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Mythos Ueberfremdung

Mythos Ueberfremdung

Titel: Mythos Ueberfremdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Sounders
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West zu beliefern, mit einem Film also, dessen Aussagen weitgehend identisch mit Breiviks Manifest sind und der Kommentare von Bat Ye’or und geistesverwandten Personen bietet. Die neue Bewegung weckte 2010 das Interesse von Mainstream-Medien während der Kontroverse um die »Ground-Zero-Moschee«, ein geplantes islamisches Gemeindezentrum in Lower Manhattan. Die Empörung war größtenteils das Werk von Robert Spencer und Pamela Geller, die auf der Website Atlas Shrugs bloggen, aber ihr Anliegen fand schon bald die Unterstützung von mindestens vier republikanischen Präsidentschaftskandidaten. 1
    Bis der US-Wahlkampf 2012 richtig in Gang kam, hatte es bereits eine unmerkliche, aber deutliche Verschiebung in der öffentlichen Debatte gegeben, die Sprache und Rhetorik betraf. Bis dahin war es für amerikanische Politiker völlig in Ordnung gewesen, islamischen Fundamentalismus und Radikalismus zu benennen und zu kritisieren. Konservative nahmen auch Mainstream-Organisationen und deren Füh rungspersonal aufs Korn und beschuldigten sie, Agenten oder Förderer des extremen Islam zu sein. Aber einfache Amerikaner muslimischen Glaubens wurden nicht behelligt, weil man sich – auch bei einem Großteil der christlichen Rechten – darüber einig war, dass Einwanderer aus Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit im Allgemeinen gut integrierte Amerikaner mit gemäßigten Ansichten waren. Aber in den Jahren nach Barack Obamas Wahl ins Präsidentenamt vollzog sich ein Wandel. Das war teilweise auf den Amoklauf vom 5. November 2009 in Fort Hood, Texas, und den vereitelten Bombenanschlag auf den New Yorker Times Square vom 1. Mai 2010 zurückzuführen. Die beiden Vorfälle erzeugten ein Gefühl eines zunehmenden, im eigenen Land entstandenen Extremismus (und stellten sich als zufällige Abfolge heraus, denn in den darauffolgenden Jahren nahmen weder Extremismus noch Verhaftungen im Zusammenhang mit Terrorismus zu). Aber die Lobbyarbeit und die Medienaufmerksamkeit, die von den Autoren, Aktivisten und Politikern geschaffen wurde, spielten eine bedeutsame Rolle.
    Diese Schwerpunktverlagerung schien nicht nur die konservativen Medien und die Politik der Republikaner zu durchdringen, sondern in einem überraschenden Ausmaß auch das regierungsamtliche und bürokratische Denken. Die Amerikaner erfuhren im Jahr 2011, dass das FBI seinen Beamten eine Schulung in Sachen Terrorbekämpfung hatte angedeihen lassen, in der viele einfache gläubige Muslime als Teil eines »Aufstandes« beschrieben wurden, wobei die von ihnen ausgehende Bedrohung nicht so sehr in einer »radikalen« Haltung liege, sondern in »einem normalen Vertreten orthodoxer Ideologie«. Zu ihren heimlichen Vorgehensweisen zählten »Einwanderung« und »Prozessiererei«. Theoretisch sollte jeder muslimische Einwanderer nach Amerika ausgeforscht werden, ebenso wie jeder Muslim, der – als Gegenreaktion – das FBI wegen Schikane verklagt. Eines der Werke, die den Beamten als Kurslektüre empfohlen wurden, war Robert Spencers Buch The Truth About Muhammad: Founder of the World’s Most Intolerant Religion, das auch Anders Breivik beeinflusste. Die Nachrichten über diese Schulung riefen Veteranen der Terrorbekämpfung auf den Plan, deren Arbeit sich auf den Aufbau vertrauensvoller Beziehungen zu muslimischen Gemeinden in Amerika stützte. 2 Aber ihre Beschwerden wurden ignoriert. Für wichtige Teilberei che des US-Polizeiapparats war die Gesamtheit aller Muslime unterschiedslos zu einem Zielobjekt geworden. Die Amerikaner erfuhren dies im Jahr 2012, als die New Yorker Polizei einräumte, dass sie Überwachungsakten zu Tausenden Amerikanern in zweiter oder dritter Generation führte, und »als besonderer Grund wurde angegeben, dass sie Muslime seien«, berichtete Associated Press, obwohl die Beobachtungsobjekte unter keinerlei Verdacht standen. Der New Yorker Bürgermeister verurteilte oder beendete diese Praxis keineswegs, er verteidigte sie vielmehr mit Worten, die die ganze neue Einstellung zusammenzufassen schienen: »Wir tun das Richtige.«
    Es war politisch akzeptabel, vielleicht sogar politisch nützlich geworden, dass man zugab, eine ganze ethnische Gruppe zum Zielobjekt für Überwachungsmaßnahmen zu machen, denn ein erheblicher Teil der Wählerschaft glaubte mittlerweile die Legende. Eine Meinungsumfrage erbrachte 2011 das Ergebnis, dass 31 Prozent der Amerikaner und 52 Prozent der Anhänger der Republikaner der Aussage zustimmten, dass Präsident

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