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Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Titel: Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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zu stören!«
    Als sich Buruna wieder zu Mythor wandte, hatte ihre Stimme jegliche Schärfe verloren. Der erwartungsvolle Blick ihrer dunklen Augen richtete sich auf Mythor. Sie lächelte ein wenig herausfordernd.
    »Du wirst müde sein und staubig«, sagte sie. »Ich werde dir helfen.«
    Mythor ließ sich die Hilfeleistung mit Vergnügen gefallen. Buruna half ihm aus den verschwitzten Kleidern, dann führte sie ihn zum Zuber. Das Wasser war recht heiß, aber Mythor gewöhnte sich rasch daran. Der Duft des Öles stieg ihm in die Nase.
    »Ich werde dich waschen«, verkündete Buruna. Ihre schlanken Finger griffen fast zärtlich nach Mythors Schultern.
    »Wo kommst du her?« fragte Mythor.
    »Ich weiß nicht«, sagte Buruna, während sie Mythors Schultern wusch. »Ich kam als Kind nach Ugalien, und hier bin ich aufgewachsen und erzogen worden. Ist es dir so recht?«
    »Ich werde mich schon melden, wenn es mir nicht mehr gefällt«, sagte Mythor. »Du kannst ruhig fester zupacken, ich bin nicht aus Wachs.«
    »Ja, Herr«, hauchte Buruna.
    »Und du brauchst auch nicht jedesmal eine Verbeugung zu machen, wenn ich dir etwas sage.«
    »Ja, Herr«, sagte Buruna und verneigte sich wieder. Sie war offenbar dazu erzogen worden, jedem Mann, dem sie zugeführt wurde, zu dienen und zu gehorchen. Ihre Unterwürfigkeit entsprach nicht Mythors Geschmack, aber daran ließ sich vielleicht etwas ändern.
    Mythor ließ sich von den geschickten Fingern Burunas waschen, dann stieg er aus dem Zuber.
    »Komm, Herr!« sagte Buruna.
    Sie hatte, woher, mochten die Baumteufel wissen, ein Stück makellos weißen Leinens aufgetrieben und über das Lager gebreitet.
    »Streck dich aus«, sagte sie. »Ich werde dich salben.«
    Mythor legte sich bäuchlings auf das kühle Linnen. »Kennst du dich in der Burg aus?« fragte er.
    Buruna kannte sich aus, sie hatte ein gutes Gedächtnis, und die zahlreichen Intrigen, die hier gesponnen worden waren, waren ihr keineswegs entgangen. Während sie Mythors Rücken salbte, schleppten Knechte den Zuber hinaus. Zugleich schafften sie neue Kleidung heran. Sobald Buruna mit ihrer Arbeit fertig war, half sie Mythor in die neue Kleidung. Der hatte zwar keine rechte Lust, sich derartig herauszuputzen, aber ihm blieb unter den obwaltenden Umständen nichts anderes übrig.
    Also kostümierte er sich mit roten Schnabelschuhen, die bei jedem Schritt klingelten, wegen des an der Spitze befestigten bronzenen Glöckchens. Zur Kleidung gehörte ein Umhang aus rotem Stoff, gehalten von einem kunstvoll gefertigten Gürtel. Der Umhang bauschte sich weit, zudem war er entsetzlich parfümiert worden.
    »Herrlich«, sagte Buruna, als sie mit dieser Arbeit fertig war. »Jetzt siehst du wirklich aus wie ein Mann vom Hof.«
    Mythor grinste. »Ob ich an diesen Hof gehöre, weiß ich nicht«, sagte er. »Und den Rest, den erproben wir später.«
    Buruna lächelte.
    *
    Es tropfte leise. Kaltes, übelriechendes Wasser lief an den Wänden herab. Und ab und zu löste sich ein Tropfen und schlug irgendwo in der Finsternis auf den Boden.
    Plitsch.
    Dann war wieder Ruhe. Die Stille des Kerkers wurde nur von diesem einen Geräusch unterbrochen, einen anderen Klang gab es nicht.
    Platsch.
    Nur das stete Tropfen. Zuerst hatte das Geräusch an Nyalas Nerven gezehrt, dann hatte sie dich daran erfreut. Es bewies ihr, dass noch etwas geschah; man konnte die Tropfen zählen und so wissen, dass es noch eine Zeit gab, die verstrich.
    Jetzt aber war das Geräusch zur Marter geworden.
    Nyala hatte stundenlang - oder waren es schon Tage gewesen? - nach der Quelle des Geräusches gesucht. Sie hatte die Stelle nicht finden können, an der das Wasser herabtropfte.
    Die Tochter Herzog Krudes von Elvinon wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war, seit man sie in dieses Verlies gesperrt hatte. Sie wusste nur, dass es ihr wie eine entsetzlich lange Zeit vorkam, die sie in dem feuchtkalten Gelass verbracht hatte, ohne Nahrung, ohne Licht, ohne Wasser, ohne den Klang einer menschlichen Stimme.
    Nyala wagte nicht zu sprechen. Es war eine Eigentümlichkeit dieses Raumes, dass er die Stimme verzerrte, in einer Weise, dass das Echo nichts Menschliches mehr an sich hatte. Aus einem Seufzer wurde meckerndes Gelächter, ein Stoßgebet wandelte sich in eine höhnische Anrufung des Bösen, ein Schmerzenslaut in ein Geräusch des Ekels.
    Hunger wühlte in ihren Eingeweiden. Sie wusste, dass es höchstens einen Tag her sein konnte, seit man sie eingesperrt hatte. Bei

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