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Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Titel: Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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die Marketender eingeschlossen.
    Vor dem Lager bildeten sich Marschformationen. Die Amazonen auf ihren Pferden, gegliedert nach Geschlechtern und Schulen. Die Kriegsmägde nach der Art der Waffen, die Lanzenträgerinnen vorn, die Bogenschützen und die Speerschleuderinnen dahinter.
    Raem schien alles aufgeboten zu haben, was eine Waffe führen konnte - sogar die Männer, die es im Lager gab, waren bewaffnet worden. In kleinen Gruppen waren die Verschüchterten unter die Abteilungen der Frauen verstreut worden.
    Jayda schüttelte den Kopf, als sie das sah.
    »Das geht daneben«, sagte sie. »Auf die Männer kann man sich nicht verlassen. Wenn sie beim Kampf nicht einfach weglaufen, dann müssen die sie umgebenden Frauen auf sie aufpassen, und das mindert deren Schlagkraft.«
    Es wurmte Ploder, wenn er so schlecht von seinesgleichen sprechen hörte, insbesondere dann, wenn der Topf, in dem verächtlich gerührt wurde, so groß war, daß er mit hineinpaßte. Es gab auch tapfere Männer, auch wenn er nicht dazugehörte - Heldenmut war nicht jedermanns Sache.
    Jayda und Ploder suchten Garbicas Nähe. Garbica führte einen Trupp von zwei Hundertschaften an, davon zwei Zehntschaften berittene Amazonen. Mit herrischen Gesten ihrer behandschuhten Hände dirigierte sie ihre Gefolgschaft.
    Selbst einem waffenungeübten Mann wie Ploder fiel auf, daß in Garbicas Truppe hervorragende Frauenzucht herrschte. Jede Frau wußte, wo ihr Platz war, die Ausrüstung war vortrefflich, und in den Augen - so weit unter Helmen und Kriegszierrat sichtbar - funkelten Kampfbereitschaft und Zuversicht.
    »Die Horsiks«, sagte Jayda. »Nicht zu übersehen. Ein wüster Haufen - aber auf ihre Art auch gut.«
    Ploder schüttelte sich. Die Rüstungen der Horsik-Amazonen waren verbeult und schmutzig, und Ploder wagte sich nicht auszumalen, woher der Dreck auf den Rüstungen kommen mochte. Dazu trugen die Horsik-Amazonen die scheußlichsten Köpfe spazieren, die Ploder jemals zu Gesicht bekommen hatte. Es hieß auch, daß die Horsik-Horden über dem Beutemachen - worunter sie das Sammeln von Köpfen verstanden - nicht selten ihre taktischen Aufgaben vergaßen. Im Notfall pflegten sie aber solche Schnitzer durch selbstmörderische Tapferkeit wieder wettzumachen. Nach Garbica von Narein galt Soja von Horsik als die kühnste und erfolgreichste Amazone des ganzen Heeres.
    Raem blieb im Lager zurück. Die Aufgabe der Hexe war es, Kampfpläne zu erarbeiten, nicht ins Getümmel einzugreifen. Auf Ganzak wurde gekämpft, nicht gezaubert.
    Es hieß - Ploder hatte sich angewöhnt, solche Nachrichten zu sammeln -, daß die Horsik-Horden nicht selten auf Magie zurückgriffen, und zwar auf Zauber, die hart an der Grenze dessen lagen, was man von einer wohlbeleumdeten Hexe erwarten durfte.
    Der Heereszug setzte sich in Marsch.
    Es war der Morgen jenes Tages, der als Tag der Schlacht vom Geisternebel in die Geschichte des Landes eingehen sollte. Diese Schlacht bedurfte nicht des Chronisten - mündliche Überlieferung hatte dafür gesorgt, daß die Erinnerung an diesen Tag weitergegeben wurde von Amazone zu Amazone, von Geschlecht zu Geschlecht, über dreieinhalb Großkreise hinweg. An den Feuern der Burgen sangen die Sklaven noch in diesen Tagen von den Taten der Amazonen von Ganzak.
    Doch von alledem ahnte Ploder noch nichts, als er, nun auf dem Pferderücken etwas sicherer, hinter Jayda herritt. Jayda hielt sich zur Linken der Amazone Garbica. Hinter Jayda und Ploder erklang der harte, gleichmäßige Marschtritt der Kriegsmägde, überlagert von den kriegerischen Gesängen der Frauen.
    In jeder der Heersäulen erklangen solche Lieder. Die Geschlechter der Amazonen rühmten sich selbst, priesen die Großtaten ihrer Herrinnen und erlaubten sich Anspielungen auf fremde Amazonen, die an drastischer Eindeutigkeit keinerlei Wünsche offenließen. Offenbar gehörte dergleichen zum kriegerischen Handwerk. Ploder fand keinen Gefallen an den wüsten Gesängen, und ein paar recht rüde Witze, die ihm galten, überhörte er geflissentlich.
    In gewisser Weise fand Ploder dies alles völlig lächerlich. Da zogen zwei Heere aus befestigten Lagern aus, marschierten aufeinander zu, massakrierten sich wechselseitig, kehrten wieder um - und setzten dieses bluttriefende Gewerbe wenig später wieder fort.
    Was würde an diesem Tag den Ausschlag geben - die Zahl der Kriegerinnen, die auf jeder Seite antraten? Deren Tapferkeit? Der Zufall, oder die Pfiffigkeit der Feldherrinnen?
    Was auch

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