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Mythor - 071 - Die goldene Riesin

Mythor - 071 - Die goldene Riesin

Titel: Mythor - 071 - Die goldene Riesin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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geschaffen worden waren. Er ahnte, daß dieser Frauenkult bei weitem nicht so harmlos war, wie er bisher angenommen hatte.
    Es war in gewisser Weise fast schon lächerlich – Secubo war zwar kein muskelbepackter Held, aber doch einigermaßen kräftig, der Ay neben ihm nannte gewaltige Muskelpakete sein eigen, aber beide wagten es nicht, sich der Heterin zu widersetzen, obwohl es sich um eine alte Frau handelte.
    Secubo blinzelte, als er ins Freie trat.
    Erst nach einigen Augenblicken konnte er erkennen, wo er sich befand.
    Die Heterin hatte die beiden Männer in ein Tal geführt, dessen Wände die besten Gefängnismauern darstellten, die man sich nur wünschen konnte. Ein einziger Blick genügte, um Secubo zu zeigen, daß selbst jemand, der vollständig frei war von Höhenangst keinerlei Aussichten hatte, aus diesem Kessel herauszukommen.
    Das Tal war nicht einmal klein – es maß mindestens tausend Schritt in der Länge.
    Und überall sah Secubo Männer bei der Arbeit.
    Er wußte sofort, wohin man ihn gebracht hatte – ins Tal der Sklaven. Denn über die Rangordnung in diesem Tal konnte es keinerlei Zweifel geben. Halbnackte, ausgemergelte Gestalten waren zu sehen, mit verfilzten Haaren und langen ungepflegten Barten. Die Männer mühten sich nach Kräften, die ihnen aufgebürdeten Lasten zu bewältigen – aber viel Kraft war den meisten nicht mehr verblieben.
    Zwei Heterinnen genügten offenbar, diese Männer in Schach zu halten. Ungerührt schritten sie durch die Reihen der Arbeiter, und wer sich nicht hinreichend zu mühen schien, wurde nur leicht mit dem Stab berührt, und diese Berührung schien schreckliche Wunder vollbringen zu können, schlimmer als jede Peitsche.
    Zu seinem Schrecken erkannte Secubo, daß in dem Tal auch eine ganze Reihe jener Barbaren gefangen war, die er bereits kennengelernt hatte. Wie hatten es die schwächlich aussehenden Heterinnen fertig gebracht, diese Schreckensmänner in ihrer ungestümen Wut zu bezwingen?
    Waren sie gar unüberwindlich?
    »Vorwärts!« sagte die Heterin.
    Gegen diesen Befehl, der leise und beiläufig gesprochen wurde, gab es keine Widerrede.
    Secubo und der Ay wurden zu ihrem Arbeitsplatz geführt.
    Was sie zu tun hatten, war schon aus geraumer Entfernung zu erkennen – die Mehrzahl der Arbeitssklaven war damit beschäftigt, mit höchst unzureichenden Hilfsmitteln und Werkzeugen, große Figuren aus Stein aus dem massiven Fels zu schlagen. Es gab Statuen, die bereits freigemeißelt worden waren und nun poliert wurden. Bei anderen Arbeitsgruppen waren kaum die Konturen der Statue zu erkennen. In jedem Fall aber handelte es sich um Bildnisse üppig gewachsener Frauen, und die Ähnlichkeit der Gesichtszüge war nicht zu übersehen, bei aller Rohheit der Darstellung.
    »Arruf!« wollte Secubo rufen, aber die Angst versiegelte ihm die Lippen.
    Der Begleiter der Königin arbeitete an der gleichen Statue wie Secubo, der schweigsame Ay und der bunte Magier – ihm hatten offenbar auch seine magischen Fähigkeiten nicht helfen können.
    Teilnahmslos ließ es der Ay zu, daß er mit Arruf und Moihog zusammengekettet wurde. Das gleiche Schicksal widerfuhr auch Secubo.
    Erschüttert betrachtete Secubo die Handfesseln. Niemals zuvor war er so schlecht behandelt worden. Jäh hatte sich sein Traum vom Leben in Reichtum und Wohlstand verflüchtigt – er ahnte, daß er seine Tage in diesem Steinbruch beschließen würde, entkräftet, ausgemergelt. Und was noch schlimmer war – er würde voraussichtlich niemals wieder eine anständige Mahlzeit zu kosten bekommen, geschweige denn selbst zubereiten.
    »Arbeitet!«
    Die Heterin berührte Secubo für einen kurzen Augenblick mit ihrem Stab.
    Siedendheiß jagte der Schmerz durch alle Glieder Secubos. Er wollte aufschreien, brachte aber keinen Laut über die Lippen. Hastig, mit schmerzgepeinigten Gliedern griff er nach dem Werkzeug. Die Warnung hatte gewirkt, Secubo machte sich an die Arbeit.
    Es war ein trostloses, armseliges Unterfangen, aus dem unglaublich harten Fels mit so unvollkommenen Werkzeugen eine so große Statue heraushauen zu wollen. Secubo hatte den Verdacht, daß man den Sklaven mit Bedacht so unerfüllbar erscheinende Aufgaben gestellt hatte; sie sollten nicht nur körperlich, sondern auch geistig zugrunde gerichtet werden.
    Waren dies die Opfer, die der Goldenen Riesin gebracht wurden? Fast hatte es den Anschein.
    Secubo hatte seit jenem legendären Nachmittag, da er sieben Stunden lang ohne jede Pause hatte

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