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Mythica 06 - Goettin des Sieges

Mythica 06 - Goettin des Sieges

Titel: Mythica 06 - Goettin des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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sein.«
    »In Ordnung, gut. Bringt mich einfach in die Nähe von Achilles.«
    »Es könnte gut sein, dass er sich gleich auf dich stürzt«, sagte Odysseus.
    »Lass das nur meine Sorge sein.«
    Odysseus nickte und rief die Männer um sie herum zur Ordnung. »Durchbrecht die Linie und öffnet dann die Phalanx für die Prinzessin!«
    Kat war speiübel vor Angst. Als sie sich wieder mit den Männern vorwärtsbewegte, dachte sie einen Augenblick, sie müsste sich übergeben, biss aber entschlossen die Zähne zusammen. Dann öffnete sich plötzlich die Wand dunkler Schilde vor ihr und ließ das Tageslicht zu ihr herein – und den Wahnsinn des Kampfes.
    Achilles stand vor ihr, umgeben von toten Kriegern, deren Blut die Erde in rostfarbenen Lehm verwandelt hatte. Er wandte ihr den Rücken zu, so dass sie einen bizarr friedlichen Moment Zeit hatte, ihn zu betrachten. Odysseus und die anderen Männer hatten recht gehabt – diese Kreatur war nicht Achilles. Sein Körper hatte so groteske, unproportionierte Ausmaße angenommen, dass er die Tunika, die sie zuletzt an ihm gesehen hatte, gesprengt hatte und bis auf den kurzen leinenen Lendenschurz nackt war. Sie musste wohl unbeabsichtigt einen Laut von sich gegeben haben, denn plötzlich wirbelte das Ungetüm zu ihr herum, und Kat fühlte, wie die Männer um sie herum erstarrten. Sie sah zu Odysseus und rief: »Lasst mich allein!« Dann ging sie auf das Monster zu.
    Das Ungeheuer knurrte. Kat machte noch ein paar Schritte, dann blieb sie stehen und stellte sich seinem rotglühenden Blick. Blut und Eingeweide bedeckten seinen narbigen Körper, schleimige Rinnsale troffen aus seinen verfilzten Haaren. Auch das Gesicht gehörte nicht mehr Achilles. Wie der Körper war auch es völlig entstellt und aus der Form geraten – als wäre etwas unter die Haut gekrochen und versuchte nun, sie zu zerreißen.
    »Achilles, ich bin es, Katrina!« Sie achtete darauf, dass ihre Stimme klar und ruhig klang, so, als hätte sie einen Klienten vor sich, der ihr gerade eröffnet hatte, dass er in Erwägung zog, Selbstmord zu begehen. Und war es nicht genau das, was auch Achilles tat? Er glaubte, er hätte den Tod seines Cousins verschuldet, und dafür wollte er nun mit seinem eigenen Leben bezahlen. »Achilles«, wiederholte sie, »Achilles, Patroklos ist nicht tot.«
    Achilles verzog den Mund und fletschte die Zähne. Dann kam er auf sie zu, langsam, aber mit einer tödlichen, beinahe verführerischen Anmut. Unwillkürlich fühlte Kat sich an eine riesige Giftschlange erinnert, und am liebsten hätte sie sich umgedreht und wäre zu Odysseus und seinen Männern zurückgerannt. Aber stattdessen holte sie tief Luft, sandte ein lautloses Bittgebet zu Venus und wich nicht von der Stelle.
    »Achilles«, sagte sie fest, »du musst mir zuhören. Patroklos ist nicht tot. Er lebt, und er wird wieder gesund.«
    Mit einem Laut, der ihr eine Gänsehaut verursachte, umkreiste er sie – und plötzlich wurde ihr klar, dass das Wesen lachte.
    »Achilles«, sagte sie noch einmal und drehte sich so, dass sie seinem Blick begegnen konnte, »ich weiß, dass du irgendwo da drin bist. Ich weiß, dass du mich hören kannst. Patroklos ist nicht tot.«
    »Ich werde dein Fleisch kosten.« Seine Stimme war so grässlich, so völlig unmenschlich, so überhaupt nicht wie Achilles, dass Kat die Fäuste ballen musste, damit sie nicht ganz so offensichtlich zitterten.
    »Nein, ich glaube nicht, dass du etwas Derartiges tun wirst«, entgegnete Kat, weiterhin mit neutraler Stimme und möglichst gelassener Körpersprache. »Achilles liebt mich, und er wird nicht zulassen, dass du mir etwas antust.«
    Sein Lachen war furchtbar, höhnisch und monströs. »Törichte Frau, ich bin nicht Achilles.« Inzwischen war das Wesen fast so dicht vor ihr, dass es sie berühren konnte. Im letzten Moment blieb es stehen. Sie konnte es riechen – Blut und Schweiß und dazu etwas Animalisch-Männliches.
    »Nun, das sehe ich.« Sie reckte das Kinn und setzte ihre ganze klinische Erfahrung ein, um einen ruhigen und ungerührten Eindruck aufrechtzuerhalten. »Achilles«, begann sie, aber er schnitt ihr sofort das Wort ab.
    »Nein! Es gibt keinen Achilles mehr!«
    Als das Wesen sich auf sie stürzte, taumelte Kat zurück, und ihre Beherrschung geriet ins Wanken. »Achilles!«, schrie sie. »Du musst zu mir zurückkommen!«
    Plötzlich sah sie ein Flackern in seinen Augen, ein Erkennen, das für einen Moment das rote Glühen kühlte und das Monster

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