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Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Titel: Mythor - 104 - Inscribe die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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war. Mythor streckte die Hand aus. Die Fingerspitzen berührten kaltes Erz.
    »Unbegreiflich«, murmelte Mythor.
    Robbin ging einmal um die Statue herum.
    »Der Degen ist verschwunden«, sagte er gelassen. »Aber die Verletzung gibt es noch.«
    Auch das erwies sich als zutreffend – man konnte deutlich die Einstichstelle erkennen. Auch der Gesichtsausdruck hatte sich geändert – der Mann zeigte einen Anflug eines überlegenen Lächelns.
    »Das gibt es nicht«, behauptete Gerrek. »Statuen können nicht laufen, sonst wären es keine Statuen. Dies muß ein anderes Standbild sein.«
    Mythor sah Robbin an.
    Der Pfader hatte zielsicher den Weg hierhin gewiesen – aber hatte er tatsächlich eine Spur verfolgt oder war er bei einer zweiten einer ganzen Reihe von Statuen herausgekommen?
    »Ich weiß, was ich wahrnehmen kann«, sagte Robbin überlegen. »Ob ihr mir nun glaubt oder nicht – es ist dasselbe Ding.«
    Während die anderen noch die Ungeheuerlichkeit eines solchen Vorganges besprachen, sah sich Robbin in der näheren Umgebung der Statue um. Er kehrte sehr bald zurück.
    »Wenn mich nicht alles täuscht«, sagte er siegessicher, »dann werden wir bald Besuch bekommen.«
    »Inscribe?«
    »Sie ist in der Nähe gewesen, und das erst vor kurzem. Die Fußspuren enthalten noch eine winzige Menge Feuchtigkeit, also kann der Vorfall nur höchstens eine Stunde zurückliegen.«
    Mythor konnte sehen, daß sich seine Begleiter furchterfüllt umsahen. Der Nebel, der über dem Land lag, gab allem und jedem einen Hauch des Unfaßlichen. Nirgendwo schien es etwas zu geben, mit dem man handfest raufen konnte – aber hinter jedem Nebelfetzen, der vorbeiwehte, schien eine unsichtbare Gefahr zu lauern.
    »Eine fehlt!«
    »Was?«
    Mythor schrak zusammen. Burra machte ein finsteres Gesicht.
    »Eine der Amazonen fehlt«, sagte sie hart. »Nashed heißt sie, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Robbin, kannst du die Frau finden?«
    »Ich kann es versuchen«, meinte der Pfader. »Tretet zur Seite – wir müssen zuerst unserer eigenen Spur zurückfolgen bis zu jenem Punkt, an dem sie sich von uns getrennt hat. Dort können wir dann ihre Fährte aufnehmen.«
    »Beeile dich«, sagte Mythor zwischen zusammengepreßten Zähnen. Er ahnte, daß er eine böse Überraschung erleben würde.
    Robbin führte die acht an. Er schlug ein flottes Tempo ein, und nach einigen Minuten hatte er den Ort gefunden. Jeder konnte die Spur sehen, die von der Fährte der anderen in stumpfem Winkel abwich.
    »Weiter!« drängte Mythor.
    Man konnte Schrittgeräusche hören, die Klänge der Schwerter in den Gehängen, heftige Atemzüge – aber ringsum war es unglaublich still. Schlachtenlärm wäre den meisten jetzt lieber gewesen als diese würgende Stille.
    »Ich glaube, wir haben sie bald erreicht«, stieß Robbin hervor. Es war immer wieder erstaunlich zu sehen, wie flink der Pfader trotz der lästigen Bandagen sich zu bewegen verstand. Man hätte vermuten sollen, daß er bei jedem zweiten Schritt in irgendeiner der Verwicklungen hängenblieb und der Länge nach auf dem Boden landete, aber nichts dergleichen trat ein.
    »Dort!«
    Mythor wußte sofort, daß es eine Katastrophe gegeben hatte – ein paar Dutzend Schritte voraus war eine Gestalt zu erkennen, die am Boden lag und sich nicht rührte. Diese Strecke war rasch zurückgelegt.
    Es war die vermißte Amazone. Burra beugte sich nieder und drehte sie herum.
    Ihr Gesicht verzog sich vor Abscheu.
    Und die anderen spürten, wie sich ihnen die Nackenhaare aufstellten. Der Tod hatte nach einer der Personen gegriffen – und er lauerte.
    Irgendwo in der Nähe.

7.
    Die Wunde brannte und tat entsetzlich weh, und Gaphyr wußte, daß er mit diesem Schmerz noch geraume Zeit würde leben müssen.
    Daß er überhaupt noch lebte, erschien ihm wie ein Wunder – es war das größte Glück, das ihm seine wunderbare Verwandlungsfähigkeit bisher beschert hatte.
    Nur weg von hier – das war der Gedanke, der Gaphyr beherrschte. Gerne hätte er gewußt, wo er sich überhaupt befand, noch wichtiger wäre gewesen, wieviel Zeit inzwischen verstrichen war.
    Und natürlich Inscribe…
    Irgendwo im Nebel lauerte sie. Immer wieder war sie erschienen, begabt mit einer unglaublich feinen Nase für die Augenblicke, in denen Gaphyr seine Verwandlung aufgab und zu fliehen versuchte.
    Mindestens sechzig Male hatte er das gleiche Spiel gespielt – er war ein paar Schritte gelaufen, und im nächsten Augenblick war die fürchterliche

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