Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz
planen. Da ich jedoch streng bewacht werde, bin ich nicht einmal mehr dazu in der Lage.
»So, raus damit«, sagt Kiki und lässt sich neben mich aufs Bett plumpsen. »Warum habt ihr die Hochzeit vorverlegt, trotz deiner Krankheit? Und überhaupt, was ist eigentlich mit dir los? Bist du so verliebt, dass du es nicht mehr erwarten kannst?« Sie lacht. »Aria, die liebeskranke Rose.«
Bennie stimmt in Kikis Lachen ein, und ich frage mich, wie die beiden nur so naiv sein können. Am liebsten würde ich ihnen die ganze Geschichte von A bis Z erzählen, aber dazu ist es zu spät. Mir fallen Thomas’ Worte ein: Ansonsten könnte es uns beide das Leben kosten.
Würden meine Eltern mich ermorden, weil ich ungehorsam bin? Ich bin doch ihre Tochter! Allerdings: Wenn die Bürgermeisterwahl auf der Kippe steht – wer weiß, wozu sie noch alles fähig sind … Und das macht mir Angst.
»Du musst es uns nicht erzählen, wenn du nicht willst!«, sagt Bennie. Heute sieht sie wie eine Matrosin aus, in ihrem weißen Kleid mit dem blauen Saum. »Aber wir haben auch nichts dagegen.« Sie setzt sich zu Kiki.
Ich frage mich, ob Bennie bereits ahnt, was auf sie zukommt, wenn sie mit Kyle zusammenbleibt – ein Leben für die politische Sache der Roses.
»Die Idee stammt von meiner Mutter«, sage ich. »Ihrer Meinung nach wird das die Wahl günstig beeinflussen.«
Die beiden nicken, als würden sie verstehen. »Seh ich ein«, meint Kiki. »Ich habe immer noch niemanden, der mich zur Hochzeit begleitet! Ich wünsche mir einen süßen Kerl für die langsamen Songs, mit dem ich in einer stillen Ecke knutschen kann.«
»Die Zeit wird knapp!«, ruft Bennie und klatscht in die Hände.
»Quatsch«, sagt Kiki, steht auf und betrachtet sich im Spiegel. »Aber wenn ich neben euch beiden stehe, werde ich von den Jungs sowieso nie beachtet. Ihr seht aus wie Selleriestangen mit Hintern und Oberweite. Ich bin mehr die typische … Aubergine.« Sie seufzt. »Heilige Tiefe, bin ich neidisch!«
Bennie wendet sich mir zu und legt ihre Hand auf meinen Unterarm. »Also, Kiki und ich haben uns überlegt, wir könnten Mittwochabend mit ein paar Mädchen von der Florence vorbeischauen. Dann sehen wir uns ein paar Filme an, essen Popcorn und plaudern. Wäre doch ein Riesenspaß! Ein Mini-Junggesellinnenabschied. Deine Mutter hat gesagt, nach einer lauten Party sei dir nicht zumute.«
Ach, hat sie das gesagt? Das überrascht mich nicht. »Ich muss Mom fragen und ich bezweifele …«
»Sie hat es schon erlaubt!«, fällt mir Bennie aufgeregt ins Wort. »Oh, das wird super! Und keine Sorge, wir übernehmen die Organisation!«
»Du brauchst einfach nur dabei zu sein«, sagt Kiki und legt mir eine Hand auf die Schulter.
Obwohl eine Party das Letzte ist, wonach mir der Sinn steht – die Hochzeit mal ausgenommen –, nicke ich. Kiki und Bennie kreischen vor Freude.
Super, wenigstens ist irgendjemand auf dieser Welt glücklich.
Einige Stunden nachdem sie gegangen sind, höre ich Stimmen – es klingt, als würden vier oder fünf Frauen vor meinem Zimmer auf und ab gehen und sich unterhalten.
Ein Staubsauger beginnt zu dröhnen, dann klopft meine Mutter an. Sie öffnet die Tür und bleibt im Rahmen stehen. Ich liege auf meinem Bett, über das eine Tagesdecke gebreitet ist.
»Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich mit Erica Foster in die Stadt gehe.«
»Okay. Was ist das für ein Lärm?«
Sie wirft einen Blick in den Flur. »Oh, wir haben einen Reinigungsdienst bestellt. Die räumen Davidas Zimmer aus.« Sie zieht ihre Kette mit dem Diamantanhänger gerade. »Um vier bin ich wieder zurück. Bis dahin sollten sie fertig sein.«
Ich warte, bis sich die Tür hinter ihr geschlossen hat, dann lege ich den Kopf aufs Kissen. Was wohl mit Davida passiert ist? Wahrscheinlich hat sie so einen Schock bekommen, dass sie sich bei ihrer Mutter verkrochen hat. Gerade will ich die Augen schließen, als ich hochfahre. Davidas Handschuhe! Die dürfen nicht im Müll landen.
Ich springe vom Bett und schleiche durch den Flur an Kyles Zimmer vorbei zu den Dienstbotenräumen.
Davidas Tür steht weit offen. Ich entdecke etwa ein Dutzend halb gefüllte Mülltüten. Drei Frauen in weißer Arbeitskleidung sind mit Aufräumen beschäftigt. Bei dem Anblick steigt Wut in mir auf. Mir wird zum ersten Mal bewusst, dass ich nicht nur Hunter verloren habe, sondern auch Davida.
»Entschuldigung?«
Die Frauen halten inne und sehen mich an.
»Könnten Sie mich bitte einen Moment
Weitere Kostenlose Bücher