Mythor - 067 - Krieg der Hexen
brandete rasender Schmerz durch seinen Körper. Schwankend kam er auf die Beine. Wie durch einen Schleier sah er Scida an seiner Seite, die ihn stütze. Er schüttelte sie ab und deutete mit dem Gläsernen Schwert nach vorne. Gemeinsam stürmten sie erneut auf das Unsichtbare Ungetüm ein. Diesmal war Mythor jedoch vorsichter. Als er seitlich über sich ein Geräusch vernahm und gleich darauf den leichten Druck verdrängter Luft verspürte, duckte er sich und schlug gleichzeitig mit Alton in die Richtung, aus der die unsichtbare Bedrohung kam.
Das Gläserne Schwert traf auf einen Widerstand und durchteilte ihn. Plötzlich tauchte in der Luft ein zwei mannslanger, zuckender Stummel auf. Das abgetrennte Ende eines Fangarms, das nun sichtbar wurde. Es wirbelte mit schlangengleichen Zuckungen durch die Luft, prallte gegen einen Baum und blieb liegen. Aus der glatten Trennstelle sickerte eine grünliche Flüssigkeit.
Scida schrie. Mythor wandte sich in ihre Richtung, bereit, ihr beizustehen. Aber die Amazone war gar nicht in Bedrängnis. Sie wollte nur Mythors Aufmerksamkeit erregen, denn der Fangarm mit Gerrek kam auf sie zu. Scida nahm Kampfstellung ein, hielt beide Schwerter von sich. Plötzlich ließ sie beide Klingen zur Seite schwingen, beschrieb mit ihnen weite Bögen, um Schwung zu holen und ließ sie dann hintereinander knapp an dem Beuteldrachen vorbeistreichen.
Mythor sah, wie die Amazone förmlich erschüttert wurde, als ihre Klingen auf das unsichtbare Hindernis trafen und es durchtrennten. Das Ende des Fangarmes, das immer noch Gerrek umschlungen hielt, wurde augenblicklich sichtbar. Der Beuteldrache wurde freigegeben und fiel zu Boden. Scida setzte dem sich schlängelnden Strang nach und hieb ihn mit ihren beiden Schwertern in Stücke.
Ein schriller Schrei gellte durch die Luft. Mythor wollte sich gerade um Gerrek kümmern. Als er hochblickte, sah er, wie die Bucklige in hohem Bogen durch die Luft fiel. Sie hätte diesen Sturz nicht überlebt, wäre sie nicht in der Krone eines gefällten Baumes gelandet und dort weich gelandet.
Mythor kümmerte sich wieder um den Beuteldrachen, der sich nur schwach regte. Er hatte die Augen offen und sah Mythor an.
»Fühlst du dich stark genug, um dich aus eigener Kraft auf den Beinen zu halten?« erkundigte sich Mythor.
»Es wird schon gehen«, sagte Gerrek stockend und richtete sich schwankend auf. Als er sich an Mythors Brustkorb abstützte, verursachte er ihm dadurch einen stechenden Schmerz. Aber Mythor biß die Zähne zusammen.
Vor ihnen bahnte sich das unsichtbare Riesentier tobend seinen Weg durch den Dschungel. Der durch die verlorenen Fangarme verursachte Schmerz schien es rasend gemacht zu haben, denn es bewegte sich nun rascher vorwärts.
»Kommt her!« erklang Lankohrs Stimme vom Rand der Schneise. »Ich habe das Buckelweib.«
»Gar nichts hast du, Gnom!« erwiderte eine keifende Stimme. »Ich bleibe freiwillig, weil ich mich bei euch dankbar zeigen will. Ihr habt mir das Leben gerettet, und darum stehe ich in eurer Schuld. Wenn ihr wollt, könnt ihr mit mir in mein Versteck kommen. Dort bekommt ihr den Krieg der Hexen nicht so stark zu spüren wie im freien Gelände.«
»Und was ist das für ein Versteck?« erkundigte sich Lankohr mißtrauisch.
»Es heißt Feenort, weil der Legende nach dort einst eine Kometenfee gelebt haben soll«, antwortete Arre.
Mythor wurde unwillkürlich an Gwasamee erinnert, die ihm einst in der Gruft hinter den Wasserfällen von Cythor erschienen war. Das war in einer anderen Welt gewesen und zu einer Zeit, als er die ersten Schritte in diese Welt getan hatte. Wie lange lag das schon zurück? Nur einige Monde mehr als ein Jahr, aber was war inzwischen nicht alles passiert! Und nun wurde er an einem unsagbar weit entfernten Ort wieder an die Kometenfee erinnert und machte sich gar keine großen Gedanken darüber, welche mystischen Zusammenhänge bestehen mochten.
»Machen wir uns auf den Weg«, sagte Mythor. »Führe uns, Arre.«
4.
»Ich habe mein Leben dem Kampf verschrieben«, sagte Weskina und breitete ihre Arme aus, damit Paran, einer ihrer beiden Männer, das Brust- und Lendentuch um den nackten Körper wickeln konnte. »Aber wie kann ich mich als Leibwächterin der Vone bewähren, wenn ich in ihrem Hain wie in einem Gefängnis eingeschlossen bin.«
Calin, ihr zweiter Mann, der mit verbundenen Armen zusehen mußte, wie sein Leidensgefährte Paran die Amazone für den Einsatz rüstete, sagte:
»Du darfst Jagd
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