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Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Titel: Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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du etwas trinken?«
    Das Mädchen dreht den Kopf. »Ja, gern.«
    »Am besten setzt du dich auf, damit du nichts verschüttest.«
    Sie reckt den Hals, kann aber den Rest ihres Körpers nicht bewegen, so schwach ist sie.
    Ich fasse mit der freien Hand hinter ihren Kopf und richte ihn vorsichtig auf. »Danke«, sagt sie.
    »Keine Ursache.« Ich reiche ihr den Wasserbecher.
    »Du bist Aria Rose.«
    »Ja. Und wer bist du?«
    »Yolie.«
    »Was für ein schöner Name!«
    »Du warst im Fernsehen«, sagt Yolie. Sie wirkt kränklicher als ein abgeschöpfter Mystiker. Was ihr wohl zugestoßen ist?
    »Ach, wirklich?«
    »Dein Freund ist mega «, sagt sie und lächelt schwach.
    Ich lache über ihre Wortwahl. So reden die Mädchen in den Horsten. »Findest du?«
    »Findet meine große Schwester Lorda.«
    »Wo ist sie?«, frage ich.
    »Ich weiß es nicht.« Yolie schaut sich im Zelt um. »Vielleicht hier irgendwo.«
    Die Kleine tut mir unendlich leid.
    »Mir ist kalt«, sagt sie schlotternd, und da erst bemerke ich die Gänsehaut auf ihren dürren Ärmchen.
    »Ich hole dir eine Decke. Bin sofort wieder da.«
    Zurück am Hauptgang sehe ich auf der anderen Seite des Zeltes grüne Energie leuchten. Wahrscheinlich ist das Turk, der wieder seine Heilmagie einsetzt. Wenn ich doch nur etwas für Yolie tun könnte …
    »Kerry«, sage ich zu der Schwester mit weißem Häubchen, die mit dem Rücken zu mir steht. »Yolie braucht eine …«
    Die Schwester dreht sich um und verzieht genervt das Gesicht. »Ich bin nicht Kerry.«
    »Oh, tut mir leid«, sage ich und weiche zurück, weil die fremde Schwester mich so böse anfunkelt. Sie sieht abgearbeitet aus. Ihre Haut ist spröde und ihre Wangen sind rau und gerötet, als hätte sie jemand mit Schmirgelpapier bearbeitet. »Äh … Kerry hat gesagt, ich soll der kleinen Yolie Wasser bringen, und jetzt ist ihr kalt. Sie braucht eine Decke.«
    »Dann viel Spaß beim Suchen, Aria Rose .« Sie spuckt meinen Namen aus, als wäre er Gift auf ihrer Zunge. »Oder siehst du hier irgendwo Decken? Nicht? Hm, das liegt dann wahrscheinlich daran, dass wir keine haben.«
    »Ihr habt keine Decken?«, frage ich entsetzt.
    Sie schnalzt verächtlich. »Im Fernsehen kommst du irgendwie intelligenter rüber.«
    »Warum habt ihr keine Decken?«, will ich wissen.
    »Frag doch deinen Freund. Uns fehlt hier so einiges.« Mit diesen Worten lässt sie mich stehen.
    »Ist sie nicht zuckersüß?«, höre ich Kerry sagen, die plötzlich neben mir steht. »Tut mir leid.«
    »Schon in Ordnung. Sie mag mich wohl nicht.«
    »Es hat nichts mit dir zu tun.« Kerry sieht mich mitfühlend an. »Es ist der Krieg … Er kann einen Menschen ziemlich verändern, weißt du?«
    »Das verstehe ich. Aber Yolie ist kalt und …«
    »Ich habe ihr gerade ein Schlafmittel gegeben. Könntest du das mal kurz halten?« Sie hält mir das Tablett hin, auf dem immer noch ein paar Wasserbecher stehen. »Meine Arme machen langsam schlapp.«
    Ich nehme ihr das Tablett ab. »Was ist eigentlich mit Yolie passiert? Und wo ist ihre Schwester?«
    Kerry lässt sich einen Moment Zeit mit ihrer Antwort. »Komm, gehen wir ein Stück«, sagt sie schließlich.
    »Yolies Familie hat im Prächtigen Block gewohnt«, erzählt mir Kerry, während wir an einer Reihe von Betten entlanggehen. »Sie waren registrierte Mystiker.« Ich bleibe überall stehen und verteile Wasser an Verwundete. Manche sind so gerührt, dass ihnen Tränen in die Augen steigen. »Aria Rose«, sagen sie, »unsere Retterin. Wo ist Hunter? Ihr seid unsere Idole.«
    »Als der Block zerstört wurde«, fährt Kerry fort, »wurden Yolies Eltern getötet. Yolie und ihre Schwester haben sich mit ein paar anderen Kindern versteckt, aber irgendwann waren sie so ausgehungert, dass sie anfingen zu stehlen. Ein Ladenbesitzer hat sie erwischt. Als er gesehen hat, in was für einem erbärmlichen Zustand die Kinder waren, hat er sie hergebracht.«
    »Yolie sieht immer noch sehr krank aus.«
    »Sie hat Dysenterie – Ruhr«, erklärt Kerry. »Leider hat bisher keines der Medikamente angeschlagen. Wir bräuchten dringend …«
    »Und ihre Schwester?«
    Kerrys Miene verfinstert sich. »Sie ist tot. Bis jetzt hat es aber noch niemand übers Herz gebracht, es Yolie zu sagen.«
    Ich hole tief Luft und meine Hand zittert, als ich einem jungen Mann einen Becher Wasser reiche.
    »Aria Rose«, flüstert er heiser, »du bist ja noch viel schöner als auf den Bildern.«
    »Darf ich vorstellen – das ist Steve«,

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