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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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jeder Hinsicht am Ende. Clare sagte, dass die Ärzte ihn damals schon aufgegeben hatten.«
    »Was war denn passiert?«
    »Das weiß keiner, er selbst am wenigsten. Offenbar war er von einem Laster angefahren worden, als er auf dem Trip gewesen ist.«
    »Wann war das?«
    »Vor ungefähr zehn Jahren.«
    »Wissen Sie, wo dieser Unfall passiert ist?«
    »Irgendwo in der Nähe von Albany. Wo genau, weiß ich nicht. Da war irgendein Musikfestival.«
    Nachdem Schenk sich von dem Mann verabschiedet hatte, verspürte er das bohrende Gefühl, dass da noch mehr war, dass es noch mehr herauszufinden gab.
    Aber was?
    Jack Edwards rief ihn an.
    »Sagt dir der Name Alice Macabee etwas, Murray?«
    »Nein. Sollte er?«
    »Ich weiß nicht. Ich hab den Namen nur gerade von einer geschwätzigen alten Schachtel gehört, die behauptet, dass Alice Macabee ihre Kusine ist. Die Alte arbeitet in der Telefonzentrale der Zeitung in Buffalo, zu der ich Tom Freeman geschickt habe. Sie sagte mir, ihre Kusine habe Freeman ein paar Auskünfte über das Hagan-Mädchen gegeben, und wollte wissen, ob man sie gefunden hat oder was mit ihr passiert ist. Offenbar hat Freeman dieser Macabee seine Telefonnummer gegeben, aber die Frau hat sie verloren. Also hat sie ihre Kusine gebeten, zu versuchen, Freeman zu finden.«
    Schenk notierte sich Alice Macabees Daten und rief sie an.

32
    Brendan Hunt hörte aufmerksam zu. Die meiste Zeit hielt er den Blick gesenkt, blickte Tom aber jedes Mal an, wenn dieser zögerte oder stockte, und ermutigte ihn, weiterzuerzählen. Als Tom geendet hatte, lehnte Hunt sich zurück, atmete tief durch und dachte eine Weile nach.
    »Als Erstes müssen Sie wissen«, sagte er dann, »dass wir nicht unsere Erinnerungen träumen. Genauer gesagt, wir träumen sie nicht als Erinnerungen. Wir formen sie in die Sprache der Träume um. Wenn Sie also wirklich im Keller irgendeines seltsamen Hauses ein Mädchen getötet hätten, würden sie nicht von der Tötung eines Mädchens in einem seltsamen Haus träumen. Es könnte in Ihrem Traum zwar darum gehen, aber es wäre nicht der Traum, den Sie tatsächlich hätten . Das liegt am Unterschied zwischen manifestem und latentem Inhalt, wie es im Fachjargon heißt.«
    »Aber dieser Traum ist unglaublich real . Ich kann die Wände spüren , wenn ich sie berühre, und die kalte, feuchte Erde …«
    »Haben Sie mal versucht, sich zu kneifen?«
    Tom stutzte. »Nein, ich kann mich nicht erinnern.«
    Hunt lächelte. »Das ist auch kein unfehlbarer Test. Obwohl manche Leute behaupten, dass sie diesen Trick mit etwas Übung anwenden können, um sich gewissermaßen selbst zu wecken. Sie könnten es ja auch mal versuchen, aber machen Sie sich keine Sorgen, wenn es nicht klappt.«
    »Hören Sie, Brendan«, Tom beugte sich vor, um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen, »angenommen, jemand tut etwas so Schreckliches, dass er es nicht ertragen kann, auch nur daran zu denken … etwas so Abscheuliches, dass er es nichts als vergessen will. Dann verdrängt man es aus dem Bewusstsein ins Unterbewusstsein, nicht wahr? Aber alles bleibt nach wie vor im Kopf des Betreffenden. Kann er dann nicht von dem Vorfall träumen, so wie er geschehen ist, bis ins kleinste Detail?«
    »Selbst wenn Sie schlafen, zensiert das Bewusstsein sich selbst. Der Teil von Ihnen, der die Wahrheit nicht ertragen kann, wenn Sie wach sind, und sie daher unterdrückt hat …«
    »Mit viel Alkohol und schweren Schlafmitteln.«
    »Ja. Eben dieser Teil von Ihnen ist immer noch da, wenn Sie träumen. Und Sie wollen sich immer noch nicht dem stellen, vor dem Sie sich versteckt haben.«
    »Aber was ist, wenn ein anderer Teil von mir das will?«
    »Vielleicht will ein Teil von Ihnen das wirklich. Und wenn Sie schlafen, ist Ihre Verteidigung lahm gelegt, und es ist nicht mehr so einfach, sich vor Ihren Geheimnissen zu verstecken. Also verkleiden Sie sie als etwas anderes. Traumbilder, die visuelle Anspielungen benutzen. Wortspiele und Hinweise statt direkter Alltagssprache. Es dauert lange, um zu entziffern, was diese Dinge bedeuten, falls es Ihnen überhaupt gelingt.«
    Tom dachte darüber nach und antwortete dann mit matter Stimme: »Vielleicht sollte man sich an manche Dinge lieber nicht erinnern.«
    Hunt neigte leicht den Kopf. »Natürlich gibt es renommierte Wissenschaftler und Psychiater, die behaupten, dass Träume ohnehin nichts bedeuten«, sagte er. »Dass Träume bloß das Rumpeln im mentalen Verdauungssystem sind.«
    »Es fällt mir

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