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Mythor - 071 - Die goldene Riesin

Mythor - 071 - Die goldene Riesin

Titel: Mythor - 071 - Die goldene Riesin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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Secubo wandte sein Augenmerk vor allem auf den Kopf. Er versuchte, herauszufinden, woran ihn dieses wenig deutliche Bildnis erinnerte. Von fast allen Frauen, die er gekannt hatte, war etwas in diesem unfertigen Riesengesicht wiederzufinden.
    »Sieh nur! Ein Eingang!«
    Der Ay – Secubo wußte noch immer nicht seinen Namen – deutete auf eine Öffnung neben dem rechten Fuß der Frauengestalt. Ein Gang, ein Stollen – wohin mochte er führen?
    Secubo kam nicht dazu, sich diese Frage zu beantworten.
    In der Öffnung erschien eine Frauengestalt. Eine hagere weißhaarige Frau, eine Greisin.
    Sie stützte sich auf einen langen hellen Stab, kam langsam näher. Ein zweites Weib tauchte auf, ein drittes, dann noch eine.
    Ein leises Singen klang zu Secubo hinüber, ein verführerischer Klang, der ihn in seinen Bann schlug. Die Tiere wurden sehr ruhig, rührten sich kaum noch.
    Als die Frauen – es wurden immer mehr – näherkamen, konnte Secubo sehen, daß es sich keineswegs nur um alte Weiber handelte. Es waren einige jüngere darunter, aber auch sie gingen an langen hellen Stöcken. Die Spitzen dieser Stäbe waren seltsam verformt, sie glichen Spiralen, andere waren zu seltsamem Gehörn verformt.
    Secubo ahnte Unheil, aber er konnte sich nicht mehr rühren.
    Die Frauen hatten die beiden Reiter erreicht. Sie waren ausnahmslos weißhaarig, die jungen eingeschlossen. Als die Frauen Secubo erreicht hatten, hoben sie in sanfter Gebärde ihre Stäbe und bewegten sie durch die Luft. Verworrene Linien zeichneten sie in den Himmel, Bewegungen, die Secubo nicht erkennen, geschweige denn deuten konnte. Aber er spürte, wie er diesen geheimnisvollen Beschwörungen verfiel.
    Seine Füße schliefen ein, die Oberschenkel wurden taub. Secubos Lippen wurden trocken, desgleichen seine Zunge. Der Schlag seines Herzens wurde hart und schnell.
    Secubo sah in die Gesichter der Frauen.
    Die Züge waren ausdruckslos, hart die Linien von der Nase zum Mund, die Lippen schmal, zusammengepreßt. Das Schlimmste waren die Augen – kalt, ohne Ausdruck, gefühllos.
    Secubo spürte, wie eisig die Angst nach ihm griff. Kein Glied gehorchte ihm mehr. Lähmung hatte ihn befallen. Er wollte einen Schrei über die Lippen bringen, aber er schrie nur lautlos in sich hinein – kein Ton war zu hören.
    Der leise Singsang der Frauen, dessen Worte kaum zu hören und noch weniger zu verstehen waren, wurde lauter in jedem Augenblick und schien sich doch immer weiter zu entfernen.
    Das Grauen würgte Secubo.
    Er unternahm einen letzten verzweifelten Versuch, alle Willenskraft aufzubieten. Vergebens.
    Eine der Frauen rührte Secubo an. Mit ruckhaften Bewegungen stieg der Koch von seinem Tier. Er sah kaum, daß sein Begleiter ebenfalls absteigen mußte, daß dessen Züge die gleiche maskenhafte Starre aufwiesen wie die Mienen der Frauen.
    Eine nahm Secubo an der Hand. Es waren kalte Finger, die Secubo berührten, aber sie schienen auf seiner Haut zu brennen.
    Geleitet vom sanften, unwiderstehlichen Zug dieser Hand setzte sich Secubo in Bewegung – auf die Öffnung neben dem Fuß der Heter-Statue zu.
    Mitten hinein in das Grauen.

5.
    Laut hallten die Schritte von den Wänden wider.
    Es war finster. Kein Licht erhellte den Gang. Berberi konnte den harten Schall ihrer Tritte hören, das heftige Pochen ihres Herzens, das Geräusch ihres Atems.
    Von den Heterinnen hörte sie nichts, keinen Ton. Es war als schwebten sie durch die Luft.
    Und in jedem Winkel saß die Angst.
    Berberi konnte nur Schemen erkennen. Es gab eine düstere Beleuchtung in diesen Stollen. Von irgendwoher fiel trüber Schein auf den Boden, die Wände, die Menschen, die sich bewegten.
    Das Gestein war dunkel, fast schwarz. Dennoch waren darin erschreckende Fratzen auszumachen. Höhnisch grinsten die Monster die Königin an, als frohlockten sie ob das Geschicks, das Berberi getroffen hatte.
    Noch immer war Berberi im Innern gelähmt vor Angst. Seit jenem entsetzlichen Augenblick, da die lautlose Horde der weißhaarigen Weiber über ihre Begleiter und sie hereingebrochen war, hatte sie immer nur den einen Gedanken gehabt – eine grauenvolle Furcht vor dem, was in diesen Räumlichkeiten geschah.
    Von Lust und Laster, wie Berberi im stillen gehofft, war hier nichts zu spüren. Tränen waren in diesen Stollen geflossen, schmerzliches Seufzen war das Grundgeräusch gewesen.
    Die kalten Finger der Heterinnen, die Berberi an den Handgelenken hielten und führten, schienen zu brennen – als seien es

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