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Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Titel: Mythor - 074 - Das Fest der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.
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Blättern einer phänomenalen Pflanze zu leben. Mit den Bewegungen der riesigen Blätter kamen sie schnell zurecht, und es machte ihnen nichts mehr aus, mit dem Blätterwerk auf und nieder zu schwingen.
    Die Ausnahme war – wie immer – Gerrek.
    Seinem eigenen Bekunden nach wurde ihm durch die Bewegungen der Blätter ständig übel, und dies teilte er jedem, der es hören wollte oder nicht, ebenso ständig mit. Darüber hinaus fürchtete er, ins Wasser zu fallen, was ihn andererseits nicht daran hinderte, zu angeln.
    Aus einem Ast, einer Bastschnur und einem kleinen Metallhaken hatte er sich die Angel gefertigt und hielt sie ins Kielwasser der Lumenia. Um nicht vom Blattrand ins Wasser zu fallen, hatte er sich mit einer langen Schnur irgendwo festgebunden und saß jetzt an der Wasserkante, die kurzen Beine untereinandergeschlagen und in aller Ruhe angelnd.
    Eine der Hanquonerinnen trat zu ihm, um sich das seltene Schauspiel anzusehen, wenig später eine zweite und eine dritte Frau. Die Bürgerinnen pflegten ihre Fischvorräte durch die Schleppnetze zu ergänzen, das Angeln in dieser Form hatten sie längst als sinnlos aufgegeben, weil die Fischschwärme sich kaum im Kielwasser, sondern mehr unter den Blättern rund um das Wurzelgewirr aufhielten.
    Das Blatt bewegte sich etwas.
    „Oh, mir wird übel“, behauptete Gerrek, nachdem er sich durch einen Rundumblick vergewissert hatte, genügend Zuschauerinnen um sich zu haben. „Das ist schlimm… alles hat sich gegen mich verschworen! Immer ich…“
    „Du Ärmster“, spöttelte eine der Hanquonerinnen. „Du kannst mir direkt leid tun. Kann ich dir helfen?“
    „Ja“, behauptete Gerrek sofort. „Zwischen meinen Ohren krabbelt so ein Nichtsnutz von Fliege herum. Du könntest sie verjagen und ein wenig kraulen, wo’s gekitzelt hat.“
    Die Frau lachte. „Es muß eine männliche Fliege sein“, sagte sie. „Die weiblichen kitzeln nicht.“ Sie verscheuchte das Insekt und begann in der Tat Gerreks blonden Scheitel zu kraulen, allerdings nicht für lange. Der Beuteldrache zeigte sofort alle Anzeichen von Besserung.
    Etwas zuckte an der Angel.
    „Tatsächlich, da hat ein Fisch angebissen“, murmelte der Mandaler überrascht.
    Er begann die Schnur wieder einzuholen. Die Fliege, eine von ein paar Millionen, die nebst anderen Kerbtieren die Lumenia umflatterten, kehrte zurück und umschwirrte Gerreks Drachenschädel.
    „Weg da!“ zeterte der Beuteldrache. „Geh weg, laß mich in Ruhe!“
    „Undank ist des Beuteldrachen Lohn“, stellte die Hanquonerin fest, hörte mit Kraulen auf und trat ein paar Schritte zurück.
    „Oh, dich meinte ich doch gar nicht, Bürgerin“, quengelte Gerrek. „Mir wird schon wieder so übel…“
    Und die Fliege setzte sich vorn auf seine lange Drachennase.
    „Geh weg, Bestie!“ schrie Gerrek. „Das kitzelt!“
    Er würde von den Gefühlen hin und her gerissen. Einerseits drängte es ihn, die Fliege zu verscheuchen, andererseits hätte er dabei eine Hand von der Angel nehmen müssen. Er wollte den Fisch, der angebissen hatte, aber unbedingt einholen.
    Er drehte den Kopf hin und her, rümpfte die Nasenlöcher, aber die Fliege blieb, wo sie war. Währenddessen tauchte der zappelnde Fisch auf. Gerrek zerrte ihn aus dem Wasser. „Ha… ha . haaaaa…“, begann es in ihm zu drängen.
    Als der Fisch direkt vor ihm in der Luft zappelte, war er nicht mehr in der Lage, den Niesreiz zu unterdrücken. „Haatschiiih!“ schrie er, und eine Flammenwolke fuhr aus seinen Nüstern. Erschrocken wirbelte die Fliege davon, und das Feuer hüllte den Fisch ein, der darob sein Zappeln einstellte.
    „Puh“, keuchte der Beuteldrache und schüttelte sich. Dann begann er hingebungsvoll zu schnuppern.
    „Ich träume“, murmelte eine der Hanquonerinnen überrascht. „Der Kerl fängt die Fische direkt gebraten!“
    „Zauberwerk!“
    „Du mußt uns unbedingt verraten, wie du das machst!“ verlangte eine andere. Gerrek sah sich plötzlich umschwärmt und bemerkte nicht einmal den milden Spott der Bürgerinnen. Vorsichtig erhob er sich, den gebratenen Fisch in der Hand, wankte blatt-einwärts und begann die Schnur zu lösen, die er sich um den Bauch gebunden hatte. „Es ist ein ganz großer Zauber“, tat er geheimnisvoll, „den ich nicht verraten darf…“
    Die Frauen lachten. Gerrek fühlte sich sauwohl. So gefiel es ihm, von Frauen umschwärmt trotz seiner nicht gerade hübschen Gestalt… und so begann er wieder besseres Wissen von seinem

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