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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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nach einer Leiche suchen – und ich bin sicher, dass das Mädchen nicht mehr lebt –, fehlt uns immer noch der Schlüssel, wo wir anfangen sollen.«
    Plötzlich kam Tom ein Gedanke. Es war ein Schuss ins Blaue, aber er musste es versuchen.
    »Jack«, sagte er, »könnten Sie einen Anruf für mich machen?«

29
    Der Anruf, um den Tom gebeten hatte, ging an die örtliche Zeitung, die das Foto von Melanie abgedruckt hatte – das Bild, das laut Edwards’ Aussage von dem Paar wiedererkannt worden war, das Melanie damals nach Rochester mitgenommen hatte. Die Polizei hatte keine Aufzeichnungen darüber, wer diese Leute waren, doch Tom sah die winzige Chance, dass die Zeitung selbst vielleicht noch Informationen darüber hatte.
    Die Mitarbeiter der Zeitung boten Tom jede Zusammenarbeit an, die er sich erhoffen konnte. Das Archiv wurde durchforscht, alte Notizbücher durchgesehen, sogar die Telefonaufzeichnungen wurden überprüft.
    Ohne Erfolg.
    Oliver Lewis war am Vortag abgeflogen, da er in Stockholm zu einem Vortrag erwartet wurde. Er sagte Tom fest zu, vorläufig nichts über Julias Fall zu berichten oder zu schreiben. Im Gegenzug versprach Tom, ihn über jede neue Entwicklung auf dem Laufenden zu halten.
    Übers Handy rief er Clare an, während er in der Kantine des Zeitungsgebäudes einen Kaffee trank. Er erzählte ihr, dass er eine Niete gezogen hatte; er werde nach Niagara Falls zurückfahren und am nächsten Morgen einen Flieger nehmen und nach Hause kommen.
    »Ich bin froh, dass du eine Niete gezogen hast«, sagte Clare.
    »Wieso das denn?«
    »Erinnerst du dich, wie Brendan Hunt mich letzte Woche anrief und fragte, ob Julia noch die Sachen hat, die sie von den Hagans mitgenommen hatte?«
    Tom erinnerte sich gut daran; schließlich hatte er den Anruf entgegengenommen. Hunt hatte ihn gefragt, was Julia mit dem Stapel alter Hefte, den Kassetten und Kleidern gemacht hatte, die sie aus Melanies Sachen hatte aussuchen dürfen.
    »Soweit ich weiß, ist das ganze Zeug unten in ihrem Kleiderschrank«, hatte Tom geantwortet. »Warum?«
    »Spielt sie oft damit?«, hatte Hunt wissen wollen. »Verbringt sie viel Zeit damit, die Sachen durchzusehen?«
    »Nicht dass ich wüsste.« Zur Sicherheit hatte Tom bei Clare nachgefragt, und sie hatte seine Aussage bestätigt.
    »Das ist gut«, hatte Hunt gesagt. »Tun Sie alles in einen Sack und verstecken Sie ihn, wo er sicher ist, wo Sie ihn aber jederzeit leicht wieder bergen können. Tun Sie es jetzt gleich, bevor Julia nach Hause kommt.«
    Sie hatten Hunts Ratschlag befolgt.
    Julia hatte nicht bemerkt, dass die Sachen verschwunden waren. Und wenn doch, hatte sie es nicht erwähnt.
    »Brendan Hunt hat mich heute wieder angerufen«, sagte Clare nun, »und gesagt, dass wir die Sachen jetzt wegwerfen können. Entweder hat Julia sie vergessen, sagt er, oder sie will sie vergessen. Jedenfalls wäre es ihm lieber, wenn es keine Möglichkeit mehr gibt, dass Julia zufällig auf die Sachen stößt. Und er möchte mit uns beiden sprechen, sobald du wieder da bist.«
    »Ich fliege morgen Früh zurück«, sagte Tom. »Mach einen Termin so früh, wie du willst.«
    Weder Tom noch Clare wagten auszusprechen, was sie beide hofften – dass diese beunruhigende Episode vielleicht zu einem Abschluss kam. Was immer es gewesen war, Julia schien es unbeschadet überstanden zu haben. Es schien, als hätten sie ihre Tochter zurück.
    Tom bedankte sich bei den Mitarbeitern der Zeitung, die getan hatten, was sie konnten, um ihm zu helfen. Er wollte gerade das Gebäude verlassen, als er rasche Schritte hinter sich hörte, als versuchte jemand, ihn einzuholen. Er drehte sich um und sah eine zierliche Frau in den Siebzigern. Sie ging leicht gebeugt, doch ihre Augen blickten hellwach und waren voller Leben.
    »Entschuldigen Sie«, sagte die Frau, »Sie sind Mr. Freeman, nicht wahr?« Sie warf einen Blick nach links und rechts, als befürchtete sie, ihr Gespräch könne mitgehört werden. »Haben Sie gefunden, wonach Sie suchten?«
    »Nein, eigentlich nicht«, antwortete Tom, durch das Interesse der Frau neugierig geworden.
    »Glauben Sie jetzt bitte nicht, dass es eine Angewohnheit von mir ist, Gerüchte zu verbreiten, aber ich arbeite in der Telefonzentrale …«
    Sie wies auf eine offene Tür, durch die Tom den Stuhl sehen konnte, auf dem die Frau bis eben gesessen hatte; auf dem Tisch davor lag ein Kopfhörer.
    »Ich komme nur noch zwei Tage die Woche, aber man war so freundlich, mich zu behalten. Ich bin

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