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Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Titel: Mythor - 044 - Piraten der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner K. Giesa
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ärgerlich geworden, weil Sadagar ihn zumeist wegen irgendwelcher Bagatellen um Hilfe bat. Einmal hatte Nadomir bereits darauf verzichtet, sich auf den Ruf hin überhaupt zu melden.
    Sadagar rieb die drei Halsringe gegeneinander. »Nexapottl«, rief er so leise, dass die Wächter es nicht hören konnten. Gleichzeitig dachte er eindringlich an den Königstroll und wiederholte den leisen Ruf: »Nexapottl, hilf deinem Bruder!«
    Nexapottl war der Wahre Name des Kleinen Nadomir. Er wurde Fremden gegenüber streng geheimgehalten, und nur Brüder kannten ihn, Sadagar wusste nicht, ob es außer ihm noch jemanden gab, der Nadomirs Wahren Namen kannte, aber bei der Geheimniskrämerei, die Nexapottl anstellte, war es äußerst zweifelhaft.
    Ungeduldig wartete Sadagar darauf, dass der Königstroll ihm erschien. Wenn Nadomir kam, kam er nicht körperlich, sondern als Geisterscheinung.
    Doch diesmal war alles anders: Nadomir kam nicht. Aber er meldete sich!
    Es war wie ein Ruf aus unendlichen Fernen, und Nadomir rief Sadagar bei dessen Wahrem Namen!
    Feged, mir droht Gefahr! Die Dämonenpriester der Caer bedrängen mich! Nicht viel länger kann ich mich ihrer erwehren, nun musst du mir beistehen. Feged, komm und hilf mir in meiner Bedrängnis!
    Und dann, nach einer Pause von ein paar Herzschlägen, ein letztes Mal: Feged, du musst mir helfen…
    Dann war es vorbei. Nexapottl schwieg sich aus. War es das Schweigen des Todes?
    Bestürzt legte Sadagar die Halsringe wieder an. Nadomir hatte den Spieß umgedreht und selbst um Hilfe gerufen! Der Steinmann brauchte einige Zeit, um diese Erkenntnis zu verarbeiten. Mit mechanischen Bewegungen rollte er sich in die Decke ein und streckte sich aus. Er sah zu dem düsteren Leuchten der Schattenzone hinüber. Was sollte er tun?
    Einerseits spitzte sich hier die Lage immer mehr zu, und andererseits brauchte Nexapottl Hilfe. Sadagar war sicher, dass der Kleine Nadomir nicht nach ihm gerufen hätte, wenn er nicht wirklich in Not wäre. Denn oft genug hatte er dem Steinmann zu verstehen gegeben, dass er nichts von überflüssigen Anrufungen hielt. Aber wie sollte Feged ihm helfen? Wo konnte er Nexapottl finden? Und selbst wenn er ihn gefunden hatte, wusste er immer noch nicht, was er tun konnte. Denn der Königstroll verfügte über magische Fähigkeiten, die ihn zwar nicht allen anderen überlegen machten, die aber immerhin Sadagars bei weitem überragten, denn sonst hätte Sadagar ihn nicht des öfteren angerufen. Wenn aber schon die Magie des Trolls versagte, wie sollte Sadagar ihm dann helfen können?
    Aber er war dazu verpflichtet. Damals, als sie die Bruderschaft eingingen, hatten sie sich geschworen, sich gegenseitig stets in Stunden der Gefahr zu helfen. Und dieser Schwur musste erfüllt werden. Sadagar musste es tun. Er wusste nur noch nicht, wie er das bewerkstelligen sollte. Vorläufig war er nichts anderes als ein Gefangener. Und dann war da auch noch Mythor… Der Steinmann schloss verzweifelt die Augen. Er konnte es drehen, wie er wollte: Er steckte in der Zwickmühle. Wenn er Nadomir nicht half, brach er den Schwur.
    Irgendwann schlief er ein, aber er wurde von Alpträumen gepeinigt. In seinen Träumen fiel Tashan über Mythor her und verglaste dessen Gesicht, und Nexapottl stand daneben und konnte nicht helfen. Aber als der Steinmann eingreifen wollte, wandte der Troll sich gegen ihn und schrie: Du hast mir nicht geholfen…
    Ein schriller, durchdringender Ton zerriss den Traum.
    Es war das Signalhorn, dessen Klang noch vor Sonnenaufgang zum Aufbruch rief. Unwillig schälte sich Sadagar aus seiner Decke. In den ersten Augenblicken konnte er noch nicht völlig zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden; seine Hand tastete nach dem Gurt mit den Messern. Doch das Fehlen dieser Waffen rief ihn in die Wirklichkeit zurück. Der Messergurt befand sich irgendwo bei den Piraten, die ihn bei seiner Gefangennahme vorsorglich entwaffnet hatten.
    Er rollte die Decke hastig zusammen und verstaute sie dort, wo er sie gefunden hatte. Einige der Vogelreiter saßen bereits auf ihren Tieren. Wasser zum Waschen gab es nicht, solange sie sich auf dem Salzspiegel befanden. Das mitgeführte Wasser wurde nur zum Trinken und für die Vögel gebraucht. Eine vernünftige Entscheidung, dennoch hätte Sadagar sich wesentlich besser gefühlt, wenn er sich den Schweiß der Alptraumnacht vom Körper hätte waschen können.
    Ein paar Männer trieben Tashan mit Lanzen auf das Diromo zu; sie trauten sich nicht

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