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MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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hatte und wo er zu finden war. Aber diese Stellen waren, wahrscheinlich infolge des fehlerhaften Drucks, leider nicht im Buch enthalten.
     
    Auch eine Karte konnte Jessie nirgendwo entdecken, obwohl im hinteren Teil eine Seite herausgerissen worden war - genau wie der verstorbene Zellenkumpel von Henk es erzählt hatte. Aber wenn es sich bei der alten Schwarte tatsächlich um sein Buch handelte, warum hätte er eine leere Seite herausreißen sollen? Zumal auf der Buchseite, die Henk entdeckt hatte, offensichtlich tatsächlich eine Schatzkarte abgedruckt war?
     
    Irgendetwas stimmt da nicht, dachte Jessie verwirrt. Aber trotz intensiven Nachdenkens konnte sie keine Erklärung für den offensichtlichen Widerspruch finden. Nur so viel war klar: Das alte Buch würde bei der Schatzsuche wohl kaum weiterhelfen, was Jessie im Grunde genommen aber ziemlich egal war.
     
    Eines allerdings bedauerte Jessie doch sehr: Im Text wurde nämlich mehrfach eine mächtige Schwarzmagierin erwähnt, die im Nivland hauste und wegen ihrer unheimlichen Kräfte weithin gefürchtet war. Ihr Name lautete Sâga und sie wohnte angeblich in einer Felsenhöhle. Als diese Schwarzmagierin von der Romanze zwischen dem Alwenkönig Nelwyn und dem Menschenmädchen Karin erfuhr, entbrannte sie in großem Zorn - womit endlich ein wenig Dramatik in die recht dröge Geschichte kam! Bis dahin hatte die Autorin nämlich lediglich den wenig ereignisreichen Alltag der Mysterianer geschildert, die offensichtlich in Ruhe und Frieden miteinander lebten und sich gegenseitig kaum Schwierigkeiten machten. Die fehlende Spannung hatte Frau Seikel wohl ebenfalls bemerkt und deshalb einen zusätzlichen Konflikt eingebaut: Die Nachbarländer des Nivlandes, das Grimme Reich und die Marschmark, bedrohten die Alwen nämlich mit Krieg, und so musste König Nelwyn sich dringend an die Spitze seiner Streitkräfte stellen. Darum bat er seine heimliche Geliebte - außer Sâga hatte offensichtlich niemand sonst von der illegitimen Liebesbeziehung erfahren -, in ihre Welt zurückzukehren. Nelwyn steckte ihr einen goldenen Ring an den Finger, der sein Wappen und ihre Initialen trug, und verabschiedete Karin mit den Worten: »Kehre in deine Heimat zurück, Geliebte, bis sich die Wogen des Krieges wieder geglättet haben. Wenn du dann zurückkommst nach Mysteria, wird unserem Glück nichts mehr im Wege stehen.« Das war auch der letzte vollständige Satz des Textes, der unmittelbar darauf völlig abbrach. Ob die Romanheldin dieser Aufforderung nachgekommen war, blieb deshalb ebenso offen wie alle weiteren Ereignisse - und genau die hätten Jessie brennend interessiert. Aber so würde sie wohl nie erfahren, wie die Geschichte von König Nelwyn, seiner menschlichen Geliebten und der Schwarzmagierin Sâga ausgegangen war.
     
    Gedankenversunken blies Jessie eine Haarsträhne aus ihrer Stirn. Wenigstens wusste sie jetzt, was es mit dem geheimnisvollen Siegel auf sich hatte, das auf einer der ersten Buchseiten abgebildet war, direkt unter der Widmung, die Karin Seikel gewählt hatte: »Für Odhur, dem ich meine Schaffenskraft verdanke und der meinen Geist stets aufs Neue beflügelt.«
     
    Es bestand aus dem schildförmigen Wappen der Alwenkönige und zeigte einen graubraunen auffliegenden Falken, der ein riesiges Schwert in seinen Krallen hielt - wahrscheinlich dieses Zauberschwert Sinkkâlion, vermutete Jessie. Darunter befanden sich die Initialen der Autorin: ein großes K und ein großes S.
     
    Aber wer um alles in der Welt konnte nur Odhur sein?
     
    Papa würde das bestimmt wissen, überlegte Jessie. Aber sie wollte ihn lieber nicht stören, wusste sie doch aus Erfahrung, dass seine Laune dann nur noch schlechter wurde.
     
    Stattdessen ging Jessie lieber zum Computer, der, auf Sparmodus geschaltet, auf ihrem Schreibtisch stand, und loggte sich ins Internet ein. Mit ihrer Lieblingssuchmaschine fand sie auf Anhieb mehrere Einträge, allerdings überwiegend in einer leicht veränderten Schreibweise: Odur. Auch wenn die Beiträge teilweise recht widersprüchlich oder manchmal sogar ziemlich abwegig waren, öffnete Jessie ihr Schreibprogramm und hielt die gewonnenen Erkenntnisse fest: »Odhur, manchmal auch Odur genannt - altnordischer Gott der Dichtkunst, der alle Götter und Menschen an Weisheit übertraf. Später lockten ihn Zwerge in einen Hinterhalt und töteten ihn, vermischten sein Blut mit Honig und schufen so den Dichtermet, den sie in einen silbernen Kessel füllten. Wer

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