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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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nach vorn, blieb aber stehen, als Hunt die Waffe hob und der rote Lichtpunkt wieder auf seine Brust traf.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind.«
    Widerstrebend gehorchte Tom. Er hatte keine andere Wahl, als auf Zeit zu spielen.
    »Melanie Hagan«, sagte er. »Waren Sie das?«
    Hunt nickte kaum wahrnehmbar.
    »Aber … warum?«
    Ein flüchtiger Geist jenes Brendan Hunt, den Tom gekannt hatte, huschte über das Gesicht des Mannes. Es war beinahe ein Lächeln, aber nicht aus Freude, eher aus Verzweiflung über die Seichtheit des menschlichen Verstandes.
    »Sie sind zu intelligent, um eine einfache Antwort zu erwarten, Tom. Und für eine komplizierte Antwort haben wir keine Zeit.«
    »Ich will meine Tochter sehen.«
    »Das werden Sie. Jetzt stellen Sie sich in die Mitte, und bleiben Sie da stehen.«
    Er wedelte mit der Betäubungspistole. Der kleine rote Punkt erschien nun in der Mitte des Fußbodens. Erst als Tom sich dort hingestellt hatte, kam Hunt die letzten Stufen herunter, wobei er mit der freien Hand die Klappe über seinem Kopf schloss.
    »Sehen Sie den Tisch da drüben?«, fragte er und leuchtete mit dem roten Punkt auf einen Metalltisch mit Schubladen, der an der Wand stand. »Ich möchte, dass Sie da etwas herausholen. Ich weiß aber nicht, welche Schublade es ist. Am besten probieren Sie alle durch.«
    »Wonach soll ich denn suchen?«
    »Eine Fernbedienung.«
    Tom zog eine Schublade nach der anderen auf und schob sie wieder zu. »Da ist nichts.«
    Hunt schien nicht überrascht zu sein. Er griff mit der freien Hand in sein Jackett und holte aus einer Innentasche einen kleinen Gegenstand hervor. »Wie dumm von mir«, sagte er und verbarg nicht, dass er schauspielerte. »Sie war die ganze Zeit hier. Fangen Sie!«
    Tom streckte automatisch die Hände aus, um den Gegenstand aufzufangen, den Hunt ihm zuwarf.
    »Drücken Sie die Kombination A2 13Z.«
    Tom rührte sich nicht. »Sie wollen, dass meine Fingerdrücke darauf sind«, sagte er. »Stimmt’s?«
    Hunt setzte wieder das leichte Lächeln auf, das ihn jenem Mann so ähnlich machte, den Tom einst gekannt hatte. »Sehr scharfsinnig, Tom. Genau so ist es.«
    »Meinen Sie damit …« Tom stockte, suchte nach den richtigen Worten, auch wenn der Gedanke ihm bereits früher gekommen war. »Meinen Sie damit … dass es so aussehen soll, als ob dieser Ort meiner ist?«
    »Dieser Ort ist Ihrer. Das ganze Haus. Das Haus Ihrer Träume, Tom. Man wird Sie mit einem Ausweis in der Tasche finden, der auf den Namen Adam St. Leonard ausgestellt ist, Eigentümer des Hauses. Es wird für alle offensichtlich sein, dass Sie Ihr zweites Ich schon seit einigen Jahren hatten. Die Leute, die Sie kennen, werden es nicht fassen, aber die Beweise werden erdrückend sein.«
    »Das ist Wahnsinn! Damit kommen Sie niemals durch!«
    »Oh, das glaube ich aber doch.«
    »Was tun Sie hier überhaupt? Sie tragen nicht mal Handschuhe. Sie hinterlassen überall Ihre Fingerabdrücke. Wie wollen Sie das erklären?«
    Wieder erschien das zweideutige Lächeln in Hunts Mundwinkeln, als er die Antwort gab, die er so sorgfaltig vorbereitet hatte. »Sie haben mich entführt und hierher gebracht, indem Sie drohten, Ihrer eigenen Tochter etwas anzutun, wenn ich nicht gehorche. Das werde ich der Welt erzählen, wenn ich hier rauskomme.«
    »Sie sind ja wahnsinnig! Sie sind völlig übergeschnappt …«
    »Welch geistreiche Diagnose, Tom. Wo haben Sie Ihren Facharzt in Psychiatrie gemacht?« Hunts Lächeln verschwand so schnell, wie es erschienen war. »Wir verschwenden Zeit«, sagte er und sah auf die Armbanduhr wie ein Lehrer, der seiner Klasse sagte, sie solle sich beeilen. »Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit. Drücken Sie den Code, den ich Ihnen genannt habe.«
    »Tun Sie’s selbst.« Tom warf die Fernbedienung verächtlich auf den Tisch.
    Hunt sah ihn an wie ein Mann, dessen Geduld von einem aufsässigen Kind auf die Probe gestellt wurde.
    »Tom, selbst wenn ich es tue, werden doch Ihre Fingerabdrücke auf den Knöpfen sein. Das ist leicht zu arrangieren. Und Sie werden ohne das tröstliche Wissen sterben, dass Ihre Tochter bereits vor Ihnen von uns gegangen ist, ohne Schmerz und Leiden.«
    Wieder spürte Tom die seltsame Implosion im Brustkorb, als würde es ihn aushöhlen und den Atem rauben, was er gerade erlebte.
    »Was haben Sie mit ihr gemacht, Sie Wahnsinniger?«
    »Noch gar nichts. Was ich am Ende tue, hängt von Ihnen ab, Tom. Der Tod des Mädchens liegt in Ihren Händen.«
    »Sie reden Schwachsinn,

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