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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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schwer, das zu glauben.«
    »Und mir fällt schwer zu glauben, dass Sie der Mann sind, der zu sein Sie sich beschuldigen. Ich glaube, Sie zählen zwei und zwei zusammen und bekommen fünf Ich sage das als Freund, nicht als Ihr Therapeut – der ich ja sowieso nicht bin.«
    Tom blickte Hunt eine Zeit lang an. »Sie kaufen mir meine Jekyll-und-Hyde-Geschichte nicht ab?«, fragte er dann.
    »Nicht in Ihrem Fall. Nicht einmal mithilfe von viel Alkohol und Drogen.«
    »Aber das Mädchen war da . In Albany, bei diesem Festival. Und ich auch.«
    »So wie viele andere Männer, Tom.«
    Tom seufzte und lehnte sich zurück, erschöpft von der Suche nach Antworten in diesem zähen Morast aus Erinnerungen und Rätseln. Doch er war fest entschlossen, weiterzumachen.
    »Aber warum ? Was könnte der Grund sein, dass ich diesen Traum habe?«
    »Es könnte sein, dass es ein tief sitzendes Problem gibt, das Sie beschäftigt und mit dem Sie fertig werden müssen. Wenn Sie wirklich herausfinden wollen, was es ist, könnten Sie sich einer Psychoanalyse oder einer anderen Behandlungsform unterziehen – nicht unbedingt bei mir, aber ich kann Ihnen hervorragende Leute nennen, die Ihnen helfen können.«
    »Im Moment möchte ich nur wissen«, beharrte Tom, »was es bedeutet, wenn man immer wieder träumt, dass man jemanden umgebracht hat.«
    »Nun, die offensichtlichste Interpretation ist, dass Sie eine unterdrückte Wut in sich tragen. Es kann bedeuten, dass Sie kurz vor einem Gewaltausbruch stehen und es gerade noch schaffen, sich zu zügeln. Aber ich glaube nicht, dass das Ihr Problem ist – auch wenn ein Problem immer noch zerstörerische Wut hervorrufen kann, nachdem man eine Sucht besiegt hat, die auf dieses Problem zurückzuführen war.«
    »Gut«, sagte Tom. »Das verstehe ich. Kann dieser Traum noch etwas anderes bedeuten?«
    »Ja, sicher. Er kann alles Mögliche bedeuten – das ist oft so. Zum Beispiel kann er durch ein unbewusstes Gefühl hervorgerufen werden, dass Sie sich von etwas befreien wollen. Wenn Jugendliche in das Alter kommen, dass sie auf eigenen Füßen stehen wollen, träumen sie manchmal davon, ihre Eltern umzubringen. In Wirklichkeit bringen sie nur ihr Abhängigkeitsgefühl um, als Teil ihrer persönlichen Entwicklung.«
    »Aber was bedeutet es, wenn man träumt, dass man ein Kind umgebracht hat?«
    »Wie ich schon sagte – wenn Sie dieser Sache wirklich auf den Grund gehen wollen, müssten Sie wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum einen Fachmann konsultieren. Was ich Ihnen jetzt gerade sage, ist kaum mehr als ein Schuss ins Blaue.«
    »Ist schon okay. Schießen Sie weiter.«
    Hunt musterte Tom eine Weile und überlegte, ob er weitermachen sollte. »Nun, ich würde sagen, dass Sie Angst vor dem Versagen haben. Angst, in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen, als Sie noch von der Sucht beherrscht wurden. Ein Rückfall wäre ein Versagen. Das ist die Angst, vor der Sie im Traum davonlaufen. Die Angst manifestiert sich in diesem Traum als verfallenes, düsteres Haus. Und Sie haben dieses Haus noch düsterer gemacht, indem Sie es mit dem Schlimmsten gefüllt haben, das Sie sich vorstellen können – der Gedanke, dass Sie ein Kind getötet haben.«
    Tom nickte. »Das hört sich logisch an. Bliebe nur die Frage, warum ich überhaupt auf den Gedanken verfallen sollte, ein Kind umzubringen. Es gibt genug andere Dinge, die mir Angst machen.«
    »Sie sind wegen der Sache, die mit Julia passiert ist, darauf gekommen – und weil dadurch die Geschichte von diesem vermissten Mädchen ans Tageslicht kam. Vergessen Sie nicht, Sie haben von Melanie Hagan erfahren, bevor das Mädchen in Ihrem Traum aufgetaucht ist.«
    »Aber warum habe ich vorher schon von dem Haus geträumt?« Tom schlug mit der flachen Hand auf die geballte Faust, dass es einen lauten Knall gab.
    Hunts professionelle Gelassenheit geriet nicht ins Wanken. »Sie sagten, dass Sie diesen Traum ungefähr zu der Zeit das erste Mal hatten, als Julia geboren wurde.«
    »Ich lief aus dem Haus, wusste aber nicht, warum. Ich wusste nicht, dass da drinnen ein totes Mädchen war …« Er verstummte und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Es war eine Geste tiefster Erschöpfung, die Geste eines Mannes, der fast am Ende seiner Kräfte war. »Das heißt, vielleicht wusste ich es doch. Ich konnte mich nur nicht erinnern, bis Melanie Hagan wieder in mein Leben zurückkehrte – durch meine eigene Tochter.«
    Hunt schwieg und ließ Toms Worte zwischen ihnen

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