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Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Titel: Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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»Dieser Langfinger hat mir die gesamte Ausrüstung aus dem Beutel gefischt. Caerylls Karte, die drei DRAGOMAE-Kristalle und meine Zauberflöte.«
    »Laß Joby los!« befahl Sadagar. »Er hat den Diebstahl auf meinen Befehl begangen, um euch zu schwächen. Ihr bekommt alles wieder zurück. Aber jetzt müssen wir nach Caeryll sehen.«
    Mythor folgte Sadagar über eine Treppe ins oberste Geschoß hinauf. Dabei erinnerte er sich der letzten Worte des Pfaders Parvid, bevor dieser den Verletzungen erlag, die ihm die Spinnerin Horeka mit ihrer Spindel verursacht hatte: »Nimm dich meines Patensohns Joby an und mache einen rechten Menschen aus ihm…« Mythor hätte dem Pfader versprochen, seinen letzten Willen zu erfüllen. Er fragte sich im stillen, ob der Junge bereits von Parvids Tod wußte.
    Sie erreichten die Brücke. Mythor fiel sofort auf, daß das Pendel über dem Siebenstern keine Kreise mehr beschrieb, sondern eine unruhige und unregelmäßige Bahn, einmal schneller und dann wieder langsamer. Die Kristallwand strahlte in düsterem Licht. Caerylls Gestalt war nur undeutlich zu sehen. Und sie zuckte im Rhythmus des Steuerpendels.
    »Caeryll, was ist geschehen?« rief Sadagar besorgt. »Sprich! Gib Antwort! Was passiert mit dir?«
    Von den Kristallen kam zuerst nur ein knisterndes Geräusch, dann formten sich kaum verständliche Worte.
    »Sie… bremsen das… Rad… Carlumen wird sterben…«
    Danach war wiederum nur ein Knistern zu hören.
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte Mythor.
    »Das werde ich dir später erklären«, sagte Sadagar. »Nur soviel. Das Lebensrad, von dem die Rede ist, befindet sich am Heck. Offenbar versuchen die dämonischen Kreaturen, es anzuhalten. Ich muß hin, um das zu verhindern.«
    »Ich werde dich begleiten«, sagte Mythor.
    »Ich komme auch mit«, schloß sich Gerrek an, ohne daß er wissen konnte, worum es ging. Denn er war gerade erst zu ihnen gestoßen.
    »Darf ich auch dabei sein?« bat Joby.
    »Das ist nichts für kleine Jungen«, sagte Sadagar, und fügte streng hinzu: »Und versuche nicht, uns zu folgen. Das wäre nicht in Parvids Sinn.«
    In Jobys Gesicht zuckte es, als Sadagar den Namen des Pfaders nannte.
    »Ich weiß selbst, was ich zu tun habe«, sagte der Junge trotzig.
    »Joby.« Mythor beugte sich zu ihm hinunter. »Joby, ich war bei Parvid, als… Es war sein letzter Wunsch, daß ich seinen Platz einnehme und mich um dich kümmere.«
    »Oh weh!« entfuhr es dem Jungen. »Ausgerechnet der Sohn des Kometen? Ich fürchte, ich bin nicht das richtige Patenkind für dich. Ich bin aufsässig, ungehorsam, vorlaut und ungezogen. Und man nennt mich eine diebische Elster, weil ich wie eine solche stehle und es nicht lassen kann. Denn früh übt sich, wer ein Meisterdieb werden will.«
    »Laß es gut sein, Joby«, sagte Mythor mit leisem Lächeln. »Ich habe Yarls, Riesenschlangen und Drachen gebändigt. Da sollte ich auch mit dir fertig werden.«
    »Machen wir uns auf den Weg«, drängte Sadagar.

2.
    Tertish hatte sich auf den Turm mit dem Wurfbock zurückgezogen.
    Sie wollte fort von den anderen Kriegern, sie konnte nicht einmal mehr die Gegenwart der Amazonen ertragen. Hier oben war sie mit sich und ihren Gedanken allein. Es gab keinen Kampf, also hatte sie Zeit zum Nachdenken.
    Carlumen trieb durch einen weiten Tunnel aus dräuender Schwärze. Es war nicht festzustellen, ob sich die Fliegende Stadt fortbewegte. Aber daran, daß sich die Schwärze immer mehr verdichtete, glaubte Tertish zu erkennen, daß sie tiefer und tiefer in den Tunnel vordrangen.
    Wohin würde sie das führen?
    Es herrschte eine seltsame Stille. Niemand von den Verteidigern sagte ein Wort. Die sieben Wälsenkrieger mit ihren abstoßenden Bärten standen entlang der Wehr – die Waffen aufgepflanzt, starrten sie auf das Netzwerk unter sich, aus dem verschiedene Bauwerke und Überreste welker Pflanzen herausragten.
    Der eigenwillige und in seinem Stolz geradezu lächerlich wirkende Ibserer Molluf stand mit seinem Waffenträger Hukender auf der Breitseite der Wehr. Das fleischige Gesicht hatte er zu einer Maske der Entschlossenheit geknetet, als könne er mit dieser Grimasse allein die Gefahren bannen.
    Aber in dem Dickicht und den Ruinen unter dem dichtgesponnenen Netz rührte sich nichts. Scida und die sechs anderen Amazonen hatten die andere Seite des Decks besetzt, ihre Schwerter steckten in den Scheiden, Köcher und Bögen lagen am Boden.
    Es gab keinen sichtbaren Feind, nur die fast greifbare

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