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Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Titel: Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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Indessen fehlte es an den Dingen, die erst die Laune schufen für Lustbarkeit und Vergnügen.
    Es gab nur Wasser im Lager, schlechtes dazu. Das Brot war knapp geworden, in der näheren Umgebung gab es keine Bauern mehr, die man plündern und erschlagen konnte. Der Schnaps war längst aufgezehrt, und was die Frauen in weitem Umkreis betraf, so hatten sie beim Anrücken der Cirymer vorsorglich das Weite gesucht.
    Wenn es Kaschkas nicht gelang, hier baldmöglichst Abhilfe zu schaffen, würden seine Leute sich gegen ihn empören. Dass er möglicherweise abgelöst wurde, verdross Kaschkas wenig – ihn ließ die Aussicht erschauern, dass seine Leute vielleicht ihr Mütchen an ihm kühlen wollten, bevor sie ihn erschlugen.
    »Elender Mythor!« stieß Kaschkas hervor. Langsam kehrte er zu seinem Zelt zurück. Man hatte ihm einen Sessel vor das offene Zelt gestellt, bedeckt mit dem weichen Fell eines Riesenbären. Das Fell roch zwar noch ziemlich streng, aber dafür hatte Kaschkas das Tier selbst erlegt – die Narben trug er noch auf der Brust.
    Oben auf dem Hügel bei den Coromanen tat sich etwas. Kaschkas konnte es mit bloßem Auge erkennen. Etliche dunkle Punkte bewegten sich auf dem Hügelkamm, kamen langsam näher.
    Kaschkas überlegte, was das zu bedeuten haben konnte. Waren sie etwa so frech, diese elenden Räuber, Halsabschneider, Wegelagerer, abgefeimten Meuchelmörder und Mädchenhändler, ihm eine offene Feldschlacht in aller Form anzubieten? Wenn ja, dann mochten sie kommen. Im Felde war Kaschkas mit seinen Leuten nicht zu besiegen, jedenfalls war Kaschkas davon überzeugt.
    Es blieb abzuwarten, was das Geschmeiß tatsächlich wollte. Eines aber stand für Kaschkas fest – nachgeben würde er in keinem Falle.
    Die Kolonne der Coromanen näherte sich. Sie waren waffenlos, wären also eine wohlfeile Beute für die Cirymer gewesen, allerdings auch eine jämmerliche, denn was hatten diese Coromanen schon, das man ihnen hätte abnehmen können?
    Kaschkas sah nach seinen Waffen. Es gehörte sich nicht, Tribute – und als nichts anderes empfand Kaschkas das Erscheinen der Coromanen – in Empfang zu nehmen, ohne seine Macht und Stärke herauszukehren. Kaschkas legte sein Schwert über die Knie. Ein Wink beorderte zwei Speerträger an die Seiten seines Sessels.
    Dann hatten die Coromanen ihn erreicht. Es waren vier, und zwei davon kannte Kaschkas bereits.
    Der eine war der Gnom, der Verwachsene, den Kaschkas flüchtig bemerkt hatte, der andere war jener hochgewachsene Fremde, der behauptete, Nottr und die Lorvaner zu kennen, und der die beispiellose Frechheit besessen hatte, Kaschkas beinahe zu besiegen.
    »Aha!« sagte Kaschkas.
    Zu weiteren Äußerungen ließ er sich nicht hinreißen. Es war Sache der Verlierer, das Gespräch in die gewünschte Bahn zu bringen.
    Mythor entbot Kaschkas seinen Gruß, und er tat das sehr höflich. Kaschkas’ üble Laune besserte sich ein wenig, als er den Rücken des Fremden gebeugt sah.
    »Wir kommen, um mit dir zu verhandeln«, sagte Mythor freundlich. »Es wird, hoffe ich, nicht nötig sein, dass wir euch ein zweites Mal zurückwerfen.«
    Kaschkas sagte nichts, aber seine Faust krampfte sich um das Schwert. Was wagte der Kerl?
    »Auf der anderen Seite dürften wir kaum in der Lage sein, euch zu besiegen«, fuhr Mythor fort. »Wir sollten also verhandeln. Was verlangst du dafür, dass du uns durch lässt?«
    »Hm«, machte Kaschkas. »Was könnt ihr geben?«
    »Was braucht ihr?« fragte Mythor zurück.
    Kaschkas entsann sich seiner Nachschubprobleme. Die Idee war nicht schlecht. Wenn er Nachschub forderte, den die Coromanen mit Sicherheit nicht hatten, konnte er sich gemäßigt zeigen. Wenn die Coromanen diese billigen Forderungen nicht erfüllen konnten, hatte es Kaschkas in der Hand, den Preis in die Höhe zu treiben.
    »Schnaps«, sagte Kaschkas. »Fässer voll Schnaps.«
    Mythor nickte, und das setzte Kaschkas in nicht geringes Erstaunen. »Fleisch und Brot«, fuhr er fort. »Ganze Wagenladungen voll Fleisch und Brot.«
    »Auch das wird sich vermutlich machen lassen«, sagte Mythor.
    Kaschkas traute seinen Ohren kaum. Der Unterhändler der Coromanen ging auf seine Forderungen ein, versuchte nicht herunter zu handeln? Kaschkas roch eine Falle.
    »Und dann brauchen wir noch etwas«, sagte er mit boshaftem Lächeln. »Meine Männer sind ein wenig einsam gewesen in den letzten Wochen.«
    Damit hatte er die Coromanen in der Falle. Sie konnten beim besten Willen…
    »Ist das alles?«

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