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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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schweben, gab ihnen das Gewicht und die Bedeutung, die ihnen zukamen. Schließlich sagte er: »Ich glaube nicht, dass jemand erklären kann, warum Ihre Tochter diese Erinnerungen hat, Tom. Also sollten Sie keine voreiligen Schlüsse ziehen. Sie versuchen, einen Sinn und logische Erklärungen zu finden, wo es vielleicht gar keine gibt. Wie Oliver Lewis selbst zugegeben hat, müssen wir manchmal akzeptieren, dass sich keine Begründung finden lässt.«

33
    Murray Schenk winkte Alice Macabee ein letztes Mal zu und stieg in seinen Wagen. Sie beobachtete ihn durchs Fenster ihres Wohnzimmers, als er den Zündschlüssel drehte, in den Innenspiegel schaute und rückwärts aus der Ausfahrt setzte. Er würde eine Zeit lang herumfahren; das half ihm jedes Mal, seine Gedanken zu ordnen. Und diesmal musste er darüber nachdenken, was er gerade erfahren hatte.
    So, wie Alice Macabee über Tom Freeman geredet hatte, wurde deutlich, dass er ihr gefallen hatte. Es gab auch keinen Grund, weshalb sie ihn nicht mögen sollte. Er war ein charmanter, gut aussehender und höflicher Mann. Was Mrs. Macabee aber nicht wusste: Melanie Hagan war genau zu der Zeit und genau an dem Ort verschwunden, an dem Tom Freeman betrunken und zugekokst sein letztes Saufgelage verbracht hatte.
    Tom wusste das auch. Er hatte es seit seinem Besuch bei Alice Macabee gewusst, hatte diese Information bis jetzt aber für sich behalten.
    Schenk sagte sich, dass es an der Zeit sei, ihn auf die Probe zu stellen.
    Das Telefon in Toms Arbeitszimmer hatte an diesem Morgen mehrere Male geklingelt, doch er hatte die Anrufer dem Anrufbeantworter überlassen. Als er ihn später abhörte, waren darauf Nachrichten von seinem Manager, einigen Fernsehleuten und die eines Rechercheurs, der an einer Idee für eine neue Serie arbeitete. Die letzten beiden Anrufer hatten allerdings keine Nachricht hinterlassen. Tom fragte sich, ob sie vielleicht seine Handynummer hatten – und wie als Reaktion auf seine Gedanken klingelte das Handy in seiner Tasche.
    Als er das Gespräch entgegennahm, erkannte er sofort Murray Schenks schroffen Tonfall.
    »Ich habe mich gefragt«, sagte Schenk nach einer knappen Begrüßung, »ob Sie letzte Woche bei dieser Zeitung auf etwas Neues gestoßen sind. Irgendetwas, das uns vielleicht weiterhilft.«
    Tom war nicht sicher, ob es bloß Einbildung war oder ob tatsächlich ein Hauch von Verdacht in Schenks Stimme lag. Ein Cop verstand besser als die meisten anderen, seine Gefühle zu verbergen, doch in Schenks betont beiläufiger Stimme schwang etwas mit, das nach einer Falle roch. Vielleicht war Schenk seinen Spuren nachgegangen und hatte selbst mit Mrs. Macabee gesprochen …
    Tom überlegte fieberhaft und sah ein, dass er keine Wahl hatte. Entweder kannte Schenk die Wahrheit bereits, oder er würde sie sehr bald herausfinden.
    »Ich bin tatsächlich auf etwas Neues gestoßen, Murray«, sagte Tom und versuchte, ruhig zu klingen. Doch seine Stimme war angespannt, und er musste sich räuspern. »Ich habe etwas herausgefunden, dann aber beschlossen, in der Sache nichts zu unternehmen. Der Grund ist, dass ich meine Tochter zu schützen versuche. Sie scheint langsam über ihr Trauma hinwegzukommen. Und meine Frau und ich möchten, dass es so bleibt.«
    Schweigen am anderen Ende der Leitung. Tom wartete.
    »Was haben Sie herausgefunden?«, fragte Schenk schließlich.
    Tom fragte sich, wie er die Sache handhaben sollte, wie viel er sagen und wie viel er für sich behalten sollte. Es beunruhigte ihn, dass er wie ein Schuldiger dachte. Seit seinem Gespräch mit Hunt klammerte er sich an den Gedanken, dass er vielleicht wirklich zwei und zwei zusammenzählte und fünf bekam. Und wichtiger noch – auch Clare klammerte sich daran. Es war keine allzu gute Rettungsleine, aber es war alles, was sie hatten.
    Und jetzt war da dieser Cop, der versuchte, ihnen einen Strick daraus zu drehen.
    Aber Schenk konnte natürlich nichts über Toms Traum wissen. Und Tom war sicher, dass Hunt die Sache vertraulich behandelte.
    Also gut – strategische Offenlegung. Das war der richtige Weg.
    »Ich nehme an, Sie haben selbst schon mit Mrs. Macabee gesprochen, Murray. Habe ich Recht?«
    »Vollkommen, Tom«, bestätigte Schenk. Seine Stimme klang neutral und lieferte keinen Hinweis darauf dass er Tom auf die Probe gestellt hatte; aber beide waren auf der Hut.
    »Ich bin sicher, dass Sie unseren Standpunkt verstehen«, sagte Tom. »Meine Frau und ich haben das Gefühl, dass die Sache

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