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Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Titel: Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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denen sich die Bizarren der Schattenzone bildeten. Nur daß diese Kristalle einen geschlossenen Organismus darstellen – und dieser verleiht Carlumen Leben und die Fähigkeit des Fliegens. In diese Lebenskristalle ist auch Caeryll eingegangen und erlangte so eine Art Unsterblichkeit. Carlumen lebt. Caeryll ist Carlumen. Und das große Schwungrad, das sich nahe dem Windhorn erhebt, schwingt und dreht sich im Lebensrhythmus von Carlumen. Wenn es zum Stillstand gebracht wird, stirbt Carlumen. «
    »Phantastisch«, sagte Gerrek beeindruckt.
    »Ähnliches haben wir auch schon auf der Luscuma erlebt«, sagte Mythor. »Nur hat die Steuerhexe das Flugschiff auf andere Weise belebt. Caeryll aber ist mit seinem Geist und Körper in die Lebenskristalle von Carlumen eingegangen. Ist es Caeryll möglich, in seinem Körper in Erscheinung zu treten?«
    »Nein«, antwortete Sadagar. »Darum braucht er Söldner, die für ihn handeln und kämpfen. Unter dem jahrhundertelangen Druck der Finstermächte ist er auch schon recht wunderlich geworden. Aber das habe ich bereits gesagt. Gehen wir.«
    Zwei der bärtigen Wälsenkrieger ließen eine Leiter durch eine Lücke in den Schicksalsfäden zu Boden. Zwei andere stellten sich mit gespannten Bögen links und rechts davon auf und schickten einige Pfeile in die Tiefe, um Kreaturen zu verscheuchen, die möglicherweise unten lauerten. Aber es regte sich nichts unter dem dichten Geflecht.
    Sadagar stieg die Leiter als erster hinunter. Unten angekommen, schob er seine Samtjacke zurück, um ungehindert an seine Wurfmesser zu kommen, und nahm seine Kampfhaltung ein. Mythor, Gerrek und Tertish folgten nacheinander.
    Vor ihnen lag ein fast undurchdringliches Dickicht aus verdorrten Pflanzen.
    »Kaum zu glauben, daß das einst ein blühender Garten war«, sagte Sadagar. »Ich weiß das selbst nur aus Caerylls Erzählungen. Aber eines Tages, wenn Carlumen von allen dunklen Einflüssen gesäubert ist, wird dieser Garten wieder erblühen.«
    Sadagar setzte sich in Marsch, und die anderen folgten dichtauf. Mythor hatte das Gläserne Schwert gezogen, und er stellte mit einem Blick über die Schulter zufrieden fest, daß auch Tertish zum Schwert gegriffen hatte. Zumindest war sie gewillt, dieses eine Mal noch zu kämpfen. Er hoffte fast, daß es zum Kampf kommen möge, damit die Todgeweihte dadurch wieder Gefallen am Leben fände.
    Sie kamen an mehreren Becken vorbei, von denen einige mit einer körnigen Kruste, andere wiederum mit Schlick und Tang überzogen waren.
    »Das sind die Salzbecken und die Wasserstellen«, erklärte Sadagar dazu. »Das Wasser ist vergiftet und das Salz verunreinigt, aber beides kann gereinigt werden. An Trinkwasser gibt es dennoch keinen Mangel. In den Zisternen, das sind die trompetenförmigen Türme, die ihr gesehen habt, gibt es noch genügend Wasservorräte…«
    Der Steinmann brach mit einem gurgelnden Laut ab. Er hatte sich während des Sprechens zu Mythor umgedreht und war so in ein Netzwerk aus Silberfäden gerannt. Die Fäden begannen plötzlich ein seltsames Eigenleben zu führen. Sie schlangen sich um Sadagars Oberkörper, schnürten ihn ein und strebten dann seinem Gesicht zu. Dabei erneuerten sie sich selbst, bildeten ein dichtes Netzwerk um seine Schultern, verflochten sich um seinen Hals und spannten sich kreuz und quer über sein Gesicht.
    Mythor wollte mit der freien Hand nach den Fäden greifen, um sie zu zerreißen. Doch Sadagar wehrte ab.
    »Nicht!« schrie er. »Sonst verstrickst auch du dich in Horekas Netz…« Seine Stimme erstarb in einem Gurgeln, als ein dichtes Netzwerk seinen Mund verschloß. Er zückte ein Messer und zerschnitt das Mundgeflecht, so daß er wieder sprechen konnte. Dabei fügte er sich im Mundwinkel einen Schnitt zu; die Fäden schlossen sich über dieser Wunde sofort zu einem dichten Ballen.
    »Nur Feuer hilft…«, brachte Sadagar gerade noch hervor, ehe ihm die Fäden wieder den Mund schlossen.
    Gerrek war sofort zur Stelle. Er schickte einen Flammenstrahl gegen das Flechtwerk um den Steinmann und brachte es zum Verglühen. Damit erreichte er zumindest, daß sich der Kokon um den Steinmann nicht noch mehr verdichtete. Aber dessen Kopf steckte bereits in einem Geflecht aus Fäden, in dem nur noch ein Auge und die Nase zu sehen waren.
    »Weg da!«
    Tertish schob Gerrek mit dem Körper zur Seite und nahm mit senkrecht erhobenem Schwert Kampfstellung ein. Sie nahm nur kurz Maß, ehe sie die geschwungene Klinge um Sadagars Kopf wirbeln

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