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Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Titel: Mythor - 104 - Inscribe die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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Löwenfrau schon bei ihm gewesen. Jedesmal hatte sich Gaphyr nur durch blitzartige Verwandlung retten können, bis er einmal einen Herzschlag zu spät reagiert hatte – und diese Wunde schmerzte doppelt, weil sie ihm seine Illusion raubte, er sei völlig unverletzlich.
    In dieser langen Zeit – Gaphyr vermutete, daß er diese gräßlichen Spiele schon seit Monaten als Opfer betrieb – war er nur ein paar Dutzend Schritte weit gekommen. Der Preis für seine Unverwundbarkeit war absolute Bewegungsunfähigkeit. Es war ein entsetzlich hoher Preis.
    Denn in diesen langen Pausen verstrich sein Leben, ohne daß er etwas davon hatte – so wurde ihm seine besondere Gabe zugleich zum Segen und zum Fluch.
    Jetzt schien Inscribe irgendwo beschäftigt zu sein – ihre Schritte waren nicht zu hören.
    Grausam war das Löwenweib – sie schien es zu genießen, das Opfer ihr Herannahen hören zu lassen. Sie selbst war es gewesen, die immer wieder ein Geräusch als Warnung für Gaphyr verursacht hatte, und der Eherne ahnte, daß sie es mit Absicht getan hatte. Wollte die Tanzende ihm so zeigen, wie wenig sein Schutz nützte, wenn er es mit ihr zu tun hatte? Das Gefühl der Ohnmacht jedenfalls peinigte Gaphyr sehr – und er war jetzt wild entschlossen, einen weiteren Fluchtversuch zu unternehmen.
    Schritte erklangen.
    Gaphyr zauderte.
    Nein, das war nicht der leise Schritt einer Löwenpfote auf dem harten Stein – das klang nach Stiefeln, und dazwischen klang das Geräusch, das ein Schwert an Beinschienen hervorrief. Lederne Beinschienen, wie Gaphyr heraushören konnte.
    Er spähte umher, suchte die Richtung, aus der der Laut erklungen war. Kam ihm da jemand zu Hilfe?
    Einen Herzschlag später konnte er die Gestalt sehen.
    Ein Weib in Waffen, und die Frau sah aus, als wisse sie mit dem kriegerischen Gerät umzugehen, das sie am Leibe trug. Der Gesichtsausdruck verriet Grimm und Kampfentschlossenheit.
    Gaphyr rührte sich nicht.
    Er sah das Weib im Nebel wieder verschwinden, dann wieder auftauchen. Der Zufall wollte es, daß er sehen konnte, ohne selbst gesehen zu werden.
    Und er sah:
    Plötzlich stand sie vor der Amazone, hoch aufgerichtet, die langen Haare bis auf den Rücken des Löwenleibes fallend.
    Inscribe.
    Und sie bewegte sich. Schlangengleich wogten ihre Arme durcheinander, sie beugte den Leib, ließ ihn vor und zurück schnellen, wandte den Kopf.
    Die Amazone blieb stehen, sah dem Tanz zu.
    Inscribes Bewegungen wurden schneller.
    Gaphyr, der das alles kannte, vermochte sich nicht zu rühren. Er brachte es weder fertig, seinen Platz zu verlassen und sich davonzumachen, noch brachte er den Warnruf über die Lippen, der dem Kriegsweib vielleicht hätte helfen können. Indessen wußte Gaphyr, daß es gegen Inscribes zauberischen Tanz keine Waffe gab.
    Wieder spürte er die unbegreifliche Sehnsucht, die Inscribes Tanz im Herzen jedes Betrachters unweigerlich entstehen ließ, Verlockung nach Lust und Wärme zugleich. Unverhüllte Sinnlichkeit strahlten die Bewegungen der Tanzenden aus, aber auch die Wärme grenzenloser Zärtlichkeit – eine tödliche Mischung für jeden, der darauf hereinfiel.
    Es mußte Magie im Spiel sein, anders konnte sich Gaphyr nicht erklären, daß es niemandem gelang, sich Inscribe zu entziehen. Gaphyr spürte, wie sein Verlangen wuchs – aber er spürte auch die Angst in sich stärker werden. Noch hielt sich beides die Waage.
    Gaphyr sah, wie der Waffenarm der Kriegerin langsam herabsackte. Das Schwert, entglitt den erschlaffenden Fingern.
    Inscribe wurde schneller. Ihre Bewegungen waren kaum noch zu erkennen, flossen zu einem hellen, zuckenden Wirbel zusammen. Und dabei wuchs ihre gefährliche Ausstrahlung immer mehr.
    Gaphyr spürte, daß er jetzt keine andere Wahl mehr hatte – nur dem Umstand, daß er nicht das unmittelbar angesprochene Opfer war, verdankte er es, daß er sich Inscribes Banntanz entziehen konnte.
    »Lauf!« schrie der Eherne mit aller Stimmkraft, obwohl er im selben Augenblick begriff, daß seine Warnung viel zu spät kam.
    Denn Inscribe verschwand jetzt völlig, wurde unsichtbar. Für das Opfer war das der sichere Tod.
    »Lauf!« schrie Gaphyr noch einmal, dann nahm er selbst die Beine in die Hand.
    Das letzte, was er dann noch hörte, war der metallische Schwirrlaut, den Inscribes lange Degenklinge hervorrief.
*
    Mythor ballte die Hände. Grimm hatte ihn erfaßt.
    Der Körper, der steif auf dem Felsboden lag, war der Leichnam der zweiten der drei Amazonen. Auch sie hatte

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