetzt. »Was... was führt Euch zu mir?«
Ihre Stimme klang eiskalt. »Damit hast du wohl nicht gerechnet, Brani?«
Der Seher schwieg betreten.
Die Schwarzmagierin stellte sich vor ihn hin und blickte ihn finster an. »Dabei müsstest du doch wissen, dass meine Macht noch immer größer ist als deine.«
»Seid... seid Ihr Euch da ganz sicher?«, wagte Brani zu sagen.
»Aber natürlich, du Narr! Wie könnte ein Schüler je mächtiger sein als seine Meisterin? Ich habe dich doch erst zu dem gemacht, der du bist. Ich ganz alleine habe dir deine besonderen Kräfte verliehen. Wie kannst du es also wagen, mich so schmählich zu verraten?«
Noch ehe Sâgas Krallenhand an seine Kehle zuckte, wusste Brani, dass seine letzte Stunde gekommen war. Bevor er für immer ausgelöscht wurde, tanzte ihm ein letzter tröstlicher Gedanke durch den Kopf: dass Sâga ihm wenigstens in einem unterlegen war - sie konnte bei Dunkelheit viel schlechter sehen als er.
E s gibt ein Problem mit deinem Buch?« Jessie schaute ihren Vater verwundert an. »Welches denn?«
Thomas wirkte mit einem Mal regelrecht bedrückt. »Meine anfängliche Begeisterung war auch deswegen so groß, weil ich fest davon überzeugt war, dass sich vor mir noch niemand mit diesem Stoff beschäftigt hatte. Schließlich träumt jeder Schriftsteller davon, ein möglichst originelles Buch zu schreiben, das es so oder so ähnlich noch nie zuvor gegeben hat. Das ist gar nicht so einfach bei der Unmenge an Büchern, die im Laufe der Menschheitsgeschichte geschrieben wurden - und jedes Jahr kommen weitere dazu! Bei Fantasy-Büchern scheint mir das Problem besonders groß zu sein. Einerseits gibt es da gewisse Standards, die die Leser geradezu erwarten, und auf der anderen Seite soll jedes Buch besonders originell sein. Dabei ist auch das einschlägige Figurenarsenal inzwischen weltweit bekannt, sodass es immer schwieriger wird, wirklich neuartige Charaktere zu erfinden. Was gleichzeitig bedeutet, dass man in jedem neuen Buch fast immer wieder altbekannte Motive oder auch nur Spuren davon entdeckt - ganz egal, wie viel Mühe der Autor sich gegeben hat.«
Jessie wusste nicht so recht, worauf der Vater hinauswollte. Sie ging zur Couch zurück und setzte sich wieder hin. »Und was hat das mit deinem Problem zu tun?«
Thomas runzelte die Stirn und atmete kräftig durch. »Also - ich war mit dem Entwurf so gut wie fertig und hatte alles schon ziemlich genau geplant: die Grundzüge der Geschichte, die Welt, in der sie spielt, und auch die wichtigsten Figuren. Aber dann musste ich plötzlich feststellen, dass sich ein anderer Autor schon lange vor mir mit genau dem gleichen Thema beschäftigt hat.«
»Nä, nee?« Jessie blickte ihn ungläubig an. »Aber seine Geschichte ist doch bestimmt nicht die gleiche wie deine?«
»Das ist ja das Problem!«, antwortete Thomas Andersen gequält. »Ich kann das überhaupt nicht überprüfen, weil es das Buch nämlich gar nicht mehr gibt! Es ist schon mehr als zweihundert Jahre alt und nirgendwo mehr aufzutreiben.«
Jessie schüttelte verwirrt den Kopf. »Dann verstehe ich nicht, warum du dir Gedanken machst.«
»Ganz einfach.« Thomas stand wieder auf und wanderte unruhig auf und ab. Die Sache machte ihm offensichtlich schwerer zu schaffen, als Jessie vermutet hatte. »Nehmen wir einfach mal an, mein Buch ist fertig und steht in den Buchhandlungen - und plötzlich taucht doch noch ein Exemplar dieser alten Geschichte auf. Dann stellt sich heraus, dass die Bücher sich so verblüffend ähnlich sind...« Thomas schaute seine Tochter unglücklich an. »Das wäre mir schrecklich peinlich, Jessie, selbst wenn ich nichts dazukönnte. Schon der bloße Gedanke daran macht mich krank und raubt mir den Schlaf.« Damit drehte er sich um und stapfte zu seinem Schreibtischstuhl zurück.
»Jetzt übertreibst du aber, Papa! Es ist doch mehr als unwahrscheinlich, dass so was passiert.«
»Eben nicht!«, widersprach Thomas heftig. »Die grobe Inhaltsangabe, die ich von dem Buch habe, lässt mich einfach das Schlimmste fürchten. Nicht genug, dass die Geschichte offensichtliche Ähnlichkeiten mit
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