MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)
gemerkt!« Jessie klang leicht gekränkt. »Ich bin ziemlich oft hier und hab noch niemanden getroffen.«
Jessies Eltern war zunächst gar nicht bewusst gewesen, so erklärte das Mädchen seinen Begleitern, dass sie mit dem Pfortnerhof gleichzeitig auch die alte Hütte erworben hatten. Erst bei einem genaueren Blick ins Grundbuch war ihnen aufgefallen, dass die Schutzhütte mitsamt dem umliegenden Wald- und Moorgelände schon seit ewigen Zeiten zum Hof gehörte.
»Warum das denn?«, fragte Niko überrascht.
»Keine Ahnung.« Jessie zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls hat Schorsch Brauer, der Vorbesitzer, die Hütte immer zur Jagd auf Moorhühner und Enten benutzt. Wahrscheinlich ist sie deshalb noch so prima in Schuss.«
»Gut möglich«, sagte der Senshei. »Es könnte allerdings auch andere Gründe dafür geben.«
Ungeachtet der ratlosen Blicke, die Niko und Jessie ihm zuwarfen, stapfte Nalik zur Eingangstür und zog sie auf. Bevor er die Hütte betrat, drehte er sich noch einmal zu Jessie um. »Was ist denn mit deinem Vater? Kommt der nicht auch hierher?«
»Wieso sollte er?«, erwiderte Jessie. »Er war nur einmal hier draußen - nämlich damals, als er rausgefunden hat, dass der Schuppen zum Pfortnerhof gehört.«
»Und seitdem nicht mehr?«
»Nein. Er hat doch überhaupt nicht die Zeit dazu.« Jessie schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre Haare flogen. »Und jemand anderen hab ich hier auch noch nicht getroffen. Wie gesagt: Ich komme ziemlich oft hierher. Immer wenn mein doofer Bruder mich nervt und ich meine Ruhe vor ihm haben will.«
Niko war überrascht. »Du hast einen Bruder?«
»Leider.« Jessie verzog das Gesicht. »Eigentlich ist er ja mein Stiefbruder. Er heißt Maik und stammt aus Mamas erster Ehe. Er stresst manchmal ganz gewaltig. Deshalb bin ich auch heilfroh, dass es die Hütte hier gibt.«
Sie bestand nur aus einem einzigen Raum, der recht spärlich möbliert war. Nalik Noski ging sofort zu den drei kleinen Fenstern, öffnete sie und stieß die Läden auf. Frische Luft strömte herein und das schwindende Abendlicht warf rotgoldenes Licht auf den Boden und die Wände. Gegenüber der Eingangstür stand ein altertümlicher Holzherd, gleich daneben befand sich die Spüle mit dem Wasserhahn. Auf dem Bord darüber waren ein Wasserkessel, eine Kanne, Trinkbecher und Gläser aufgereiht. Vor den beiden Fenstern an der Längsseite standen ein Tisch und zwei Stühle, in der gegenüberliegenden Ecke waren eine Schlafpritsche und ein eintüriger Schrank zu sehen.
Jessie ging zum Herd und griff nach dem Wasserkessel. »Wenn Sie möchten, koche ich Tee. Vor ein paar Tagen habe ich einige Beutel mitgebracht und auch Zucker. Sie müssten nur Brennholz holen. Es ist hinter dem Haus gestapelt.«
»Vielen Dank, Jessie, aber das schaffe ich schon alleine.« Freundlich, aber bestimmt nahm er ihr den Kessel aus der Hand. »Ihr solltet mir nur ein Versteck besorgen und weiter nichts.« Der Senshei stellte seinen Rucksack ab und ließ seinen Blick noch einmal durch den Raum schweifen. »Perfekt, einfach perfekt«, sagte er schließlich. »Ich glaube, hier kann ich es für eine Weile aushalten.« Mit zufriedenem Lächeln deutete er auf die Pritsche. »Sogar an einen Schlafsack hast du gedacht.«
»Den brauch ich nicht mehr«, erklärte Jessie gönnerhaft. »Ich hab einen neuen zum Geburtstag bekommen.«
Nalik trat auf Niko und Jessie zu und schaute sie mit einem Lächeln an. »Vielen Dank euch beiden. Ohne euch wäre ich echt aufgeschmissen. Aber jetzt will ich euch nicht länger aufhalten. Sonst bekommt ihr am Ende noch Ärger mit euren Eltern.«
Da sein Proviant nur noch fürs Abendbrot reichte, versprach Niko, am nächsten Morgen nicht nur ein Frühstück, sondern gleich Vorräte für mehrere Tage vorbeizubringen, und ließ sich auch durch Herrn Noskis Proteste nicht umstimmen. »Erstens gibt es im Dorf keinen Laden, wo Sie was einkaufen können. Und zweitens hat Opa Melchior mehr als genug im Kühlschrank«, sagte er bestimmt. Dann verabschiedeten Niko und Jessie sich vom Senshei und machten auf den Heimweg.
Diesmal gingen sie direkt in Richtung Ellerhof. Da Niko sich in der Gegend noch nicht so gut auskannte, bestand Jessie nämlich darauf, ihn zuerst dorthin zu begleiten, bevor sie selbst nach Hause ging. Sie waren noch nicht weit von der Hütte entfernt, als Niko stehen blieb und sich verwundert umblickte. Merkwürdig -
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