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Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Titel: Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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Buhlmädchen herabbeugte, um einem baumlangen Karsh einen tiefen Einblick in das Mieder zu gewähren. Der Karsh mochte fähig sein, einen Bären in der Höhle zu erwürgen, diesem Anblick war er nicht gewachsen. Er lief feuerrot an und suchte unter dem Hohngelächter einiger Umstehender das Weite. Mythor konnte auch sehen, wie das Buhlmädchen dem scheuen Riesen hinterdrein blickte, fassungslos zuerst, dann mit sichtlicher Empörung über die Zurückweisung, zum Schluss nachdenklich. Hastig verließ sie den Raum und stürzte dem Karsh nach.
    Die Salamiter machten ähnlich zurückhaltende Mienen. Ihnen schien vieles bei den Ugaliern nicht zu behagen.
    »Hier, Freund!« sagte Gapolo lachend und schob Mythor einen vollen Pokal entgegen. »Nimm, trink und lass es dir schmecken. Soll ich eines der Mädchen für dich rufen?«
    Mythor hob abwehrend beide Hände. Graf Corian, der die Frage wie auch die Antwort klar verstanden hatte, lachte laut und anzüglich, sagte aber nichts.
    Mythor schnippte mit den Fingern. Sofort eilte einer der Knechte heran. »Bring mir von dem Wildschwein!« sagte Mythor.
    Der Knecht beeilte sich, dem Befehl Folge zu leisten. Die anderen Gäste amüsierten sich prächtig. Graf Corian fingerte mit beiden Händen im Leibchen einer Magd herum, angeblich, um Läuse zu suchen. Jamis von Dhuannin stand mit einem der Codgin-Söhne in einem Winkel und plauderte über etwas, das angesichts des Charakters beider nur ein Mordkomplott sein konnte. Ryson de Freyn bedachte Mythor immer wieder mit giftigen Blicken und schüttete Unmengen des frischen Bieres in sich hinein.
    »Ein prachtvolles Fest, Graf Corian«, sagte Mythor halblaut. Der Sitte entsprechend hielt er ein Stück Braten zwischen den Zähnen, während er sprach.
    »Du wirst warten müssen, bis Vassander kommt«, sagte Corian prustend. »Hier, mein Kind, trink!« Er nahm seinen Becher und goss der jungen Frau in seinen Armen den roten Wein in den Mund. Sie wehrte sich zunächst nicht, bekam dann aber keine Luft mehr und begann zu zappeln. Mit eisernem Griff hielt Corian sie, bis sie beinahe erstickt war. Erst dann ließ er die halb Ohnmächtige los.
    »Hehehe!« bemerkte Graf Codgin meckernd. »Du weißt mit Weibern umzugehen, Graf Corian. Ist dein Kind ähnlich fügsam erzogen?«
    »Sie ist eine brave Tochter«, sagte Corian grinsend. »Und sie wird ihrem Mann ein braves Weib werden. Ich gelobe es, bei meiner Ehre!«
    Mythor erhaschte zufällig, wie eine Frauengestalt im Hintergrund des Bankettsaals vorbeihuschte. Es musste die Gräfin sein, die in der Burg kaum zu sehen war. Sie führte ein sehr zurückgezogenes Leben.
    »Auf die Nachkommen des Grafen!« rief Gapolo laut und hob den Pokal.
    Gorsan, ältester Sohn des Grafen und damit beschäftigt, einen Knecht zu verprügeln, der ihm nicht rasch genug den Wein eingeschenkt hatte, erhob sich zu voller Größe, die er mit seinen dreizehn Sommern aufbringen konnte, und nahm die guten Wünsche der Gäste entgegen. Er versprach ein feines Früchtchen zu werden, wenn er jemals die Mannbarkeit erreichen sollte, woran Mythor seine Zweifel hatte. War Graf Codgin erst einmal mit Valida verheiratet, war das Leben von Corians drei Söhnen kein schäbiges Kupferstück mehr wert. Mochte es sich um den dreijährigen Aldrin handeln, um Philk, der sechs Jahre zählte, oder um Gorsan. Graf Codgin und die nicht minder, verschlagenen Früchte seiner Lenden würden nicht zögern, für eine Erbfolge zu sorgen, bei der das gesamte Lehen erst auf Valida, dann auf Graf Codgin und zum Schluss auf den erfolgreichsten Meuchelmörder unter seinen Drillingen fiel.
    »Bei Aqvitre!« stieß Graf Corian hervor. »Mögen die Segenswünsche in Erfüllung gehen.«
    »Sie werden, Graf Corian, ich sage es, ich, Vassander, Erzmagier in Ugalien.«
    Der Auftritt war gekonnt in Szene gesetzt. Aller Augen hatten sich für einen kurzen Augenblick auf den Grafen und seinen Sohn gerichtet. Jetzt fuhren die Köpfe zugleich herum, der Tür entgegen.
    Vassander kam in Purpur und Grau bei dieser Gelegenheit, eingehüllt in eine Duftwolke, die man hätte schneiden können. Er hatte beide Arme ausgebreitet. Jetzt hob er sie wie flehentlich zum Himmel hinauf.
    Graf Corian murmelte einen zauberischen Spruch, dann stand er hastig auf. »Nimm Platz an meiner Seite, Vassander«, sagte er.
    Mythor wusste, dass Corian ein besonders typischer Ugalier war, wenn es um Aberglauben und Magie ging. Wie stets trug er auch jetzt ein halbes Dutzend Amulette, und

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