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Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Titel: Mythor - 044 - Piraten der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner K. Giesa
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sie zum Stehen brachte. Sie lagen jetzt auf einer freien, weithin einsehbaren und ungeschützten Fläche. Das hatte den Vorteil, dass am kommenden Morgen die Männer die Segler nicht erst anzuschieben brauchten. Hier konnte der Wind ungehindert zupacken; die Segel brauchten lediglich aufgezogen zu werden, der Wind würde dann das Seine tun.
    Mythor nagte an seiner Unterlippe. Sie waren mit vollem Wind gefahren. Als sie von Horai kommend das Versteck aufsuchten, hatten sie kreuzen müssen, die Rückreise würde sich für die Piraten ähnlich umständlich gestalten, falls der Wind nicht überraschend drehte. Denn die Segler hatten einen Nachteil: Richtungsänderungen konnten ausschließlich über die Segel geschehen. Ein Steuerruder wie bei Wasserschiffen gab es nicht. Es hätte eine drehbare Kufe erfordert, doch die Salzfläche war nicht so nachgiebig wie Wasser. Zwei bis drei kräftige Männer hätte man gebraucht, um das Ruder herumzuwirbeln. Darauf hatte man verzichtet und lenkte mit den Segeln und Ballasthebeln. Die Tashans Ehre war dadurch wendig, dass sie nur einen Ausleger und damit zwei Kufen besaß; bei den normalen Handelsseglern mit zwei Auslegern und somit drei Kufen, manchmal vier – zwei unter dem Hauptrumpf –, befanden die Ausleger sich nicht auf gleicher Höhe. Einer schwebte meist ein wenig in der Luft. Die über Segelschwenks gesteuerten Richtungsänderungen wurden dadurch unterstützt, dass eine Art Quermast, mit Ballast beschwert, in jene Richtung ausgeschwenkt wurde, in die der Segler sich neigen sollte. Es war ein haarsträubendes Balancierspiel, und geschickten Steuermännern gelang es, bei schneller Geradeausfahrt beide Ausleger in der Luft zu halten und auf einer einzigen Kufe dahinzugleiten. Dass die Kufe unter dem Schiffsrumpf dadurch ein wenig tiefer gepresst wurde, wurde durch die fehlende Bremswirkung der Auslegerkufe mehr als ausgeglichen, und die Segler konnten erheblich schneller fahren.
    Jetzt kamen sie nacheinander zum Stillstand.
    »Wir bleiben an Bord der Schiffe!« schrie Jassam so laut, dass es auf den benachbarten Seglern vernommen wurde. Der Befehl wurde weitergegeben. Es gab keinen Grund, die Schiffe zu verlassen; Proviant war an Bord, und auf dem Salzspiegel gab es nichts, was einen Mann veranlassen konnte, von Bord zu gehen. Draußen gab es nur eins: den Dursttod.
    Bald brach die Nacht herein, doch die Gefangenen erhielten keine Chance, zu entfliehen. Es gab genug Piraten, die Wache hielten. Mythor hatte also auf eine Gelegenheit bei der Warze des Haghalon zu warten; es blieb nichts anderes übrig.
    Und noch in der morgendlichen Dunkelheit gab Jassam das Signal zum Aufbruch. Offensichtlich wollte er das Ziel weit früher erreichen, als es bisher den Anschein hatte.
    *
    Das große Feuer war nahezu niedergebrannt. Nur noch ein schwaches Flackern erhellte die Szene. Die Krieger des Shallad hatten sich zum Teil bereits in ihre Decken gerollt und waren in den rasch aufgeschlagenen Zelten verschwunden. Vor einem der Zelte waren Lanzen in den Boden gerammt worden; sie trugen die Wimpel des Festungskommandanten.
    Sadagar nagte die letzten Fleischfasern von einem Knochen und warf ihn dann ins Feuer. Kurz zuckten die Flammen auf und tanzten über den Knochen hinweg. Das Fleisch war gut durchgebraten gewesen, und der Steinmann erlaubte sich, sich aus einem Weinschlauch zu bedienen und nachzuspülen. Es wunderte ihn, dass es auf diesem Heerzug Wein für die Krieger gab. In nördlichen Gegenden wurden die Krieger mit Wasser versorgt, Wein oder Bier gab es nur bei Siegesfeiern. Aber vielleicht wollte der Kommandant seine Männer bei guter Laune halten. Zu seinem Erstaunen musste Sadagar immerhin feststellen, dass keiner der Männer sich betrank; die Disziplin war hervorragend. Offenbar rechneten sie alle damit, dass am kommenden Tag ein harter Kampf auf sie wartete.
    Der Steinmann erhob sich bedächtig und sah in die Runde. Es war ein deutlich ausgedehntes Lager, allein die etwa zweihundert Laufvögel beanspruchten viel Platz. Eine Reihe Wächter umrundete ununterbrochen das Areal, und eine weitere Reihe Wächter sorgte dafür, dass Tashan nicht auf den Gedanken kommen konnte, einen Ausbruchsversuch zu starten. Sadagar näherte sich Tashan. Eine fixe Idee hatte sich in ihm festgesetzt, genährt von einem bösen Verdacht. Als er die kritische Distanz unterschritt, glitten die Hände der Wächter zu den Schwertern. Aber noch zogen sie nicht blank. Sadagar warf ihnen misstrauische und

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