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Mythor - 071 - Die goldene Riesin

Mythor - 071 - Die goldene Riesin

Titel: Mythor - 071 - Die goldene Riesin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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niemals kennenlernen – dies hier würde genügen, ihre Nächte bis ans Ende ihrer Tage mit alptraumhaftem Druck zu füllen.
    »Wir werden dir zeigen, was wir dir anzubieten haben, Berberi«, sagte Ghaslahe. Es klang wie eine Drohung mit etwas Schrecklichem. »Du wirst den Entschluß, dich dem Kult der Goldenen Riesin Heter anzuschließen, niemals bereuen – im Gegenteil.«
    Das klang wie die Verkündung des Unheils selbst. Was meinte die Heterin mit diesen Worten?
    Berberi sah ein, daß es vorläufig wenig Sinn hatte, den Rücken steif zu halten. Nur wer sich dem Druck der Umstände geschmeidig anzupassen wußte, konnte sich genügend Kraft bewahren, eines Tages, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war, mit aller verfügbaren Willensstärke das Joch der Heterinnen abzuwerten.
    »Ich füge mich«, sagte Berberi.
    »Es freut mich, das zu hören«, antwortete die Heterin. In ihrem Gesicht war nicht die geringste Gemütsbewegung zu erkennen.
    Die Frau schritt auf Berberi zu. Sie wirkte wie von einem Eishauch umgeben. Sie streckte die Hände nach Berberi aus. Mit dem Handrücken berührte sie leicht Berberis Wangen. Die Königin fühlte Schauer durch ihren ganzen Körper rieseln.
    »Es wird dir gefallen bei uns«, sagte Ghaslahe halblaut.
    Berberi wollte nur noch eines wissen.
    »Was wird aus meinen Gefährten?« fragte sie.
    Ghaslahe sah sie an. In den dunklen Augen der Heterin zeigte sich ein Anflug von Verwunderung. »Was aus ihnen werden soll? Sie werden sterben, selbstverständlich.«
    Es war nicht einmal dieses Todesurteil, das Berberi im Mark erschauern ließ – es war die kalte Beiläufigkeit, mit der es ausgesprochen worden war.
    Und Berberi ahnte: mit der gleichen Teilnahmslosigkeit würde das Urteil auch vollstreckt werden.
*
    Diese Weiber hatten allen Ernstes den Willen, ihre Gefangenen verhungern zu lassen – Secubo konnte es kaum glauben. So grausam konnte doch niemand sein.
    Er lag zusammen mit dem noch immer entsetzlich-schweigsamen Ay in einem finsteren Loch, in dem es nicht das kleinste bißchen Licht gab. Dafür war der Boden hart, und an den Wänden sickerte Feuchtigkeit herab – Secubo hatte sich niemals an einem ähnlich scheußlichen Ort befunden. Er fragte sich, was er angestellt haben mochte, daß das Schicksal ihn derart hart peinigte.
    Secubo ballte die Hände und trommelte gegen das Holz der Tür. »Heda! Ich habe Hunger!«
    Nichts rührte sich. Die Lage hatte sich seit Stunden nicht verändert, das einzige, was sich getan hatte, war der infame Hunger, der in Secubos Eingeweiden wühlte.
    Er hatte nicht einmal eine Ahnung, welche Tageszeit im Freien herrschte. In jedem Fall hatte er mindestens eine Mahlzeit ausgelassen, und das ärgerte den Koch der Könige mehr als die Schäbigkeit der Unterkunft.
    Der Marsch durch das System von Höhlen und Gängen hatte arg an Secubos Nerven gezerrt, aber er hatte auch diese Furcht überstanden, und nun fragte er sich, was aus ihm werden konnte. Angeblich brachten die Heterinnen gefangene Männer ihrem Götzen zum Opfer dar, aber derlei hielt Secubo für Unfug – was sollte ein Götze mit diesen Opfern anfangen? Secubo kannte sich in den verschiedensten Kulten aus – in Rahhohr bezog er das beste Fleisch von dem Priester des Khurr-Kults, der die Opfergaben der Gläubigen in Empfang nahm, vorzugsweise Rindfleisch und Geflügel, und alles natürlich vom Besten. Es verstand sich von selbst, daß nicht der Götze das Fleisch verzehrte, sondern seine Priester, die davon zu beachtlicher Fettleibigkeit anschwollen. Was also wollten die Heterinnen mit toten Männern anfangen?
    Indessen hatte Secubo die dumpfe Ahnung, daß diese Frauen mit den rundlichen Khurr-Priestern nicht recht vergleichbar waren, und das erfüllte Secubo mit banger Sorge.
    Daher empfand er auch keine sehr große Erleichterung, als er draußen Schritte hörte. Ein Riegel wurde zur Seite geschoben, dann erschien eine Frau im Rahmen der hölzernen Tür. Vor dem düsteren Hintergrund des Stollens sah sie aus wie das verkörperte Unheil. Secubo erstarrte wieder vor Furcht.
    »Kommt mit!«
    Die Frau sprach leise, aber ihre Stimme war von eisiger Kälte. Ein Widerspruch schien nicht vorstellbar. Der Ay rappelte sich hoch und folgte Secubo aus dem Kerker.
    Wieder ging es durch die geheimnisvolle Höhlenwelt der Unrua-Berge. Secubo hätte gerne gewußt, wieviel von diesen Gängen und Höhlen natürlichen Ursprungs waren und wieviele künstlich oder auf magische Weise von den Heterinnen

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