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Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Titel: Mythor - 104 - Inscribe die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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und wurden noch schneller.
    »Bei allen Dämonen!« stieß Robbin hervor, als er sah, wie sich Inscribe unsichtbar tanzte.
    »Wehr dich, Obyge!« schrie Burra. Sie hatte die Hände trichterförmig vor den Mund gelegt, damit ihre Stimme die Amazone überhaupt noch erreichte. Offenbar hatte die Kriegerin entweder begriffen, wie es um sie stand, oder sie hatte Burras Warnruf gehört. Jedenfalls war zu sehen, wie sie ihr Schwert zückte.
    Die anderen setzten sich in Bewegung und begannen zu laufen, um der Bedrohten zu Hilfe kommen zu können.
    Im Laufen konnte Mythor sehen, wie sich Obyge zur Wehr setzte, nun auch das zweite Schwert zog und mit beiden Klingen um sich wirbelte – aber es half ihr nichts. An ihrem schmerzerfüllten Zucken war zu sehen, wann die Unsichtbare einen Treffer angebracht hatte – und Obyge zuckte immer wieder zusammen. Aber sie hielt sich auf den Beinen…
    »Schneller!« drängte Mythor.
    Er hatte von allen die flinksten Beine und nahm alle Schnellkraft zusammen, um Obyge vielleicht doch noch retten zu können.
    Aber er kam zu spät.
    Aus dem Nebel wuchs langsam die Kontur des Löwenweibs. In Speerwurfweite erschien sie, winkte Mythor aufreizend zu und war mit zwei gewaltigen Sätzen im Dunst verschwunden.
    Obyge stand noch, aber gerade als Mythor sie erreichte, brach sie langsam in die Knie.
    Der Krieger von Gorgan kam gerade noch rechtzeitig, ihr die brechenden Augen zuzudrücken – Inscribe hatte ihr drittes Opfer binnen weniger Stunden gefunden.
    Langsam kamen die anderen näher. Sie hatten von ferne gesehen, was sich zugetragen hatte. In Jentes und Burras Augen loderte der Haß, Mescal hielt sich hinter Jentes breiten Schultern auf und schielte immer wieder in den Nebel – aber seine Sehnsucht nach seiner Spiegelschwester war noch immer größer als seine Furcht vor Inscribe.
    »Wir haben keine Chance«, stieß Burra wütend hervor. »Glaube mir – diesem unsichtbaren Löwenweib haben wir nichts entgegenzusetzen.«
    »Was schlägst du vor?«
    Burra legte die Stirn in Querfalten, ergrimmt sah sie Mythor an.
    »Also gut, wir suchen weiter«, sagte sie knurrend. »Auch auf die Gefahr hin, daß keiner von uns wiederkehrt.«
    Mythor sah auf die Tote hinab, dann dachte er an Fronja, an den DRAGOMAE-Kristall. Vieles schoß ihm in diesen langen Augenblicken des Nachdenkens durch den Kopf. Wenn seine Liebe zu Fronja, die Kraft des Gläsernen Schwertes und die Zauberwirkung des Kristalls nicht halfen – dann allerdings waren alle sechs rettungslos verloren. Obyge war, Mythor wußte es, schlachterprobt gewesen, aber Inscribe hatte ihr nicht den Schimmer einer Überlebenschance gelassen. Die höhnische Geste, mit der sie Mythor bedacht hatte, sprach deutlich für die Heimtücke und Grausamkeit des Löwenweibs.
    »Ein Wunder, daß sie nicht schon wieder an der Arbeit ist«, stieß Gerrek hervor.
    »Das kann sich bald ändern«, meinte Robbin gelassen.
    Und gleichsam als Bestätigung seiner Worte klangen wieder Schrittgeräusche durch den Nebel…
*
    Die Erleichterung der sechs war groß, als sie feststellten, daß es sich um eine Schar Haryien handelte. Mythor erkannte sogar die Sprecherin der Gruppe wieder, die er an der Phanus angetroffen hatte. Jetzt konnte sich entscheiden, wie die Haryien zu Mythor und seinen Freunden standen.
    »Dies ist Asmilai, unsere Stockherrin«, stellte die Sprecherin eine auffällig hochgewachsene Haryie vor. Mythor versuchte sich die Physiognomie einzuprägen – es war nicht leicht, die Haryien auseinanderzuhalten.
    »Ich begrüße dich, Mythor«, sagte Asmilai. »Man hat mir berichtet, daß ein Mann, der drei Federn unserer Gefährtin Lylsae trägt, im Lande ist. Ich darf die Federn sehen?«
    Wortlos nestelte Mythor die Federn los und gab sie Asmilai. Die Stockherrin begutachtete sie sorgsam und gab sie dann Mythor zurück.
    »Noch einmal – willkommen«, sagte Asmilai. »Du bist auf dem Weg zu Inscribe?«
    Mythor deutete auf den Körper der getöteten Amazone.
    »Wie du sehen kannst, sind wir bereits mit Inscribe zusammengetroffen«, sagte er hart. »Ihr habt keine Angst, euch in diesem Lande zu bewegen?«
    »Es bestehen Verbindungen zwischen uns Haryien und Inscribe«, räumte Asmilai nach kurzem Zögern ein. »Aber man kann schwerlich von Freundschaft reden.«
    »Ihr habt ihr einen Kristall geschenkt…?«
    »Das haben wir getan. Wir hatten Gründe dafür.«
    Asmilai wich Mythors Fragen auf eine plumpe Art und Weise aus, daß an Täuschung nicht zu denken war.

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