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Mystic

Mystic

Titel: Mystic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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Vorderlader mit Kunststoffschaft und stählernem Lauf, eine doppelläufige Schrotflinte und zwei Pumpguns, eine mit hölzernem Kolben und blauschwarzem Lauf, eine mit tarnfarbenem Kunststoffschaft, untergebracht waren. Ein Stahlkabel lief in der Länge des Gewehrschranks durch den Abzugsschutz der Waffen. Unter dem Kasten mit Glastür befanden sich mit Zedernholz ausgeschlagene Kiefernschubladen und -fächer. Neben dem Waffenschrank gab es noch ein Stiefelregal, über dem an mehreren Haken verschiedene Jagdutensilien hingen, ein paar hüfthohe Watestiefel und ein brusthoher Wateanzug. Am anderen Ende des Kämmerchens stand eine niedrige Kiefernkommode.
    »Besaß er mehr als eine Truthahnflinte?«, fragte Andie Nightingale.
    »Nein«, antwortete Paula. »Weshalb?«
    »Weil er das Gewehr gar nicht aus dem Schrank genommen hat«, sagte sie.
    »Dann hat er seinen Mörder getroffen, bevor er hierherkam«, meinte Paula. Sie begann wieder zu weinen. Nightingale nahm sie in den Arm, bis sie sich etwas beruhigt hatte, und fragte dann: »Kommt dir außer den offenen Schlössern noch etwas anders vor?«
    Paula blinzelte, schnäuzte sich und sah sich in dem Raum um. »Nein, alles sieht so aus wie immer. Außer –«
    Sie zeigte auf die Kiefernkommode. »Die untere Schublade steht halb offen. Dort bewahrte Hank die Munition auf. Unter Verschluss. Er hielt den Jungs immer wieder Predigten über die Sicherheitsmaßnahmen im Umgang mit Waffen.« Sie hielt inne, ihr Kinn zitterte. »Hast du gehört? Ich rede schon in der Vergangenheit über ihn. Andie … Ich muss meinen Jungen suchen. Er braucht mich.«
    »Ich mute dir wirklich viel zu«, sagte Andie beruhigend. »Bitte entschuldige. Geh nur.«
    Als Paula verschwunden war, ging sie zur Kommode hinüber und zog die Schublade ganz auf. Es lagen vier schwere, schwarze Munitionskästen darin, jeder mit einem Vorhängeschloss gesichert. An einem von ihnen war das Schloss geöffnet. Sie zog es aus der Öse, klappte den Kasten auf, sah, dass er mit Schrotpatronen gefüllt war, und ließ dann ihren Blick zum Kastendeckel gleiten.
    An seiner Innenseite war mit Klebeband ein Stück weißes Zeichenpapier angebracht. Darauf war eine Gestalt gezeichnet, die ein Boot über einen Fluss ruderte.
    Das Wesen hatte den Körperbau eines Mannes, trug jedoch einen Geierschnabel und spitze Tierohren; anstelle der Haare wuchsen ihm Schlangen aus dem Kopf. Die Augen bestanden aus schwarzen Höhlen. Der Mund war mit einem Faden zugenäht. Das Wesen und das Boot waren mit präzisen, feinen schwarzen Strichen gezeichnet. Dieser Teil des Bildes besaß die Qualität einer alten Buchillustration.
    Das Wasser unter dem Boot und der Gestalt war allerdings rostrot und mit grobem Strich gemalt wie die Fingerzeichnung eines Kindes. Verwundert zog Andie Nightingale an ihrem linken goldenen Ohrstecker. Warum sollte Potter diese makabre Zeichnung in einen seiner Munitionskästen kleben? War er der Künstler? Wenn es hier noch weitere Zeichnungen gab, musste sie die psychologischen Dimensionen berücksichtigen und den Gang der Ermittlungen neu planen.
    Etwas an dem Material der Zeichnung störte sie ebenfalls. Sie holte den Kasten aus der Schublade, setzte ihn auf die Kommode und drehte die Lampe so, dass sie das Bild besser untersuchen konnte. Dann sah sie sich den Fluss aus der Nähe an.
    Ihr Kopf wurde plötzlich bleischwer, als ob ein ungeheurer Druck auf ihm lastete. Eiskalter Schweiß rann ihr über den Nacken und den Rücken hinunter.
    Der Fluss war mit Blut gemalt.

6
    Ein zweiter heftiger Sturm fegte kurz nach Einbruch der Dunkelheit über die Green Mountains, brach Zweige von den Birken und rüttelte an den Butzenscheibenfenstern von Gallaghers Hütte. Das alte Gebälk krachte und ächzte bei jeder Windböe. Modriges, braunes Laub wirbelte auf und füllte die Reifenspuren, die die Streifenwagen, der Krankenwagen und der Kleinbus des Gerichtsmediziners, mit dem Hank Potters Leichnam vom Fluss abtransportiert worden war, hinterlassen hatten.
    Im Laufe der Jahre hatte Gallagher gelernt, solche schrecklichen Erlebnisse in einer Art geistiger Gruft zu begraben. Doch die Erinnerung an Potter, wie er aus den Tiefen des Bluekill River aufgetaucht war, widersetzte sich dieser Verdrängung. Sie verfolgte ihn, als er sich bemühte, sich durch den Stapel Informationen über die katholische Heiligsprechung zu lesen, den ihm sein Partner, Jerry Matthews, in die Hand gedrückt hatte, bevor er Manhattan verließ. Das Bild

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