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Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Titel: Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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Zauber gegen die Riesin an.«
    Von nebenan erklang ein leises Ächzen. Offenbar - so reimte sich Ploder den Sachverhalt zusammen - versuchte Raem mit magischen Mitteln, die Riesin in Furcht und Schrecken zu versetzen. Und eingebildete Schrecknisse waren oft viel schlimmer als tatsächliche Gefahren, das wußte Ploder aus eigener Erfahrung.
    Das Ächzen wurde lauter. Von innen her setzte Raem die Riesin unter Druck. Sie überließ der Einbildungskraft des Riesenweibs ihre Furcht, lieh dem Grauen den Pinsel, und dementsprechend malte sich die gebannte Riesin ihr Schicksal aus - schreckerregender, als Raem es jemals hätte mit Worten schildern können.
    Jeder Mensch hatte seine Ängste, größere und kleinere, und fast jeder hatte auch einen Punkt der Furcht, an dem man den Hebel ansetzen konnte, um ihn völlig aus dem Gleichgewicht zu bringen. Den einen konnte man mit Gold und Ehrenstellen betören, andere mußten von der Geißel der Furcht gepeitscht werden, um gefügig gemacht zu werden - Raems Zauber schien diese Mittel miteinander zu verbinden.
    Ein schmerzliches Stöhnen war zu hören.
    Lange würde die Riesin diesem furchtbaren Druck nicht widerstehen können. Zu stark waren die Kräfte der Furcht, die auf ihrem Gemüt lasteten. Die Amazonen schwiegen, sie überließen Raem die Arbeit.
    »Ich werde reden«, erklang stockend eine Stimme, die Ploder nur mit Mühe und Nachdenken als die Chalderahs zu erkennen vermochte.
    »Löst ihr die Fesseln«, sagte Raem. »Und dann sprich.«
    Ploder konnte hören, wie die Ketten fielen. Klirrend landeten sie am Boden.
    »Ihr Schurken!« schrie eine gellende, sich überschlagende Stimme.
    Ploder sprang auf, Jayda eilte zum Tuch und schob die Leinwand zur Seite.
    »Rettet euch!« schrie eine Frau, in der Ploder Soja von Horsik zu erkennen glaubte.
    Ein Körper flog durch die Luft, verwickelte sich in das Leintuch, flog damit weiter und riß es herab.
    Die Szenerie war offen.
    Ploder konnte die Riesin sehen, die mit wutverzerrtem Gesicht mitten in dem Zelt stand und mit beiden Fäusten um sich schlug. Die Amazonen waren von diesem Angriff völlig überrascht worden. Waffenlos die meisten, vermochten sie nicht, sich der Riesin zu erwehren. Raem hatte sich in einen Winkel des Zeltes geflüchtet und machte beschwörende Gesten. Ihr Zauber schien zuviel Zeit zu brauchen, um wirksam zu werden, denn ununterbrochen drosch die Riesin auf die Schar der Amazonen ein. Sie trieb sie auseinander wie ein Geier eine Herde Lämmer, und so gewaltig war der Schrecken, den die Riesin zu erwecken vermochte, daß sich die Amazonen nicht zu vereintem Widerstand zusammenfinden konnten. Sie rannten durcheinander, schrien nach Dienern und Waffen und sahen zu, daß sie von der kopfgroßen Faust der Riesin nicht erschlagen wurden.
    Eine Strebe des Zeltes knickte ein, ein Teil der luftigen Konstruktion brach zusammen, begrub ein halbes Dutzend Amazonen und Kriegsmägde unter sich.
    »Verschwinde von hier«, stieß Jayda hervor.
    Ploder schmiegte sich an die Zeltstange und schielte von dort aus auf das Getümmel. Die Holztafel mit seinen Notizen hielt er an den Körper gepreßt.
    Jayda hatte ein Schwert gefunden und rannte in den Kampfraum.
    »Garbica!« schrie die Frau. »Eine Waffe!«
    Zweierlei geschah gleichzeitig. Ploder sah, daß Garbica sich umwandte, die Hand ausstreckte und im Flug die scharfe Waffe fing. Und im gleichen Augenblick flog Jayda, von der Riesin am Leib getroffen, durch die Luft und landete neben Ploder.
    Ploder ließ die Tafeln fallen und kniete neben Jayda nieder. Die Frau war besinnungslos, aber sonst unverletzt, zumindest äußerlich.
    »Verfluchter Weiberkram«, schimpfte Ploder.
    Er ließ die Chronik sein und faßte Jayda bei den Füßen. Es war sein Glück, daß die Riesin ihn als Mann ohnehin nicht als vollwertigen Kämpfer betrachtete und daher gar keine Notiz von ihm nahm. Ploder schaffte es unter Aufbietung aller Kräfte, Jayda aus dem Zelt zu ziehen.
    Draußen hatte sich derweilen eine Menschenmenge versammelt, die von Augenblick zu Augenblick größer wurde. Ein Wald von Lanzen ragte in die Luft, Bogenschützen standen bereit.
    Ploder ließ Jayda auf dem Boden liegen. Er griff nach ihrem Messer und machte sich an die Arbeit. Die Amazonen nahmen ihn zunächst gar nicht wahr, noch weniger das, was er tat - als sie sein Handeln begriffen, war es bereits zu spät.
    Ploder hatte einige der Haltetaue durchschnitten, die das Zelt aufrecht hielten. Im Innern raufte sich noch immer

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