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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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krampfhafte Zuckungen durch seinen Körper gingen, war sich aber nicht sicher.
    Hunt blickte eher mit Gleichgültigkeit als mit einem Ausdruck des Triumphs auf ihn hinunter, so, als wäre das alles unvermeidlich gewesen. Erst jetzt erkannte Tom, dass Hunt auf seinen Angriff vorbereitet gewesen war.
    Es war Toms letzte Chance gewesen.
    Und Julias.
    Tom war nur noch Zuschauer und nicht mehr Teil der Gleichung – sowohl für Hunt als auch für ihn selbst. Die einfachste Bewegung war für ihn unmöglich. Die Welt um ihn herum war genauso zerschlagen und zusammenhanglos wie seine Gedanken. Plötzlich aber hatte er den Eindruck, dass einige Zeit verstrichen war. Wahrscheinlich war er bewusstlos gewesen, für einige Augenblicke nur, aber irgendetwas hatte sich verändert.
    Sie war wach – Julia. Sie war immer noch angeschnallt, eine Gefangene, doch sie war wach, und sie schrie Brendan Hunt an. Tom konnte nicht verstehen, was sie sagte, hörte nur verzerrte Echos wie aus weiter Ferne. Julias Gesicht war von einer Wut verzerrt, die ihn schockierte. Er hatte sie noch nie so zornig gesehen, so hasserfüllt. Das war nicht sein Kind, das er dort sah. Das war überhaupt kein normales Kind.
    Plötzlich geschah etwas anderes. Toms verwirrtes Hirn brauchte einige Zeit, um zu begreifen, dass Hunt die Pistole aus der Tasche gezogen hatte und sie seiner Tochter an den Kopf hielt. Sie lachte ihn aus, ein Lachen, das vor Verachtung und Abscheu triefte. In dem langen Tunnel, der Tom mit der Welt verband, war es ein widerlicher, furchtbarer Klang. Angeschnallt und hilflos widersetzte das Kind sich dem Mann, der es töten wollte, und forderte ihn auf sein Schlimmstes zu tun.
    Es war Melanie Hagan, die Tom vor sich sah, nicht seine Tochter. Und doch war es der Kopf seiner Tochter, in den Hunt gleich eine Kugel jagen würde.
    Tom versuchte, sich zu bewegen, war aber immer noch so schwach und hilflos wie ein neugeborenes Fohlen. In seinem Kopf verschwamm alles, und er glaubte, sich übergeben zu müssen. Er rang nach Atem.
    Hunt presste die Waffe an Julias Stirn. Um den Lauf herum sah Tom einen weißen Ring auf ihrer Haut. Sie lachte immer noch.
    Hunt zog den Abzug durch …
    O Gott.
    Nichts geschah. Nur ein trockenes Klicken war zu hören.
    Hunt fummelte an der Waffe, betätigte noch einmal den Abzug.
    Wieder nur ein Klicken.
    Die Waffe war blockiert.
    Julias Lachen wurde lauter – ein schrilles, ordinäres Lachen. Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt und ließ ihn nur vorschnellen, um Hunt eine neue Flut von Beschimpfungen ent-gegenzuschleudern.
    Immer wieder zog Hunt den Abzug durch, wurde mit jedem metallischen Klicken hektischer.
    So konnte es nicht weitergehen.
    Und doch war es so.
    Tom begriff dass er noch eine allerletzte Chance hatte. Er wusste nicht, warum sie ihm gegeben wurde oder wie, doch er durfte diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen.
    Hunt war nicht darauf vorbereitet, dass Tom sich plötzlich gegen ihn warf. In seiner Wut über das Versagen der Waffe hatte er Tom ganz vergessen. Nun schleuderte der Aufprall ihn zu Boden. Tom wusste nicht, woher er die Kraft genommen hatte, sich zu bewegen, geschweige denn, Schläge und Tritte auszuteilen und mit bloßen Händen auf seinen Gegner einzuprügeln. Seine Finger schlossen sich wie stählerne Schraubzwingen um Hunts Handgelenk und zwangen ihn, die Hand zu öffnen …
    Es gab eine Explosion. Dann noch eine. Die Waffe hatte zweimal gefeuert. Doch Tom wurde nicht getroffen, auch Julia nicht. Die Kugeln waren ins Leere gegangen. Doch der Lärm schien Hunt zu elektrisieren und ihm den Vorteil zurückzugeben, der für kurze Zeit Tom gehört hatte.
    Ein weiterer Schuss dröhnte. Tom wurde sich eines brennenden Schmerzes bewusst, spürte ihn aber nicht wirklich. Es war, als würde der Schmerz jemand anderem widerfahren, einem fremden Körper, den er, Tom, bewohnte, und dessen Zustand er kühl registrierte.
    Noch einmal dröhnte die Waffe, doch die Kugel ließ nur Betonsplitter aus dem Boden spritzen. Tom hatte jetzt seine Hand auf der Pistole. Mit der anderen schlug er Hunt mit aller Kraft ins Gesicht. Hunt taumelte zurück, stolperte über den niedrigen Rand des flachen Zinkbeckens und fiel hinein.
    Jetzt hatte Tom die Waffe. Hunt stützte sich auf einen Ellbogen, legte eine Hand auf sein zerschmettertes Gesicht und blickte fassungslos auf den hellroten Schleim, der seine Finger bedeckte. Dann schaute er Tom an und erkannte, dass dieser ihn töten und nicht der Gnade des

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