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Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Titel: Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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ließ. Sie war eine wahre Künstlerin im Umgang mit ihrem Schwert, und jeder geführte Streich durchtrennte einen Teil des Netzwerks, ohne daß sie Sadagars Haut dabei auch nur ritzte.
    Sie hielt erst inne, als Sadagars Augen, Nase und Mund frei waren und er darangehen konnte, sich von den Resten des Netzes selbst mit dem Messer zu befreien.
    »Danke«, sagte Sadagar zu Tertish und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Aber war diese Art, mich zu befreien, nicht doch sehr gewagt? Was, wenn dein Arm nur ein wenig gezittert hätte?«
    »Das hätte meinem Stolz so wenig geschadet wie deiner Schönheit«, antwortete Tertish ungerührt.
    Sadagar schluckte und setzte den Weg fort; er murmelte irgend etwas über ein Dämonenweib vor sich hin. Plötzlich hielt er an und gebot den anderen Schweigen.
    Durch das Dickicht drangen jetzt scharrende Geräusche zu ihnen.
    »Das hört sich nach Quaamen an«, raunte Sadagar und setzte seinen Weg vorsichtig fort. Nach wenigen Schritten kamen sie an den Rand einer Lichtung, die ebenfalls von einem Netzwerk aus Schicksalsfäden überdacht war.
    Jenseits der Lichtung erhob sich eine Ansammlung von ineinander verschachtelten Gebäuden. Einige davon waren durch die herabfallenden Trümmer des eingestürzten Quaamenbaues zerstört. In ihren Ruinen tummelten sich jene Wesen mit den dreifach gegliederten und kupferfarben gepanzerten Körpern und den sechs Gliedern mit mehreren Gelenken und den scherenförmigen Greifern.
    »Das ist der Wohnbezirk von Carlumen « , erklärte Sadagar. »Wie es aussieht, haben die überlebenden Quaamen die Stadt zu ihrem Bau auserkoren. Ich schätze, daß es nur noch einige Dutzend von ihnen gibt. Es ist aber besser, sich vorerst nicht mit ihnen anzulegen. Den Weg durch die Stadt können wir nicht nehmen. Wir müssen sie umgehen.«
    »So kann nur ein Männchen sprechen«, sagte Tertish abfällig und trat auf die Lichtung hinaus.
    Kaum hatten die Quaamen Tertish erspäht, da unterbrachen sie ihre Tätigkeit und wandten sich geschlossen gegen sie. Ihre Greifer und Mundwerkzeuge schnappten drohend, und sie bildeten eine Mauer aus gepanzerten Körpern. Tertish hatte Kampfstellung eingenommen, doch die Quaamen kamen nicht näher.
    Plötzlich gab es ein Geräusch, das sich anhörte, als würde ein straff gespanntes Segel zerreißen.
    »Tertish, zurück!« rief Sadagar, als er sah, wie einige der Haltetaue des Netzwerks über ihr rissen. Tertish brachte sich augenblicklich mit zwei Sätzen zu ihnen ins Dickicht in Sicherheit. In diesem Augenblick fiel das Geflecht aus Schicksalsfäden auf die Phalanx der Quaamen und schloß sich um die sich heftig zur Wehr setzenden Tiere.
    »Nichts wie weg von hier«, sagte Sadagar und setzte sich entlang der Lichtung in Bewegung. »Wir werden den Schutz des Dickichts nützen, so lange es geht. Hier sind wir vor Horeka wenigstens einigermaßen sicher.«
    »Horeka ist tot«, sagte Mythor überzeugt. »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sie in den Flammen des Pfaders Parvid lichterloh brannte.«
    »Die Spinnerin ist zäher als alle anderen«, sagte Sadagar überzeugt. »Wer weiß, vielleicht hat sie sogar mehrere Leben. Ich bin nun fast sicher, daß sie irgendwo lauert und weiterhin ihre Schicksalsfäden spinnt. Seien wir auf der Hut. Gerrek, halte dein Feuer bereit.«
    Sadagar hielt sich nach links und erreichte das Ende des Gestrüpps. Er hielt an und deutete stumm nach vorne. Mythor folgte der ausgestreckten Hand mit den Blicken, und ihm entfuhr unwillkürlich ein Laut der Überraschung, als er einen riesigen Baumstumpf sah. Er hatte einen Durchmesser von annähernd zehn Schritt, und von ihm verzweigten sich mannsdicke Wurzeln in alle Richtungen. Vereinzelt ragten abgeschnittene Luftwurzeln aus dem Boden.
    »Das war einst ein Baum des Lebens, der schon eine beachtliche Größe erreicht hatte, bevor ihn die Dunkelmächte fällten«, erklärte Sadagar. Er wies auf einen dreimannshohen und schenkeldicken, verdorrten Trieb, der aus der glatten Schnittfläche ragte. »Der Baum des Lebens ist noch nicht abgestorben. Irgendwann wird der Trieb neu erblühen, dann kommen wieder bessere Zeiten für Carlumen. «Mit veränderter Stimme fügte er hinzu: »Wir haben schon mehr als die Hälfte des Weges zurückgelegt. Bald sind wir am Spiegelbrunnen, dann haben wir das Ziel fast erreicht. Ich wundere mich nur, daß wir noch keiner einzigen der dämonischen Kreaturen begegnet sind.«
    »Seien wir froh«, meinte Gerrek. »Ich kann auf solche

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