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Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Titel: Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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wie sie aus dem Dunkel aufgetaucht waren, so gespenstisch verschwanden sie auch wieder darin, Vollzieher eines Schreckensrituals, von dem Nyala nichts zu sehen bekam und nur das Schrecklichste ahnen konnte.
    Sie wusste nicht, wohin man sie führte. Nyala war willenlos geworden, sie war seelisch völlig gebrochen. Die Einsamkeit und die Demütigung der Haft in dem Schreckensverlies hatten sie völlig zermürbt; sie war auf alles vorbereitet, mit allem einverstanden.
    Nyala glaubte zu wissen, was man mit ihr vorhatte. Die Zeit der Zermürbung war beendet, jetzt würden Peitsche und Brenneisen die Herrschaft übernehmen, vielleicht auch die abscheulichen Praktiken der Schwarzen Magie. Sie wurde nur wenig von Angst ergriffen, dafür waren ihre Gefühle in diesem Augenblick zu verwirrt.
    Türen wurden geöffnet und geschlossen, und niemand wusste zu sagen, ob der gespenstische Zug einen Raum verließ oder betrat, denn überall herrschte das gleiche Dämmerlicht. Vergeblich versuchte Nyala zu erkennen, wohin man sie führte. Nach ein paar Schritten schon hatte sie jegliche Orientierung verloren. Endlos schien die Stadt Gianton zu sein, ein Labyrinth des Grauens, aus dem es kein Entrinnen gab.
    »Bleib hier!« bestimmte der Priester.
    Nyala gehorchte. Ihre Augen zeigten ihr, dass sie richtig vermutet hatte. Es war ein Raum des Schreckens, in dem sie sich befand. Lautlos huschten die Caer davon; irgendwo fiel eine Tür ins Schloss .
    Da waren sie, die Werkzeuge des Henkers und der Folterknechte. Da waren die Stricke zum Binden, da waren Eisen und Schellen. Da war das offene Kohlenbecken, in dem das Holz glühte und die Brenneisen zur zischenden Weißglut gebracht wurden. Im Raum hing ein grässlicher Geruch, der gleiche, den Nyala aus den Folterkammern von Elvinon kannte. Orte wie dieser verströmten alle den gleichen Geruch nach Feuer und heißem Eisen, nach den Ausdünstungen von Schweiß und Schmerz.
    Da war auch die Peitsche, sorgsam aufgerollt an der Wand. Da waren Gliederbrecher. Nichts war ausgelassen worden.
    Schon fühlte Nyala den ersten Schlag auf den Körper, das Klatschen der Geißel, den schneidenden Schmerz, der den ganzen Körper durchzuckte. Schon glaubte sie, ihre ersten schmerzerfüllten Schreie von den gnadenlosen Wänden widerhallen zu hören.
    Doch noch immer war sie allein. Kein Caer war in ihrer Nähe.
    Nyala ging zu dem Kohlenbecken hinüber, in dem die Holzkohle glomm. Seltsam, dass das Feuer keine Wärme ausstrahlte. Als sie die Hände in die Nähe brachte, empfand sie die gleiche durchdringende Kühle, die es an jedem Ort Giantons zu spüren gab. Erst als sie die Kohlen selbst berührte und der sengende Schmerz sie zurückzucken ließ, wusste sie, dass die Kohlen tatsächlich heiß waren, nur schienen sie in dieser Atmosphäre des Grauens nicht in der Lage, wohltätige Wärme zu spenden, sondern nur schmerzliche Hitze.
    Einer der Caer kehrte zurück. Er schien Nyala gar nicht anzusehen, als er sagte: »Zieh dich aus!«
    Nyala zuckte zusammen. Wider Willen durchfuhr sie ein Anfall grimmigen Humors. Damit hatte sie bei den Caer wahrhaftig nicht gerechnet. Nun, wenn ihr auch das nicht erspart bleiben würde.
    Sie streifte ihre Kleidung ab, die zerrissen war und beschmutzt. Nackt stand sie im Schein des Kohlenfeuers da.
    »Hier!« sagte der Caer. »Zieh das an!«
    »Was ist das?« fragte Nyala.
    Der Gedanke, dass der Caer-Priester tatsächlich nicht daran dachte, sich auf sie zu stürzen, erschreckte sie sehr. Wenn nicht das, was hatte man dann mit ihr vor?
    »Ein Bußgewand«, sagte der Caer hart.
    Nyala schluckte. »Was sollte ich büßen?«
    »Zieh es an!«
    Gegen diese Stimme gab es keine Widerrede. Nyala griff nach dem Gewand. Seltsam trocken fühlte es sich an, fast schuppig wie eine Schlangenhaut.
    Mit scheuen Bewegungen schlüpfte Nyala in das seltsame Gewand. Es war aus einem Material gefertigt worden, das sie nicht kannte. Sie hatte keine Schwierigkeiten, das Gewand anzulegen. Im Gegenteil, es passte ihr vorzüglich. Es saß so eng wie kein anderes Kleidungsstück, das Nyala jemals getragen hatte.
    Verschlüsse gab es nicht an diesem Gewand, und trotzdem bedeckte es fast ihren ganzen Körper, und es schmiegte sich an wie eine zweite Haut.
    Grässliche Angst durchfuhr die junge Frau. Was würde mit ihr geschehen? Würde diese Schlangenhaut sie erdrücken, langsam ersticken?
    Nein, das war es nicht. Das Gefühl, das sich jetzt bei Nyala einstellte, war gar nicht einmal so unangenehm. Ein

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