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MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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Bedenken galten nicht Mordur, sondern einer anderen Figur in diesem Spiel: der Schwarzmagierin. Noch immer hatte Rhogarr nicht verstanden, warum Sâga sich auf seine Seite geschlagen hatte. Welchen Vorteil zog sie daraus, dass er nun anstelle Nelwyns auf dem Thron von Helmenkroon saß? Eigentlich keinen, jedenfalls keinen, den er zu erkennen vermochte. Schon damals hatte Rhogarr sich mehr als gewundert, dass die Schwarzmagierin keinerlei Gegenleistung für ihre Unterstützung verlangt hatte. Da Rhogarr eine solche Selbstlosigkeit völlig fremd war, hatte er sofort Verdacht geschöpft und sich gefragt, ob Sâga vielleicht irgendwelche Hintergedanken hegte, die sie nicht offen kundtat. Er hatte hin und her überlegt und sich mit seinen Vertrauten beratschlagt - und war dennoch zu keinem überzeugenden Schluss gekommen. Selbst sein Sterndeuter und sein Wahrsager hatten nichts Verdächtiges herauslesen können, weder aus den Sternen noch aus den Karten oder den Linien seiner Hand. Nur die Hexe Orsana, die er schon damals gelegentlich um Rat gefragt hatte, hatte nach dem eingehenden Studium ihres grässlichen Knochenorakels eine Vermutung geäußert. »Auch wenn Sâga mit den Unsichtbaren im Bunde steht und deshalb über fast grenzenlose Kräfte verfügt«, hatte sie gesagt, »bleibt sie dennoch eine Frau.«
     
    Bei dem Gedanken an die Unsichtbaren verzog Rhogarr verärgert das Gesicht. Dass viele Bewohner Mysterias dem Glauben anhingen, diese geheimnisvollen Wesen hätten ihre Welt erschaffen, konnte er überhaupt nicht verstehen. Für ihn selbst war das nichts als dummer Alwen-Aberglaube, der ihm nur Schwierigkeiten bereitete.
     
    Aber diesen Unsinn würde er dem Bauernpack schon noch austreiben.
     
    Wenn es sein musste, mit Gewalt.
     
    Vielleicht hatten ihn sein Hass und sein Ärger damals auch daran gehindert zu verstehen, was die Hexe eigentlich mit ihrer Bemerkung andeuten wollte. Er wusste noch genau, wie er auf ihre Worte reagiert hatte. »Natürlich ist Sâga eine Frau«, hatte er Orsana ungehalten angeherrscht, um dann für sich hinzuzufügen: »Wenn auch nicht gerade nach meinem Geschmack und nach dem der meisten anderen Männer.« Dann hatte er die Hexe angebrüllt: »Geht das vielleicht etwas genauer?«
     
    »Aber natürlich, Herr«, hatte Orsana geantwortet. »Jede Frau, und selbst die mächtigste, besitzt einen wunden Punkt - nämlich den hier.« Damit deutete sie auf ihr Herz und lächelte.
     
    Als Rhogarr noch immer nicht begriff, wurde Orsana deutlicher: »Wer das Herz und die Gefühle einer Frau verletzt, sei es absichtlich oder auch unabsichtlich, kann sie sich dadurch zur schlimmsten Feindin machen. Was schreckliche Folgen haben kann, besonders dann, wenn sie über so unbegreifliche Kräfte wie Sâga verfügt. Die Botschaft der Knochen ist zwar nicht eindeutig, aber dennoch lässt sie mich vermuten, dass Nelwyn genau das getan haben könnte.«
     
    Es war nur ein vager Hinweis, aber Rhogarr war ihm nachgegangen. Er hatte allerdings keinerlei Beweise für eine wie auch immer geartete Verbindung zwischen Sâga und Nelwyn entdeckt. Im Gegenteil: Obwohl Nelwyn und Königin Nimhuld, wie allgemein üblich in den Hohen Familien des Nivlandes, sich schon im zarten Kindesalter versprochen worden waren, hatte ihre Ehe als glücklich und geradezu vorbildlich gegolten. Ihre Verbindung war zwar kinderlos geblieben, aber dennoch gab es keinerlei Anzeichen, dass er sich einer anderen Frau zugewandt hätte - und schon gar nicht einer so unheimlichen wie Sâga! Deshalb hatte Rhogarr die Vermutung der Hexe Orsana schließlich verworfen. Ein Rest von Zweifel war ihm dennoch geblieben: Seine geheimen Späher hatten nämlich herausgefunden, dass Sâga den Alwen ehemals wohlgesonnen war und niemals feindliche Absichten gegen sie gehegt hatte, bis sich ihr Verhalten urplötzlich gedreht hatte. Danach hatte sie alles unternommen, um Nelwyn zu stürzen - und dafür musste es einen Grund geben. Doch sosehr Rhogarr von Khelm darüber auch nachgegrübelt hatte, er hatte keinen finden können.
     
    Ein eisiger Hauch, der über seinen bloßen Nacken strich, schreckte Rhogarr aus den Gedanken. Noch im gleichen Augenblick vernahm er ein Rauschen, das schnell näher kam. Das Feuer im Kamin loderte auf, als ob ein Windstoß hineingefahren wäre. Die Kerzen begannen zu flackern, mehr und mehr, bis sie schließlich erloschen.
     
    Auch das Rauschen war verstummt.
     
    Rhogarrs gesundes Auge aber verengte sich und ein freudloses

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