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Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Titel: Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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Seite.«
    »Wir haben keine andere Wahl«, stieß ein anderer hervor. »Er hat recht, die Cirymer lassen uns keinen anderen Weg offen.«
    »Versuchen wir es«, sagte Mythor. Er betrat die Brücke als erster.
    Nach einigen Schritten war klar, dass dies ein selbstmörderisches Unterfangen sein würde. Die Brücke ächzte und schwankte; bei jedem Schritt schien sie auseinanderfallen zu wollen.
    Mythor sah, wie vom Himmel eine Möwe herab schoss und auf der Wasseroberfläche nach einem Fisch schnappte, der sich für einen kurzen Augenblick gezeigt hatte.
    Nur um eine Winzigkeit hatte sich der Vogel verschätzt, aber dieser Fehler kostete ihn das Leben. Er kam nicht mehr von der Wasseroberfläche hoch, die reißende Strömung packte ihn und spülte ihn hinab in die Tiefe. Die unerhörte Geschwindigkeit, mit der sich dieser Vorgang vor den Augen der vier abspielte, bewies jedem, wie ungeheuer stark die Strömung war, die über die Inseln hinwegspülte.
    Es ließ sich auch an dem Maß ablesen, mit dem die Hängebrücke vom Wasser zur Seite gezerrt wurde. Das Heimtückische an diesen Wirbeln war, dass sie immer wieder ihre Richtung änderten.
    Mythor bewegte sich langsam vorwärts. Sehr behutsam setzte er einen Fuß vor den anderen. Die Brücke gebärdete sich wie toll, ächzte, schwankte, zitterte – es schien nur eine Frage weniger Augenblicke, dann musste sie zusammenbrechen.
    »Kommt nach!« rief Mythor den Begleitern zu.
    Sie zögerten.
    Mythor stand schon auf dem ersten Drittel der Brücke, und am Horizont waren die heranjagenden Cirymer zu erkennen. Wohin sollten die Coromanen sich wenden? Sicherheit war nirgends zu finden, es fragte sich nur, wo der Tod wahrscheinlicher war, wo er grausamer ausfallen würde.
    Mythor schritt weiter. Das Wasser überspülte die Brücke an dieser Stelle schon, und Mythor konnte an den Füßen den Sog des Wassers spüren, konnte deutlich fühlen, wie es zerrte und ruckte.
    Die Brücke setzte sich in Bewegung. Wieder einmal hatte der Wasserstrom seine Richtung geändert.
    Mythor fühlte, wie er durchs Wasser glitt, wie der gesamte herabhängende Bogen der Brücke dem Sog des Wassers folgte. Zwischen den Brettern des Brückenbodens quoll weiße Gischt auf.
    Das Wasser war eisig kalt an dieser Stelle. War es Zufall, Naturgewalt oder Magie? Niemand wusste es zu sagen, auch Mythor nicht.
    Täuschung war dieser Sog jedenfalls nicht, das wusste Mythor. Der Helm der Gerechten schützte ihn vor solcher Beeinflussung. Das Wasser war echt, und wirklich war demzufolge auch der Tod, der auf jedem Teilstück der Brücke zu lauern schien.
    Mythor warf einen Blick zurück. Die Staubwolke, die am Horizont immer größer wurde, verriet das Näherkommen der Cirymer. Vielleicht war Coroman Hassif so schlau, die günstige Gelegenheit zu nutzen und das Lager der Cirymer zu überfallen, während die Bewohner der Zelte hinter Mythor und seinen Begleitern herjagten.
    »Das geht niemals gut«, sagte einer der Coromanen, kaum dass er einen Fuß auf die Brücke gesetzt hatte. »Das kann gar nicht gutgehen!«
    Mythor schritt langsam weiter. Das Wasser spülte ihm über die Knöchel, und er spürte die eisige Kälte an den Schenkeln in die Höhe steigen. Die Brücke ächzte vernehmlich, ein leiser Ruck war zu spüren. War irgendwo eines der Seile gerissen? Hing die ganze Konstruktion gleichsam nur noch an einem Fädchen?
    Mythor suchte mit den Augen die Brücke ab, aber er fand keine erkennbare einzelne schlechte Stelle – die ganze Brücke machte einen schlechten Eindruck.
    Dann glitt er aus. Er bemerkte noch, dass eines der Bretter nachgab, dann verlor sein Fuß den Halt, und bei dem Versuch, sich zu fangen, glitt er auf dem schlickigen Untergrund aus.
    Mythor ruderte mit dem linken Arm. Er bekam das Seil zu fassen, das als Geländer diente, und er schaffte es, auf der Brücke zu bleiben. Seine Begleiter stöhnten dumpf auf, als sie sahen, welche Mühe Mythor hatte, sich wieder auf die Beine zu bringen.
    »Lass uns umkehren!« schlug einer vor, aber Mythor winkte ab. Er hatte jetzt fast die Mitte erreicht, da erschien es ihm wenig sinnvoll, umzukehren.
    Wieder machte er einen Schritt. Sehr sorgfältig tastete er erst einmal die Festigkeit des Bodens ab, bevor er die ganze Last seines Körpers auf ein Bein verlagerte.
    Die Brücke hielt. Mythor überwand den tiefsten Punkt, an dem die Strömung ihm die Knie umspülte. Von da an konnte es nur noch leichter werden.
    Mythor drehte sich um. Er wollte die anderen

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