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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Melanie. Sie hat mich beschimpft und mit jedem Kraftausdruck betitelt, der ihr einfiel und von denen die meisten, da bin ich mir sicher, Julia unbekannt sind.
    Als Tom mich ein paar Tage später anrief, um mir mitzuteilen, er habe das Haus aus seinen Träumen gefunden, wurde mir klar, dass allmählich seine Erinnerung zurückkehrte, wie ich es vorausgesehen hatte, wenn auch im Augenblick nur teilweise und undeutlich. Aber die Dinge bewegten sich nun rasch auf ihren Abschluss zu.
    Nur meine Voraussicht und meine gut durchdachten Pläne können mich jetzt noch retten. Und ich glaube, das werden sie.

53
    Sie kommen kurz vor halb zwölf an, aber ich bin auf sie vorbereitet. Besser, als sie wissen.
    »Ich hoffe, Sie haben in meiner Garage geparkt, Tom, wie ich es Ihnen gesagt habe«, sage ich.
    »Sicher. Das ist eine große Hilfe.«
    Es ist interessant, dass weder Tom noch Clare mich jemals gefragt haben, warum ich das Privileg, in meiner privaten Garage zu parken, nur auf sie und sonst keinen Patienten ausgedehnt habe. Vielleicht ein Beweis für das alte Sprichwort, dass man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen soll.
    »Julia«, sage ich, »warum gehst du nicht schon mal und unterhältst dich eine Weile mit Sally, während ich mit deinem Vater rede.«
    Julia mag meine Empfangsdame und geht glücklich zu ihr. Ich führe Tom ins Wartezimmer.
    »Na, wie fühlen Sie sich heute Morgen?«, frage ich ihn. »Sie sehen jedenfalls viel besser aus.«
    »Ich bin gestern Abend zu einem Treffen der Anonymen Alkoholiker gegangen. Ich habe es geschafft, nach Hause zu gehen, ohne vorher einen Zwischenstopp in einer Kneipe einzulegen.« Er lacht kurz und selbstironisch auf »Ich hatte ganz vergessen, wie schlimm es sein kann.«
    »Sie haben es geschafft. Das ist alles, worauf es ankommt«, sage ich und achte darauf ermutigend zu klingen, nicht gönnerhaft.
    » Alles , worauf es ankommt? Das würde ich nicht unbedingt sagen«, erwidert Tom. »Ich meine, wo genau stehen wir? Was müssen Sie mir so dringend erzählen?«
    »Lassen Sie mir nur zehn Minuten Zeit mit Julia, mehr brauche ich nicht. Dann lasse ich sie von Sally zur Schule zurückbringen. Danach bin ich sofort wieder bei Ihnen.«
    Tom nickt, setzt sich auf einen Stuhl und nimmt sich eine Zeitung, als ich ihn allein lasse und die Tür hinter mir schließe. Während ich auf dem weichen Teppichboden über den Flur gehe, kann ich Julia schon fröhlich mit Sally Young plaudern hören.
    »Hallo, Julia. Wie geht’s dir heute?«, frage ich.
    Wie immer schenkt sie mir ihr strahlendes Lächeln. »Gut, Dr. Hunt, danke.«
    Ich bitte Sally, zum Krankenhaus zu fahren und ein paar Akten zu holen, die ich brauche, und dann direkt zur Mittagspause zu gehen. Die Akten sind natürlich ein Vorwand. Es gibt sie zwar, aber in Wirklichkeit brauche ich sie gar nicht. Und Sally freut sich, eine zusätzliche Stunde Mittagspause zu haben.
    »Komm rein, Julia«, sage ich und halte ihr die Tür zu meinem Büro auf.
    Zunächst bin ich mir nicht sicher, ob Julia sich an irgendetwas erinnern kann, das in diesen Sitzungen stattgefunden hat, aber allmählich werde ich sicher, dass sie sich an gar nichts erinnert.
    Wie immer geht sie auch an diesem Morgen vor mir hinein und lässt sich auf ihrem gewohnten Platz nieder, dreht sich dann zu mir und strahlt mich an, bereit, anzufangen. Und erst, wenn die Tür sich geschlossen hat, beim gedämpften Klicken des Riegels, geht die Verwandlung vor sich.
    »Okay, Mann, was soll’s sein? Willst du ‘ne Nummer? Soll ich dir einen blasen? Was hättest du gern?«
    Die Stimme verändert sich. Das Gesicht. Ihre ganze Körperhaltung. Eine totale Verwandlung – vom unschuldigen, neunjährigen Mädchen zur frühreifen, vierzehnjährigen Göre mit schmutzigen Gedanken.
    »Lass das, Melanie«, sage ich mit übertriebener Müdigkeit, weil sie glauben soll, mich mürbe gemacht zu haben und dass meine Verteidigung wankt. »Du weißt genau, dass hier nichts dergleichen passieren wird. Wie auch?«
    Sie lächelt wissend und genießt die Macht, die sie über mich zu haben glaubt.
    »Am Ende wirst du sie umbringen müssen«, sagt sie. »Das ist die einzige Möglichkeit, wie du mich zum Schweigen bringen kannst. Du wirst diese Göre umbringen müssen. Die beschissene Julia.«
    »Was schlägst du vor, wie lange wir damit noch weitermachen sollen?«, frage ich sie, lasse mich in meinen Sessel sinken und zeige dabei alle Zeichen der Körpersprache, die meine Niederlage

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