Mythor - 070 - Abenteuer in Erron
und die Kerle schlangen alles gierig hinab, vermischten Zutaten, die nicht zueinander paßten und schmatzten obendrein, was Secubo ganz besonders verdroß.
»Beim Kwayns!« seufzte Secubo noch einmal.
Er verwünschte den Tag, an dem er sich hatte breittreten lassen, diesen Ausflug mitzumachen. Die Aussicht war einfach zu verlockend gewesen, bei allen vorhandenen Zweifeln.
Secubo suchte das Zelt der Königin auf. Ihr Gesicht zeigte völlige Zufriedenheit.
»Vorzüglich, mein Freund«, lobte sie. »Ich habe niemals besser gespeist.«
Secubos rundliches Gesicht verzog sich zu einem selbstzufriedenen Lächeln. Endlich jemand, der seine Kunst zu würdigen wußte.
Secubo fand Königin Berberi hinreißend, und das nicht nur der Tatsache halber, daß sie seine Kochkunst zu schätzen wußte. Sie war die schönste Frau, die er jemals gesehen hatte. Wenn alle Töchter des Shallad Hadamur von so berückender Schönheit waren, wunderte es ihn nicht, daß er durch geschickte Heiratspolitik ein solches Reich wie das Shalladad zusammenbekommen hatte.
»Wir brechen sogleich auf«, bestimmte Berberi und erhob sich.
Secubos Gesicht, rund, verschwitzt und fettglänzend, verwandelte sich in eine Grimasse des Entsetzens.
»Das geht nicht«, stieß er hervor. Er breitete die Hände aus, eine Geste der Verzweiflung.
»Die Eierspeise…«, stammelte er. »Sie muß noch mindestens eine Stunde gerührt werden, sonst gerinnt sie und wird klebrig und unansehnlich.«
Berberis Augen weiteten sich ein wenig.
»Das ist dein ganzes Problem?«
»Mir genügt es«, sagte Secubo trotzig. Wieder einmal wurde er nicht verstanden. Die Leute begriffen einfach nicht, wie schwierig es war, aus den gar nicht reichlichen Naturschätzen des Landes Erron eine einigermaßen menschenwürdige Nahrung zu zaubern.
»Dann bleib zurück«, bestimmte Berberi. »Wir jedenfalls brechen sofort auf. Mein Diromo ist marschfertig. Du kannst später zu uns stoßen, Secubo.«
Das Gesicht des Kochs bekam ein weinerliches Aussehen. Mit Berberis Vorschlag war Secubos Sorgenhaufen keineswegs kleiner geworden. Blieb er nämlich zurück, konnte er Berberi und den Offizieren ihrer Begleitung nicht rechtzeitig das Abendmahl servieren, und das hieß, daß er sich den Zorn der ebenso verfressenen wie ungeduldigen Offiziere zuzog.
Secubo schlüpfte davon. In Gedanken wog er die Gefahren gegeneinander ab. Da gab es zum einen das Wagnis, daß einer der Offiziere wütend wurde und ihn auspeitschen ließ oder gar Schlimmeres. Auf der anderen Seite schwebte als beständige Drohung über Secubos Haupt die schreckenerregende Aussicht, daß eine von ihm zubereitete Eierspeise zu einem schleimigen Brei geriet. Secubo kam nach einigem Überlegen zu der Einsicht, daß eine Auspeitschung das geringere Übel darstellte. Er rief seine sieben Helfer zusammen und erklärte ihnen die Lage.
Die Gesichter der Erronen verrieten blanke Ungläubigkeit, aber sie kannten Secubos giftige Zunge, daher schwiegen sie furchtsam. Ihre Gesten aber, die sie hinter seinem Rücken vollführten, waren recht eindeutig.
Auf dem Kohlebecken schimmerte in einem Kupferkessel eine Suppe, deren Duft Secubos Arbeitszelt erfüllte.
Secubo stieß einen Seufzer aus.
Er hatte gehofft, daß man an einem Hof wie dem des Königs Darsiv seine Talente zu schätzen wußte, aber damit hatte er sich verrechnet. König Darsiv machte sich nichts aus Nahrungsmitteln, die er ohnehin nicht mehr zu kauen vermochte. Dem Greis fehlten sämtliche Zähne, und selbst ein Künstler seiner Zunft wie Secubo hatte es nicht vermocht, mehr als sieben geschmackvolle Abarten eines einfachen Breis zu fabrizieren. Was Secubo indes beruhigte, war der Umstand, daß König Darsivs Zunge ebenso unter der Last der Jahre gelitten hatte wie seine Augen und einiges andere – er achtete kaum auf das, was man ihm zwischen die zahnlosen Kiefer schob. Am Leben erhalten wurde der greise König ohnehin nur durch den Wein, den er in schier unglaublichen Mengen tagein tagaus in sich hineinschüttete.
Während ringsum die kleine Karawane der Königin aufbrach, setzte Secubo seine Bemühungen um die vollkommene Eierspeise fort.
Was die Königin sich von diesem mühseligen Ausflug versprach, war Secubo ohnehin ein Rätsel.
Angeblich wollte sie den zukünftigen Ehegatten ihrer Schwester Soraise besichtigen. Hätte sie das bei allen zukünftigen Gatten ihrer zahlreichen Schwestern so gehalten, wäre sie ständig unterwegs gewesen. Der einzige Vorteil dieses
Weitere Kostenlose Bücher