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Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Titel: Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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wissen.«
    »Unsere Pferde beißen nicht, aber die hier. Sie sehen mich böse an.«
    »Bursche!« herrschte Jayda Ploder an. »In den Sattel mit dir, oder es setzt Hiebe!«
    Daß die Frauen immer so gewalttätig auftreten mußten, dachte Ploder. Er sah aber ein, daß er große Schwierigkeiten bekommen würde, wenn er nicht sehr bald in den Sattel kam. Er nahm seine Kräfte zusammen, schwang sich hinauf und schaffte es gerade noch, sich am Hals des Tieres festzuhalten, als er auf der anderen Seite wieder herabrutschte.
    Gelächter brandete auf. Überall im Lager machten sich größere und kleinere Trupps fertig. Sie sollten das Gelände erkunden, den Platz für das nächste Lager aussuchen, den Feind aufstöbern und Wild schießen, damit es den Amazonen nicht am Fleisch fehlte.
    Jayda grinste boshaft.
    »Noch einmal«, sagte sie prustend. »Vielleicht schaffst du es - wenn nicht, wirst du schnell laufen müssen. Wir binden dich dann am Schwanz des Pferdes fest.«
    Der Gedanke entsetzte Ploder so sehr, daß er beim nächsten Versuch tatsächlich im Sattel verblieb. Das Pferd war geduldig wie weiland Ploders Vater, aber der war auch von niemand ernst genommen worden.
    Neiderfüllt sah Ploder, wie Jayda in den Sattel kam. Wenig später erschien auch Garbica, in voller Rüstung stapfte sie über den Platz zwischen den Zelten hindurch und schwang sich trotz der schweren Rüstung in den Sattel.
    »Mir nach!« sagte sie.
    Die drei verließen das Zeltlager der Amazonen. Garbica ritt voran.
    Es war Mittag, und eigentlich hätte Ploder am liebsten schon jetzt eine Rast eingelegt, aber die beiden Frauen trieben ihre Pferde an, und so mußte sich Ploder dreinfügen. Es ging über Stock und Stein. Kein Gelände war den Frauen zu schlecht, kein Morast zu tief. Ploder hatte größte Mühe, sich im Sattel zu halten.
    Dieser Ausflug gefiel ihm überhaupt nicht. Die Idee, die er da gehabt hatte, war der schiere Unfug - denn als Schreiber mußte er nun stets in der Nähe der Amazone sein, wenn er ihre Heldentaten der Nachwelt überliefern wollte. Das aber bedeutete, daß er in der Schlacht oder bei solchen Stoßtruppunternehmungen die gleiche Gefahr lief, erschlagen zu werden, wie Garbica - und die Amazone war von todesverachtendem Mut, Ploder hingegen von herzzerreißender Bangigkeit.
    Ploders Mißvergnügen wurde noch verstärkt durch den Umstand, daß er ein erbärmlicher Reiter war, der sich selbst unter günstigen Bedingungen nur mit Mühe im Sattel halten konnte. Bei diesem Ritt über Stock und Stein schwebte er ständig in Gefahr, vom Pferd zu fallen und sich dabei das Genick zu brechen. Hätte Garbicas Pferd nicht noch die beachtliche Last der Rüstung schleppen müssen, wäre der Ritt noch forscher ausgefallen, und vermutlich wäre Ploder niemals wieder ins Lager zurückgekehrt.
    Zu dieser Angst vor einem schimpflichen Ende oder dem Geschick, erschlagen zu werden, gesellten sich allmählich zwei andere Gefühle, von denen Ploder nicht genau zu sagen wußte, welches das Schlimmere sei.
    Zum einen machte sich bemerkbar, daß er kein geübter Reiter war, insbesondere an jenen Stellen, an denen sich Reiter und Tier berührten. Und zu diesem üblen Schmerz gesellte sich das peinliche Empfinden, lächerlich zu wirken. Jayda jedenfalls sah ab und zu über die Schulter nach Ploder, und sie lächelte bei jedem Mal. Leider ließ sich nicht genau feststellen, wie dieses Lächeln zu deuten war - in seiner Verwirrung sah Ploder nur die Zähne der jungen Frau blitzen, und das genügte ihm.
    So zog sich das gräßliche Martyrium des jungen Ploder Stunde um Stunde hin. Als Garbica endlich das Zeichen für eine Rast gab, war Ploder nach seinem Empfinden schon zur Hälfte tot. Sein Körper schien nur aus Schmerz zu bestehen. Jede Bewegung war qualvoll.
    Als er vom Pferd stieg, lachte Jayda ihn offen aus. Die beiden Frauen sahen erstaunlich frisch und munter aus. Grimmig dachte Ploder, daß wohl nur Weiber in der Lage waren, solche Torturen zu ertragen; für ihn würden derlei Beschäftigungen niemals zur Freude werden, soviel stand fest.
    »Nichts gefunden«, faßte Jayda das Ergebnis des Rittes zusammen. »Wo mögen sich die Gegner versteckt haben?«
    Garbica zuckte vernehmlich mit den Schultern. Die Rüstung machte bei jeder Bewegung ein Geräusch.
    »Vermutlich werden wir sie bald finden«, sagte die Amazone. »Oder sie finden uns.«

4.
    »Nein«, stieß Ploder hervor. »Das tue ich nicht.«
    Er hatte beide Arme abwehrend ausgestreckt.

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