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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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schnell er konnte.
    Während ich dem Mann über die Straße folgte, hörte ich, wie ein Lastwagen näher kam. Es war kein großer Laster; es war bloß ein Pickup. Der Fahrer war offenbar sehr betrunken, so wie er die Kurve schnitt, als er in Sicht kam. Der Bursche hatte Mühe, den Wagen gerade zu halten.
    Der Mann, den ich verfolgte, sprang vor das Fahrzeug und winkte mit den Armen. Ich bezweifle, dass der Fahrer ihn überhaupt gesehen hat; vielleicht nur ein verschwommenes Bild. Aber den Aufprall hat er ganz sicher gespürt oder gehört. Aber er hielt nicht an, sondern trat das Gaspedal durch und beschleunigte, um so schnell wie möglich vom Unfallort wegzukommen.
    Im selben Augenblick, als der Kleinlaster auftauchte, hechtete ich in die Büsche. Der Fahrer konnte mich unmöglich gesehen haben, selbst wenn er nicht volltrunken und fähig gewesen wäre, etwas deutlich zu erkennen. Ich wartete einen Augenblick, um sicherzugehen, dass er nicht anhielt, wendete und zurückkam, sondern dass das Geräusch des Motors in der Ferne verebbte.
    Dann kroch ich aus meinem Versteck und lief zu der Stelle, wo der Mann, den ich verfolgt hatte, gelandet war – am Rand eines Grabens, Arme und Beine von sich gestreckt und den Kopf so sehr verdreht, dass ich glaubte, er habe sich das Genick gebrochen, obwohl ich es nicht mit Sicherheit wissen konnte. Ich untersuchte ihn. Er atmete noch, und ich konnte seinen schwachen Puls fühlen. Seine Stirn war aufgeplatzt und blutete heftig. Wahrscheinlich hatte er eine Hirnverletzung, weil er sich kaum bewegte, als ich ihm Mund und Nase zuhielt – so lange, bis er zu atmen aufhörte.
    Wieder blickte ich mich um. Niemand zu sehen. Ich hielt mich in Deckung, als ich zum Keller des unheimlichen alten Hauses zurückkehrte, unendlich froh darüber, dass mein Glück mich bis dahin nicht verlassen hatte.
    Der Mann, den ich später als Tom Freeman kennen lernen sollte, war tot.

51
    Ein flaches Grab war alles, was ich für das Mädchen zustande bringen konnte. Jeder streunende Hund hätte ihre Überreste ohne besondere Mühe ausgraben können. Oder spielende Kinder. Jeder konnte dorthin, so wie ich – und offenbar auch der Mann, den ich getötet hatte. Davon abgesehen bestand immer das Risiko, dass jemand das Gebäude kaufte und abreißen ließ, um etwas anderes an seine Stelle zu setzen. Auf die eine oder andere Weise würde die Leiche mit Sicherheit gefunden werden, und ich konnte nicht verhindern, dass dann eine DNA-Spur zu mir führte. Letztlich hatte ich nur eine Möglichkeit: Ich musste das Haus selbst kaufen.
    Der Sohn eines Anwalts zu sein hatte den Vorteil, dass man kostenlos einige Tricks mitbekam, für die andere Leute teures Geld bezahlen mussten – zum Beispiel, wie man Grundbesitz erwirbt, ohne seine Identität preiszugeben. Unter dem Namen Adam St. Leonard – ein Name, den ich auf einem Grabstein in Albany gelesen und für den ich schließlich einen Führerschein und einen Reisepass bekam – spürte ich die Eigentümer des Gebäudes auf Sie verkauften die Bruchbude für einen Spottpreis. Anschließend flog ich in die sonnige Karibik, um die notwendigen Papiere zu unterzeichnen: Offiziell wurde das Haus von einer Gesellschaft gekauft, deren Gründer im Dunkeln blieben.
    Mein ursprünglicher Plan war gewesen, das Gebäude lange genug zu behalten, um sämtliche Spuren der Leiche zu beseitigen. Aber dann hatte ich eine Idee: Warum sollte ich das Haus nicht auf Dauer behalten? Nicht etwa, um selbst darin zu wohnen; ich würde weiter in meiner hellen, eleganten Wohnung bleiben, dreißig Meilen von dem Höllenhaus entfernt in der Sycamore Avenue. Aber ich hatte festgestellt, dass sich an den Rändern von Grover’s Town – oder »Death Valley«, wie es vor Ort genannt wurde – Yuppies einnisteten. Also beschloss ich, das Haus in Apartments aufzuteilen. Diese Investition brachte mir eine ansehnliche Summe ein. Einen Monat, nachdem ich einen Makler mit der Erledigung dieser Angelegenheit betraut hatte, war alles vermietet – bis auf die Wohnungen im Erd- und Untergeschoss, die ich im Namen des fiktiven Hauseigentümers Adam St. Leonard behielt. Ich wollte nicht, dass dort Fremde herumschnüffelten.
    Vier Jahre lang verlief mein Leben in geordneten Bahnen. Dann erzählte meine Kollegin Bella Warne mir eines Tages von einer Familie Freeman, die Probleme mit ihrer dreijährigen Tochter hatten. Auf Bellas Bitte hin erklärte ich mich bereit, die Leute sofort zu empfangen.
    Ich weiß nicht, wie

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