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Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Titel: Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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die kleine Schar von Männern, die sich hinter seinem Sessel aufgebaut hatten, bestand ausnahmslos aus Weissagern, Traumdeutern und Handlesekünstlern, die ihn in allen wichtigen Fragen berieten.
    Vassander schwebte heran. Der Umhang, den er trug war so lang, dass man seine Füße nicht sehen konnte. Es sah tatsächlich so aus, als brauche er seine Beine nicht zu bewegen, um Corians Einladung annehmen zu können. In der Mitte des Saales blieb Vassander plötzlich stehen. Er begann zu schwanken.
    »Aahh!« Ein Schrei gellte durch den Raum. Mit einem Schlag wurde es still.
    »Es überkommt ihn«, murmelte Gapolo. »Er kann jetzt weissagen, und alles, was er sagt, wird eintreffen.«
    Mythor hatte da seine Zweifel. Er sah sich hastig um. Vassanders Auftritt erzielte zweifelsohne Wirkung. Aber wie viel war davon echt, tatsächliche Magie, und wie viel nichts weiter als politisches Kalkül und raffinierte Darstellungskunst?
    »Freunde!« ächzte Vassander. Er schwankte immer heftiger. Seine Gestalt schien sich biegen zu wollen wie junge Ruten, dann bebte er am ganzen Körper. Aus seiner Kleidung stieg feiner Nebel auf und begann, den Magier einzuhüllen.
    Aus den Reihen der Gäste erklang ein allgemeines Stöhnen. Vieles hatten die Männer und Frauen schon erlebt, so etwas noch nicht. Mythor schluckte.
    »Eine Ahnung«, murmelte Vassander.
    »So kann man es nennen«, sagte eine leise, aber deutliche Stimme.
    In einem anderen Winkel des Raumes war eine zweite Gestalt aufgetaucht, sieben Fuß hoch, zart und feingliedrig gewachsen.
    »Thonensen«, flüsterte jemand.
    Der Sterndeuter des Grafen Corian hatte ebenfalls die Arena betreten.
    »Die Schlacht«, stöhnte Vassander nun lauter. »Blut, viel Blut, kostbares Blut. Ich sehe es. ich kann es riechen, schmecken, fühlen.«
    Thonensen sagte nichts. Seine großen Augen hatten eine seltsam rötliche Färbung, die zu den langen seidig weißen Haaren seines Hauptes passte. Mit diesen rötlichen Augen fixierte er Vassander.
    »Wann?« forderte Graf Corian. »Wann soll die Schlacht sein?«
    »Böse Krieger!« stieß Vassander hervor. »Tausende grausamer, böser Krieger. Ich sehe es ganz genau. Sonnenaufgang.«
    »An welchem Tag, Vassander?« rief Gapolo ze Chianez aufgeregt. »Sag den Tag, Zauberer!«
    Ein Ruck fuhr durch den Leib des Magiers. Sein Körper war nur noch ein Schemen, gerade noch erahnbar, so sehr hatte der Nebel die Gestalt eingehüllt.
    »Zur Wintersonnenwende«, stieß Vassander hervor. Über sein Gesicht flog ein boshaftes Grinsen. »Tag der Wende, da das Gute siegen wird über die Mächte des Bösen.«
    »Kein übles Datum«, stieß Corian hervor.
    Man brauchte kein Zauberer zu sein, um zu wissen, dass dieses Datum denkbar ungünstig war. Gewiss war der Tag ein Tag der Wende, aber dieser Umbruch konnte alles und jedes betreffen. Besser wäre es gewesen, die Schlacht hätte an einem für die Kräfte des Lichtes klar erkennbar guten Tag stattfinden können.
    »Wo?« riefen einige der Krieger. »Rede, Vassander, wo sollen wir uns schlagen?«
    »Weit von hier«, antwortete Vassander in Trance. »Sehr weit entfernt.«
    »Das genügt nicht«, sagte Graf Corian drängend. »Wir müssen mehr wissen. Sag uns, was du sehen kannst!«
    »Ich sehe«, sagte Vassander. Seine Stimme gewann ein wenig an Festigkeit. Noch immer aber hörte sie sich an, als spreche ein anderer aus dem Leib des Erzmagiers. »Ich sehe den Ort!« schrie Vassander, »Sieg, großer Sieg. Schlagen werden wir die Feinde, zu Paaren treiben unsere Widersacher, heulen werden die Unterdrücker, und Freude wird herrschen in den Hütten Tainnias, denn im Hochmoor von Dhuannin wird das Böse sein Ende finden.«
    Es war reiner Zufall, dass Mythor in diesem Augenblick das Gesicht des Abgesandten Jamis von Dhuannin betrachtete. Es verriet aufrichtiges Erstaunen.
    »Falsch«, erklang die klare Stimme Thonensens in die Stille nach Vassanders letzten Worten. »Nicht das Böse wird enden im Hochmoor von Dhuannin. dort wird es vielmehr seinen letzten großen Sieg erringen.«
    »Das lügst du!«
    Der Erzmagier des L'umeyn von Ugalien war hochrot vor Zorn. Noch niemand hatte ihm einen derartigen Vorwurf zu machen gewagt, am wenigsten ein zweitrangiger Sterngucker wie dieser Thonensen. Das jedenfalls drückte die empörte Miene des Erzmagiers aus.
    »Ich bleibe dabei«, sagte Thonensen. Er kam langsam näher, bis jedermann in der Runde ihn gut sehen konnte.
    »Der Zeitpunkt ist günstig«, behauptete Vassander. »Ich weiß

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