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Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Titel: Mythor - 044 - Piraten der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner K. Giesa
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des Haghalon wissen. Vielleicht können wir dieses Wissen einmal gut gebrauchen.« Während des letzten Satzes verstärkte er den Druck um Shezads Handgelenk.
    Seufzend entspannte sich die Prinzessin; sie hatte begriffen. Mythor wollte erfahren, wie weit sich der Zielpunkt der Piratenflotte für einen Fluchtversuch eignete. Sie akzeptierte es, wenngleich ihr die Worte des Piraten einen Schauer über den Rücken laufen ließen. Ihr zartes Gemüt war dafür nicht geschaffen. Wohl hatte ihr Vater sie wie einige ihrer Schwestern auf eine Reise durch das Shalladad gesandt, um allein durch ihre zeitweilige Anwesenheit die Moral der Truppen zu stärken, aber von Kampf und Gewalt war sie nicht sonderlich zu begeistern.
    »Haghalon zog also aus«, fuhr Baudi fort, »um weit drinnen auf dem Salzspiegel zu ernten. Er hatte sich ausgerechnet die größte Ansammlung von Warzen ausgesucht, die es auf dem See gibt. Dort hatten sich etwa dreißig von ihnen versammelt und warteten auf ihre Opfer. Einige standen dicht beieinander, zwischen anderen gab es Abstände bis. zu einer Pfeilschussweite. Aber es war deutlich zu erkennen, dass sie alle zu einer Kolonie gehörten.
    Nun, der Magier Haghalon begann mit seiner Ernte. Zuvor entfesselte er ein gewaltiges Spektakel mit geheimnisvollen Beschwörungen. Und es gelang ihm mit Hilfe seiner Magie, die Stacheln gewissermaßen einzuschläfern.
    So konnte er ungefährdet beginnen, sie abzuschneiden und einzusammeln; er brauchte nur noch aufzupassen, dass er die Spitzen nicht berührte, aus denen das Gift austritt. Nun, er begann die Stacheln vorsichtig an der Wurzel anzuschneiden, dicht am Warzenkörper. Er schnitt die erste, schnitt die zweite und dritte…«
    »Mach es nicht zu spannend«, unterbrach Mythor Baudis Redefluss. »Was geschah dann?«
    »Haghalon hatte wohl seine Magie überschätzt, vielleicht verspüren die Warzen auch Schmerz, wenn man an ihnen herumschnitzt. Wer weiß es? Immerhin ist es nicht sicher, ob es Pflanzen oder Tiere oder etwas ganz Fremdartiges sind. Man weiß nur, dass die Warzen erheblich rascher wieder erwachten, als Haghalon es geplant hatte.«
    »Alle?« unterbrach die Prinzessin.
    »Man sagt es«, nickte Baudi. »Der Magier bemerkte es zu spät. Als er die erste Bewegung erkannte, war es schon zu spät, und ein paar tausend Stacheln bohrten sich in seinen Körper. Da half ihm all seine Magie nicht mehr. Er versuchte noch eine Beschwörung, doch ehe er sie vollenden konnte, war er bereits tot.«
    Mythor schluckte. »Ehe er sie vollenden konnte?« wiederholte er erschrocken.
    »Ich sehe, du kennst dich aus«, sagte der Pirat. »Ja, und deshalb ist sein Geist jetzt dazu verdammt, für ewig zwischen den Warzen zu spuken. Manchmal, wenn die Schattenzone besonders intensiv glüht, kann man des Nachts eine dunkle Gestalt zwischen den Warzen der Kolonie umherirren sehen, ein riesiges Messer in der Hand. Es ist Haghalon, der nie mehr Ruhe findet, und nach ihm wurde diese Kolonie die Warze des Haghalon genannt.«
    »Hast du diesen Geist schon gesehen?« fragte Mythor, der fühlte, wie sich eine Gänsehaut wohl nicht nur auf Shezads Arm bildete.
    Baudi, der Holzbeinige, schüttelte heftig den Kopf. »Nein, bei Erain! Denn dann lebte ich vielleicht nicht mehr. Ich hörte nur die Erzählungen.«
    »Das macht uns richtig Mut«, spottete Mythor. »Und dort soll also der Austausch stattfinden?«
    »Jassam hat es so bestimmt«, sagte Baudi.
    »Und was wird aus No-Ango und mir?« fragte er. »Es heißt ja immer nur, dass die Prinzessin gegen Tashan ausgetauscht werden soll.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte der Pirat. »Da musst du schon Jassam oder vielleicht auch Ashorro fragen. Sie pflegen ebenso wie Tashan nicht über ihre geheimen Pläne zu reden. Du kennst doch den alten Spruch: Man schüttet eine Quelle am einfachsten zu, indem man ihren Standort verrät.«
    Mythor nickte. »Vielleicht hast du recht«, sagte er. »Ich werde also Jassam fragen.«
    »Da wirst du Pech haben«, grinste Baudi. »Jassam ist für niemanden zu sprechen. Er befehligt die Tashans Ehre und kümmert sich in dieser Zeit um nichts anderes. Du wirst dich schon an Ashorro halten müssen.«
    »Tja«, brummte Mythor. »Dann werde ich das wohl tun.«
    *
    »Sag an, Mann der düsteren Gedanken«, sagte No-Ango. »Was habt ihr mit uns beiden vor – mit Mythor und mir?« Seine Hand umklammerte den Oberarm Ashorros. Der finstere Pirat schlug No-Angos Hand beiseite. »Mach das nicht noch einmal«, drohte er.

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