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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Tat. Vielleicht ist der Richter jetzt ein bisschen gnädiger mit Ihnen. Oder die Richterin . Denken Sie mal daran, Sawyer. Was ist, wenn es eine Richterin ist? Dafür können wir sorgen, wissen Sie das? Eine Richterin wird Sie noch weniger mögen als ich. Wenn ich Sie wäre, würde ich mir das sehr genau überlegen. Wenn Sie uns zwingen, Sie wegen dieser Sache festzunageln – und das werden wir –, stecken Sie bis zum Hals in der Scheiße. Sie wissen bestimmt, was die harten Jungs im Knast mit Schweinehunden machen, die kleine Mädchen missbrauchen und töten …«
    »Ich habe sie nicht umgebracht! Ich schwöre, ich habe sie nicht umgebracht!«
    Sawyer wischte sich mit der Hand übers Gesicht. Er war weiß wie die Wand und nass geschwitzt.
    Tom bemerkte, dass Lewis wieder seine Kamera in der Hand hielt und Aufnahmen von dem Fernsehschirm machte, den sie betrachteten. Wahrscheinlich war so etwas nicht erwünscht, wenn nicht sogar illegal, doch es war niemand in der Nähe, der Einwände hatte erheben können.
    »Du hast sie missbraucht, stimmt’s?«, sagte Schenk und starrte Sawyer mit einem bedrohlichen Blick an, den er zweifellos durch jahrelange Erfahrung perfektioniert hatte.
    »Natürlich hat er das, der Hurensohn«, sagte Edwards und schob sein Gesicht dichter an Sawyers heran. Tom konnte die Mischung aus Pfefferminz und Alkohol in seinem Atem beinahe riechen. »Er hat sie vergewaltigt, geschwängert und dann umgebracht.«
    »Sie war nicht schwanger! Sie hat nie gesagt, dass sie schwanger war! Und ich habe sie nicht umgebracht!«
    »Wie oft haben Sie sie gefickt?« In Edwards’ Stimme, jetzt kalt und ruhig, lag eisige Verachtung.
    »Ich weiß nicht … sechs-, siebenmal …«
    Sawyer hielt den Kopf gesenkt, die Schultern hochgezogen, als wollte er sein Gesicht schützen und zugleich vermeiden, einen der Männer anzusehen. Seine Stimme bebte vor Angst.
    »Es war nicht meine Schuld … Sie ist … ist bei jeder Gelegenheit über mich hergefallen und … hat gesagt, wenn ich es nicht tun würde … wenn ich sie nicht ficken würde, würde sie ihrer Mutter sagen, dass ich es getan hätte … o Gott … Ich hab sie nicht umgebracht! Ich schwör’s!«
    »Warum sollten Sie mir dann erzählen, dass sie wieder zu Hause war?«
    »Ich habe mir gedacht … wenn sie wegbleibt, wenn keiner nach ihr sucht, wär’s das Beste …«
    »Aber Sie haben dafür gesorgt, dass sie wirklich wegbleibt, nicht wahr, Joe? Indem Sie sie umgebracht und die Leiche vergraben haben.«
    »Nein, das habe ich nicht getan! Ich habe gar nichts getan!«
    »Gerade eben sagten Sie, Sie hätten sie gefickt.«
    »Ich hab sie aber nicht umgebracht.«
    »Sie haben sie geschlagen, nicht wahr?«
    »Ja … ein paarmal.«
    »Und sie ist weggelaufen.«
    »Nicht nur von mir … von diesem Ort, von zu Hause, von der Gegend, von allem …«
    Und so ging es weiter. Nach einer Weile wandte Tom sich Lewis zu. »Wissen Sie was? So langsam glaube ich dem Burschen.«
    »Wieso?«
    »Wenn er sie umgebracht hätte, warum hätte er dann die Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollen, indem er behauptet, das Mädchen sei wieder zu Hause?«
    Lewis dachte einen Augenblick nach; dann antwortete er: »Vielleicht wollte er die Polizei dazu bringen, nicht mehr nach ihr zu suchen. Vielleicht hat er sie ermordet, hatte dann aber keine Möglichkeit, die Leiche zu verstecken. Vielleicht gab es Spuren, die unmittelbar zu dem Mädchen geführt hätten, hätten die Beamten weiter nach ihr gesucht …«
    »Vielleicht, vielleicht«, wandte Tom ein. »Er ist ein Mistkerl und ein Dummkopf, aber ich halte ihn nicht für einen Mörder, zumal er dafür nicht clever genug ist.«
    Im Verhörraum schienen Jack Edwards und Murray Schenk zu demselben Schluss gekommen zu sein wie Tom, denn sie entließen Sawyer nach einer weiteren halben Stunde nach Hause, allerdings mit der Auflage, die Stadt nicht zu verlassen und (auf Toms Vorschlag hin) der Warnung, nicht einmal daran zu denken, seine Wut an seiner Frau auszulassen – in dem Fall würden sie ihm die Beine brechen.
    Schenk, Edwards, Tom und Lewis zogen sich in die Polizeikneipe um die Ecke zurück. Eine Zeit lang tranken sie schweigend.
    »Was jetzt?«, fragte Tom schließlich.
    Edwards ließ ruhelos das Eis in seinem Glas klingeln; dann nahm er einen Schluck, bevor er erklärte: »Die Ermittlungen in diesem Fall werden weitergeführt, aber es wird sich nicht viel ändern, es sei denn, uns gelingt irgendein Durchbruch. Selbst wenn wir tatsächlich

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