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Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Titel: Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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Bekanntschaften verzichten.«
    Links von dem riesigen Wurzelstock erstreckte sich ein Trümmerfeld, bis zu einer teilweise zerstörten Wehr, die die Grenze von Carlumen bildete. Es handelte sich dabei um die Bruchstücke des Quaamenbaues, der beim Start von Carlumen eingestürzt war. Die herabfallenden Trümmer hatten das Netzwerk aus Schicksalsfäden durchschlagen. Das war auch der Grund, warum Sadagar diesen Weg wählte.
    Sie hielten sich entlang der Wehr und kamen nun rascher vorwärts. Nur einmal begegneten sie zwei Quaamen, die ein beachtliches Bruchstück ihres ehemaligen Baues in Richtung der Stadt rollten.
    Sadagar schlug vor, sich an ihnen vorbeizuschleichen. Doch das verhinderte Tertish. Mit erhobenem Schwert stieß sie einen Kampfruf aus und lenkte so die Aufmerksamkeit der Quaamen auf sich. Die beiden gepanzerten Tiere ließen augenblicklich von dem Brocken ab und wandten sich zum Angriff.
    »Überlaßt das nur mir!« rief Tertish den anderen zu und empfing die Quaamen mit wirbelndem Schwert. Es gab eine Reihe metallisch klingender Geräusche, als ihre Klinge die Panzerkörper traf, ohne sie auch nur zu ritzen.
    Die Quaamen schienen die Treffer nicht einmal zu spüren und gingen nur noch ungestümer vor. Als sie jedoch mit den Greifwerkzeugen der vordersten Gliedmaßen nach Tertish stießen, hieb diese sie ihnen ab. Daraufhin bäumten sich die Quaamen auf, um sich mit der Wucht ihrer Panzerkörper auf den Feind zu stürzen. Doch darauf hatte Tertish nur gewartet. Zwei seitlich geführte Streiche trafen die ungeschützten Körpereinschnürungen der Tiere und durchtrennten sie. Tertish kehrte den Kadavern den Rücken zu und schloß zu den anderen auf, die auf einen hohen Wall aus Bruchstücken des Wabenbaues zuhielten.
    »Dahinter liegt das Lebensrad«, sagte Sadagar mit gesenkter Stimme, als fürchte er, belauscht zu werden.
    »Und was ist das?« wollte Tertish wissen und deutete auf eine kreisrunde Mauer, die ihr bis in Brusthöhe reichte und insgesamt sechs halbkreisförmige Vertiefungen aufwies.
    »Das ist der Brunnen, von dem ich euch erzählt habe«, erklärte Sadagar. »Er enthält kein Trinkwasser, sondern eine Flüssigkeit, die der Carlu men-Organismus absondert. Man kann sich darin wie in einem Spiegel sehen. Aber es ist ein Spiegel, der einem einen Blick in sein eigenes Inneres gewährt – manchmal. Man kann sich daran selbst erkennen. Aber dafür haben wir jetzt keine Zeit.«
    Ohne Sadagars letzte Worte zu beachten, wandte sich Tertish der Brunneneinfassung zu und beugte sich an einer der Vertiefungen über sie.
    Mythor rief sie, doch sie hörte ihn nicht. Sie blieb über den Brunnenrand gebeugt, rührte sich nicht und schien auf etwas zu starren, das sie in der Tiefe des Schachtes sah. Mythor eilte zu ihr und zerrte sie mit aller Gewalt vom Brunnen fort. Sie ließ es ohne Gegenwehr mit sich geschehen und blickte Mythor dann seltsam an.
    »Ich habe ihn im Spiegel des Brunnens wiedergesehen«, sagte sie mit tonloser Stimme.
    »Wen?« wollte Mythor wissen.
    »Den Fährmann«, sagte Tertish. »Jetzt gibt es für mich keinen Zweifel mehr, daß er mich ruft.«
    »Das ist doch Unsinn«, sagte Mythor, aber er fürchtete, daß es nicht sehr überzeugend klang.
    Er wurde abgelenkt, als Sadagar ihm von der Höhe der Ruine des Quaamenbaues winkte, die er inzwischen mit Gerrek erklommen hatte.
    »Tertish, ich bitte dich nur darum, nichts zu überstürzen«, sagte Mythor. »Noch bist du für mich unentbehrlich.«
    Die Todgeweihte nickte wie abwesend, aber sie folgte Mythor zu Sadagar und Gerrek hinauf. Dort bot sich dem Sohn des Kometen ein unglaublicher Anblick. Was er sah, war erschreckend und fesselnd zugleich.

3.
    Das Lebensrad war in einer Senke untergebracht, die tiefer als die übrige Oberfläche von Carlumen lag. Es schien aus einem Stück zu bestehen und war vielleicht aus einer dicken Scheibe von einem Baum des Lebens geschnitzt, der den doppelten Durchmesser gehabt haben mußte als der Baumstumpf von Carlumen. Die Speichen strebten nicht alle der Nabe zu, sondern waren oft durch Bögen unterbrochen, und die verschiedenen Verstrebungen bildeten mit den Leerräumen eigenwillige Muster.
    Das Rad war senkrecht mit der Mittelachse auf zwei Stützen gelagert. Mit der unteren Hälfte verschwand es in einer halbmondförmigen Wanne, die tief über die seitliche Bordwand von Carlumen hinabragte. In diesem Becken gurgelte und rauschte es, so als werde das Rad von einer Flüssigkeit umspült und

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