Mythor - 067 - Krieg der Hexen
magische Netz, das sie über Ambes Zaubergarten auswarfen. Bald darauf fegte ein Sturm über das Land, der Ambes Bäume entwurzelte. Blitze zuckten aus dem Nichts und verbrannten den Mundkelch und die Seelenbuschrose. Der Boden verwandelte sich in Morast, und der Sumpf verschlang die ganze blühende Pracht, aus der sich ein Pfuhl aus Schein und Trug und falschem Zauber bildete. Ambes Garten des Friedens wurde darin erstickt, verschwand unter dem engmaschigen Netz, das aus der Magie der Kampfhexen der Zaem gebildet wurde. Darin wurden all jene hoffnungslos verstrickt, die nicht rechtzeitig fliehen konnten und den Gegenzauber nicht kannten…
In Trittorhain konnte Vone triumphieren, sie hatte die verlorenen Gebiete von Ambe zurückerobert.
3.
Mythor sah die knorrige Wurzel aus dem Boden ragen, aber er konnte ihr nicht mehr ausweichen und stolperte darüber. Mit ausgestreckten Armen versuchte er, seinen Sturz abzufangen. Aber seine Hände sanken in eine schleimige Masse ein, fanden keinen Halt. Ein bestialischer Gestank verbreitete sich, die freiwerdenden Dämpfe raubten ihm den Atem. Und dann schlug er mit dem Gesicht auf, wurde von warmem, stickigen Brei umspült.
Sein Kopf versank darin, und er glitt weiter hinein: die Schultern und der Oberkörper folgten. Er versuchte, mit den Armen um sich zu schlagen, sich auf diese Weise freizukämpfen, aber der Widerstand war zu groß, er konnte sich kaum bewegen.
Wie war es möglich, daß er in diesen Sumpf geraten war, ohne ihn gesehen zu haben? Er erinnerte sich noch genau, daß einen Schritt davor der Boden hart und unnachgiebig gewesen war. Dann stolperte er über die Wurzel und sah die verwelkten Überreste von Ambes Liebespflanzen auf sich zukommen, die überall den Boden bedeckten.
Da war nirgends sumpfiges Gelände gewesen.
Alles nur Trug!
Auf einmal war er frei und konnte wieder atmen. Er fand sich, mit Armen und Beinen rudernd, auf trockenem Boden wieder, der Umhang war ihm über den Kopf geglitten. Er befreite sich davon und sah vor sich eine rasch in die Höhe wachsende Hecke aufragen. Er gab darin noch einen engen Durchlaß, der sich jedoch rasch schloß. Durch den enger werdenden Spalt drang ein Wimmern und Stöhnen. Gerrek!
Mythor sprang auf die Beine. Dabei stellte er fest, daß seine Kleidung keine Schlammspuren aufwies, ja, sie war nicht einmal feucht. Ein Zauber hatte ihn genarrt, ihm vorgegaukelt, daß er von einem Sumpf verschlungen wurde und dem Ersticken nahe war.
Er drang durch die Öffnung in der Hecke und fand dahinter Gerrek wimmernd am Boden liegen. Mythor beugte sich über ihn und fragte besorgt:
»Was ist passiert?«
»Ich bin über meinen eigenen Schwanz gestolpert und habe vor Schreck Feuer gespuckt«, antwortete der Beuteldrache und rieb seine Krallenhände aneinander. »Dabei habe ich mir die Finger versengt.«
»Wenn das so ist, scheint ja mit dir wieder alles in Ordnung zu sein«, meinte Mythor schmunzelnd und fuhr Gerrek freundschaftlich über die blonde Mähne zwischen den Knitterohren.
Gerrek rappelte sich auf und suchte auf allen vieren den Boden ab.
»Nichts ist in Ordnung«, sagte er dabei mißmutig. »Ich habe meine Flöte verloren.«
»Da ist sie ja!« rief Mythor aus und griff nach dem Holzblasinstrument, das genau vor Gerreks Schnauze lag.
Es hätte Mythor mißtrauisch machen müssen, daß Gerrek die Flöte nicht selbst entdeckt hatte. Aber Mythor hatte sich auf die neuen Bedingungen noch nicht einstellen können, darum kam seine Erkenntnis zu spät. Als er die Flöte ergriff, verwandelte sich diese auf einmal in eine große, ockerfarbene Spinne. Er ließ sie sofort fallen und prallte erschrocken zurück. Das achtbeinige Tier blähte seinen Körper und setzte zum Sprung an. Doch bevor es vom Boden abheben konnte, verschwand es unter Gerreks Flammenstrahl. Mythor zückte Alton und tötete die im Todeskampf zuckende Spinne.
»Da ist ja meine Flöte!« rief Gerrek aus. Er entdeckte sie im Dornengestrüpp und holte sie heraus. Es schien ihm nichts auszumachen, daß er sich an den Dornen verletzte. War die Hecke nun wirklich, oder auch nur ein magisches Trugbild? fragte sich Mythor.
»Ich habe meine Flöte wieder«, sagte Gerrek überglücklich und verstaute sie in seiner Beuteltasche.
»Gehört sie wirklich dir?« erkundigte sich Mythor. »Und welche Bewandtnis hat es mit ihr?«
Gerrek machte ein nachdenkliches Gesicht. Dabei bildeten sich zwischen seinen beiden Glubschaugen tiefe Falten, so daß sie noch weiter
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