Mythor - 067 - Krieg der Hexen
auf vier gefährliche Gegner unserer Zaubermutter machen, das ist besser, als wenn du dich mit Paran und mir herumschlagen mußt.«
Weskina ließ sich den Waffenrock anlegen und sich gürten. Als Paran mit dem metallgeschlagenen Armschutz und den eisenverstärkten Beinschienen kam, trat sie nach ihm.
»Keine schwere Rüstung«, sagte sie verärgert. »Helm und Maske, Schulterplatten und Leibpanzer sollten genügen. Gefährliche Gegner!« Sie spuckte Calin vor die Füße. »Was soll ich von einer alten, ausgedienten Amazone, einem sprechenden Tier, einem Zwerg und einem Mann schon halten! Das sind doch keine Prüfsteine für mich.«
»Vielleicht doch«, erklang da eine rauhe Stimme.
Weskina wandte den Kopf so weit nach links, daß sie die Sprecherin mit dem gesunden rechten Auge sehen konnte. Dort war ihre Kampfgefährtin Taskate in voller Rüstung aufgetaucht. Nur die Gesichtsmaske hatte sie noch nicht angelegt, sie trug sie unter dem Arm. Taskate fügte mit ihrer heiseren Stimme hinzu: »Vone nimmt dieses Vierergespann überaus ernst, und offenbar liegt unserer Zaubermutter viel an ihrer Gefangennahme.«
»Das besagt noch gar nichts«, erwiderte Weskina. »Ich glaube nicht, daß ich bei diesem Kampf eines meiner Schwerter werde taufen können.«
Weskina war vor einem Jahr zusammen mit Taskate von der Amazonenschule Anakrom abgegangen und hatte gehofft, in Burras Kampftruppe aufgenommen zu werden. Doch statt dessen hatte man sie als Leibwächterin der Hexe Vone abberufen. Zuerst dachte sie, daß sie Gelegenheit erhalten würde, sich im Krieg der Hexen zu bewähren. Doch bald schon mußte sie erkennen, daß diese Auseinandersetzung hauptsächlich auf magischer Ebene stattfand und es für eine Schwertkämpferin nicht viel zu tun gab. Ihr war es noch nicht vergönnt gewesen, sich mit einer nennenswerten Gegnerin zu messen und sie zu besiegen, um nach ihr ihr Schwert benennen zu können. Und Scida, Gerrek, Lankohr oder Honga waren ganz gewiß keine Namen für eines ihrer Schwerter…
Es war bezeichnend für ihre Situation, daß sie sich während des vergangenen Jahres keine einzige Narbe geholt hatte. Und ihr linkes Auge hatte sie schon während eines harmlosen Scheinkampfes auf Burg Anakrom eingebüßt.
In Trittorhain mußte sie sich damit begnügen, sich mit ihren beiden Männern herumzuschlagen. Sie konnte es sich nicht einmal leisten, einen von ihnen zu töten, weil sich auf Gavanque nur schwer ein Ersatz fand.
Gerade als ihr Paran den eisernen Kragen anlegen wollte, der ihren Hals schützen sollte, wurde Vones Hain erschüttert. Paran verlor den Halt und wurde quer durch den Raum geschleudert. Calin erging es ähnlich, und er schrie vor Schmerz auf, als er auf einen seiner verletzten Arme fiel. Selbst Taskate hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Weskina stand breitbeinig da und lachte.
»Hoffentlich haben Ambes Amazonen unseren Hain aufgespürt, so daß es zu einem wirklichen Kampf kommt«, rief sie.
Trittorhain wurde noch einige Male durchgeschüttelt, doch dann beruhigte sich die Situation wieder. Vones Hexen meldeten, daß der Zwischenfall nichts zu bedeuten hätte. In ihrer Enttäuschung versetzte Weskina Paran einen Tritt, der gerade mit Helm und Eisenmaske kam. Weskinas Laune besserte sich erst, als die Hexen die Meldung durchgaben, daß die vier Gesuchten in der Nähe von Trittorhain gesichtet worden waren.
»Überlaßt sie mir!« verlangte die Amazone. Aber Vones Kampfhexe Gurba ließ sie wissen, daß alle Mittel recht seien, um die Todfeinde ihrer Zaubermutter Zaem zu stellen und die Hexen ihre geballte Magie gegen sie einsetzen würden.
»Stürzen wir uns in den Kampf, damit uns diese Hexen nicht zuvorkommen«, rief Weskina wütend und entriß Paran Maske und Helm. Beides setzte sie im Gehen auf. Der Helm hatte einen tief herabhängenden Nackenschutz und besaß als Zierde einen schwertschwingenden Drachen. Die Maske zeigte eine grimmige Fratze in Schwarz und Rot. Sie besaß nur eine Augenöffnung für Weskinas rechtes Auge; an Stelle der anderen befand sich ein glühend roter Kristall.
Zusammen mit Taskate eilte sie durch einen Quergang zum äußersten Spiralgang, wo sie am Ausgang von Trittorhain bereits von weiteren acht Kriegerinnen erwartet wurden. Einige von ihnen waren zusätzlich mit Pfeil und Bogen und Schwertlanzen bewaffnet.
»Gegen wen, glaubt ihr, zieht ihr in den Kampf! Gegen eine Hundertschaft von Zahdas Amazonen?« verspottete Weskina sie. Daraufhin legten ihre
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