MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)
lächelte ihn an. »Jetzt sei mal kein Weichling, Arawynn. Halte noch ein bisschen durch - und dann bist du erlöst.«
Arawynn zog eine unwillige Grimasse, doch dann nickte er. »Also gut. Wenn du unbedingt möchtest.«
In diesem Augenblick hörte Ayani einen Vogelschrei - es war ein Falke, kein Zweifel. Eigenartig, ging es ihr durch den Kopf. Täuschte sie sich, oder hatte er tatsächlich geklungen, als wolle er sie warnen? Sie grübelte noch darüber nach, als sie das ungeduldige Schnauben von Pferden vernahm. Ayani erkannte die Laute der herannahenden Krieger sofort wieder, denn sie würde sie in ihrem ganzen Leben nie wieder vergessen. Und noch ehe sie sich umdrehte, wusste sie, was auf Arawynn und sie nun zukam.
L ebensmittel für den Senshei zu organisieren, war viel einfacher, als Niko erwartet hatte. Großartige Heimlichtuerei schien ihm deshalb gar nicht nötig zu sein. Er wartete einfach nur einen passenden Augenblick ab, um sich dann unbeobachtet an den Kühlschrank zu schleichen. Er hatte bereits ein gutes Pfund Wurst, ein großes Stück Käse und ein Glas Gurken in seinen Rucksack gepackt, als Opa Melchior völlig unerwartet in die Küche platzte.
Niko entglitt vor Schreck beinahe die Flasche Milch, die er in der Hand hielt, und gleichzeitig suchte er fieberhaft nach einer einleuchtenden Erklärung für die übergroßen Mengen, die er zusammenraffte.
Der Opa jedoch schaute ihn nur kurz an und nickte ihm dann sogar ermutigend zu. »So ist’s richtig, Niko«, sagte er. »Pack nur tüchtig Proviant zusammen, damit es euch unterwegs an nichts fehlt.«
»Ja, natürlich«, stieß Niko hervor. »Jessie und ich wollen schließlich den ganzen Tag draußen bleiben.«
»Das finde ich eine gute Idee.« Der Opa klopfte ihm so kräftig auf die Schultern, dass er unter der Wucht zusammenzuckte. »Sonst lohnt sich’s ja nicht. Aber dann nimm auch wirklich genug mit. So ein Tag an der frischen Luft macht ordentlich Hunger und Durst, und es wäre doch zu schade, wenn ihr euren Ausflug deswegen frühzeitig abbrechen müsst.« Damit hob Melchior den Zeigefinger. »Aber denkt bitte auch an ein paar Leckerlis für Max und Moritz. Gras und Wasser dürften die unterwegs ja genug finden.« Obwohl ihm das Gehen sichtlich schwerfiel, stieg der Opa dann auch noch in seinen Vorratskeller hinunter, um eine Dauerwurst - natürlich hausgemacht - zu holen.
Als Niko sich dafür bedankte, plagte ihn dann doch das schlechte Gewissen. Allerdings nur kurz, denn im Grunde genommen hatte er ja nichts als die Wahrheit gesagt: Jessie und er wollten tatsächlich einen Ausritt machen. Zwar erst einige Zeit später, aber das brauchte der Opa ja nicht zu wissen. Die Andersens waren nämlich ausgesprochene Langschläfer, wie Jessie ihm auf dem Heimweg noch berichtet hatte, und frühstückten in den Ferien kaum vor zehn Uhr. Da ihre Mutter ziemlich sauer gewesen war, weil Jessie am Vortag das Frühstück hatte ausfallen lassen, wollte sie Lena nicht schon wieder verärgern. Deshalb hatte sie darauf bestanden, dass sie in keinem Fall vor halb elf aufbrachen. Was Niko nur recht war, denn damit blieb ihm ausreichend Zeit für den versprochenen Besuch in der Hütte am Nebelmoor.
Als Niko dort auftauchte, war Nalik Noski schon längst auf den Beinen. Der würzige Geruch eines Kräutertees waberte durch den kleinen Raum. Der Duft war so verlockend, dass Niko sich nicht zweimal bitten ließ, als der Senshei ihm eine Tasse anbot.
Naliks Augen begannen zu leuchten, als Niko den Rucksack auspackte. »Hmm«, schwärmte er und schnupperte an der hausgemachten Wurst. »Wenn die nur halb so gut schmeckt, wie sie duftet, bekomme ich heute das beste Frühstück meines Lebens.«
Niko leistete ihm für eine Weile Gesellschaft. Weil er insgeheim hoffte, dass der Senshei ihm mehr verraten und seinen geheimnisvollen Andeutungen vom Vorabend noch einiges hinzufügen würde. Doch Nalik dachte gar nicht daran. Eigenartigerweise wirkte er auch gar nicht wie jemand, der auf der Flucht vor der Polizei war und sich deshalb verstecken musste. Im Gegenteil: Er war bester Laune und die Gelassenheit in Person. Er plauderte munter über dies und das, sodass Niko sich schon bald leicht enttäuscht von ihm verabschieden wollte. Als er dann allerdings versprach, im Laufe des Tages mit Jessie noch einmal vorbeizukommen, äußerte der Senshei noch eine Bitte: »Es wäre toll, wenn du eine Tageszeitung mitbringen
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